"Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel"
Denise
Als Denise zur Toilette ging, konnte Gilberta ihre Schwester in Verschwörungsangelegenheiten rasch zu ihrer Freundin befragen.
Was sie erfuhr, trug sie später wie einen wertvollen Schatz zu Immakulata in die Küche.
"Sie ist Tierärztin", begann sie zu berichten, "das ist natürlich die optimale Partnerin für einen Arzt, denn damit sind Menschen und Tiere der Familie rundum versorgt."
Außerdem konnte sie erzählen, dass Denise 35 Jahre alt und nicht nur unverheiratet, sondern auch beziehungsfrei war. Die allerbeste Voraussetzung für eine neue Verbindung - wobei man natürlich davon absehen musste, dass Christian in einer steckte. Aber die Nonnen waren sich einig darüber, dass die aktuelle keine dauerhafte sein konnte. Seine Freundin Vanessa war viel zu unreif und oberflächlich für den ernsthaften Mann, der sich nur auf einem Irrweg befinden konnte.
Desweiteren hatte Gilberta erfahren, dass Denise in einer Tierklinik arbeitete und eine Mutter hatte, die weit entfernt wohnte, die sie jedoch regelmäßig besuchte. In der Schnelle der Zeit erfuhr Gilberta nicht,
dass Denise noch nie verheiratet war und eine Heirat auch nicht unbedingt auf ihrer To-Do-Liste stand, aber sie gern wieder einen Mann kennen lernen würde. Im Gegensatz zu vielen Altersgenossinnen wollte sie sich jedoch nicht aufs Internet stürzen, um einen Mann zu treffen. Sie sehnte sich danach, den Richtigen genau so kennen zu lernen
wie es früher üblich war: Durch Zufall.
Foto: S. B. |
Hieran würden die ebenfalls verschworenen Nonnen Gilberta und Immakulata ein bisschen drehen, denn zu viel Zufall musste es schließlich auch nicht sein. Hauptsache, am Ende stimmte das Ergebnis.
Als Gilberta die beiden Frauen samt ihren Hunden für Heiligabend einlud, sagten sie unverzüglich zu.
Die Alternative wäre gewesen, dass jede von ihnen allein zu Hause gesessen hätten. Denn auf die Idee, Heiligabend gemeinsam zu verbringen, waren sie seltsamer Weise noch gar nicht gekommen ...
Immakulata musste sich langsam an die Planung dieses Heiligabends machen. Es standen noch ein paar Einladungen aus. Auch durfte sie die Laternen für die Gäste nicht vergessen,
denn es würde längst dunkel sein, wenn diese sich auf ihre Heimwege machen würden.
Lars König
Manchmal geschehen wichtige Ereignisse gleichzeitig. Das kann der erste Schritt zu vielen weiteren Schritten sein. Auch Lars König, der evangelische Pastor, fand Clara ausgesprochen anziehend - jedoch respektierte er zwangsweise, dass sie vorhatte, irgendwann ihr "ewiges Gelübde" abzulegen. Davon musste er schließlich ausgehen. Außerdem war er bei weitem kein Draufgänger, der mal antestete, wie fest ihr Wille war, endgültig im Kloster zu bleiben - er ging einfach davon aus.
Zwar bemerkte er Claras Erröten, wenn er das Cafe betrat und eine Bestellung aufgab, aber das konnte viele Gründe haben. Mit Selbstbewusstsein war Lars nicht gerade gesegnet. Doch er wollte Claras Nähe nicht mehr missen und kam nun beinahe täglich ins Cafe, um einen Kaffee zu trinken
Sr. Immakulata ihrerseits hatte Lars König ausgiebig in ihrem Blick. Da waren zwei junge Menschen, die sich mehr als nur sympathisch fanden - aber ihnen stand der jeweilige Glaube und eine große Schüchternheit im Weg.
Sie nahm es in die eigenen Hände, Lars König für Heiligabend einzuladen,
denn sie hatte eine Devise:
"Ich bin eine Realistin, ich glaube an Wunder."
Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt
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