Geschlossene Gesellschaft
Bernhard hatte ihre Mail beantwortet, aber nicht wirklich zu Immakulatas Zufriedenheit: Er wusste nicht, ob er sich Heiligabend freischaufeln konnte, obwohl er sie gern wieder sehen würde, und dies, falls es an diesem Tag nicht klappen, an einem anderen nachholen würde.
Immakulata wollte an diesem Abend einige Menschen zufrieden und eventuell sogar glücklich machen, und vielleicht war es etwas verwerflich, wenn sie auch ein wenig Glück für sich selbst erhoffte, indem sie den alten Freund wiedersah?
Immerhin konnte sie eine andere Befürchtung vergessen: Sr. Bonaventura würde in keiner Weise ihre kleine Feier stören können, und sei es nur durch ihre kritischen Blicke,
denn sie erwartete den Besuch ihrer einzigen Nichte und würde somit vollends beschäftigt sein. Ihren Segen hatte sie ebenfalls gegeben, und stand auch hier nicht der Feier im Weg. Allerdings wusste sie nichts von diversen Verkupplungsversuchen oder auch dem Plan, eine Patchworkfamilie irgendwie zu retten. Sie hätte das festliche Beisammensein sonst rigoros verboten, das Cafe abgeschlossen und den Schlüssel unauffindbar versteckt - und erst im neuen Jahr wieder raus gerückt.
Inzwischen war Gilberta an diesem Heiligabend sehr damit beschäftigt, das Cafe auf Hochglanz zu säubern. Einen Tannenbaum hatte sie selber geschlagen und diesen prominent im Hauptraum platziert.
Auf dem bereits vorgedecktem Tisch befand sich ein Adventskranz und diverses Tannengrün, zur Freude aller Augen.
Immerhin kannte Gilberta sich gut aus in Wald und Flur und mit dem Ausgraben von so manchem, an das sich andere nicht herangetraut hätten. Aber dem Putzen galt ihre größere Leidenschaft, in die sie sich regelrecht vertiefen konnte. Am Ende blieb keine Ecke unbeachtet, und das kleine Cafe glitzerte mit dem Schnee, der draußen gefallen war, um die Wette.
Es war eben ein Heiligabend, wie er im Buche stand und wie ihn sich die meisten Menschen wünschten, die noch ein paar romantische Anlagen hatten. Aber auch für die Realisten unter den Romantikern konnte Schnee an Heiligabend nicht verkehrt sein.
Sr. Immakulata war unterdessen in der Küche ziemlich beschäftigt. Ihre Gäste sollten heute nicht nur Kaffee, Kuchen und Sekt bekommen, sondern auch ein richtiges Festmahl. Das dehnte sie im übrigen auch auf die zwei Hunde "Wölfchen" und "Bonbon" aus - sie kochte ihnen Hühnchen mit Erbsen und Möhren. Beim Kochen assistierte ihr Clara, die sich auf die Zuarbeiten konzentrieren musste.
Und falls jemand auf seine Kartoffelsalat-mit-Würstchen-Tradition nicht verzichten mochte, so war auch für diese Menschen vorgesorgt:
Clara war bereits ein bisschen träumerisch unterwegs, denn sie wusste, dass auch Lars König zur Feier eingeladen war und zugesagt hatte. Hoffentlich konnte sie ihm endlich einmal etwas unbefangener entgegen treten. Aber ihr Blick auf den Glühwein ließ sie hoffnungsvoll sein. Ein paar Schlückchen würden ihr sicher die Hemmungen nehmen, die sie Lars gegenüber hatte.
Immakulata schreckte sie aus ihren Gedanken: "Nicht träumen, Clara, arbeiten! In ein paar Stunden kommen unsere Gäste."
Und besonders dieser eine Gast ... Lars, sie träumte.
Als es an der Tür klopfte, registrierte das zunächst niemand der drei sehr beschäftigten Frauen. Denn Gilbertas Klappern beim Putzen und das emsige Treiben in der Küche übertünchten das Tür-Geräusch.
Aber irgendwann wurde das Klopfen ein bisschen lauter und dringender.
"Nanu, wer stört uns denn jetzt?" sagte Immakulata mehr zu sich selber, ging aber langsam zur Tür und öffnete sie.
Die Frau, die davor stand, war ihr unbekannt. Sie war kleiner als Immakulata, dunkelhaarig, etwa so alt wie sie selber oder höchstens ein paar Jahre jünger, und sie hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht.
"Es tut mir leid. Wir haben heute eine geschlossene Gesellschaft", erklärte Immakulata.
"Ja, ich weiß. Ich bin Gabrielle aus Belgien, und Bernhard schickt mich. Mitsamt einem großen Päckchen meiner Schokolade und etwas Feinem zu Trinken."
Sie zog einen Bollerwagen hinter sich her.
Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt
Immerhin konnte sie eine andere Befürchtung vergessen: Sr. Bonaventura würde in keiner Weise ihre kleine Feier stören können, und sei es nur durch ihre kritischen Blicke,
denn sie erwartete den Besuch ihrer einzigen Nichte und würde somit vollends beschäftigt sein. Ihren Segen hatte sie ebenfalls gegeben, und stand auch hier nicht der Feier im Weg. Allerdings wusste sie nichts von diversen Verkupplungsversuchen oder auch dem Plan, eine Patchworkfamilie irgendwie zu retten. Sie hätte das festliche Beisammensein sonst rigoros verboten, das Cafe abgeschlossen und den Schlüssel unauffindbar versteckt - und erst im neuen Jahr wieder raus gerückt.
Inzwischen war Gilberta an diesem Heiligabend sehr damit beschäftigt, das Cafe auf Hochglanz zu säubern. Einen Tannenbaum hatte sie selber geschlagen und diesen prominent im Hauptraum platziert.
Auf dem bereits vorgedecktem Tisch befand sich ein Adventskranz und diverses Tannengrün, zur Freude aller Augen.
Immerhin kannte Gilberta sich gut aus in Wald und Flur und mit dem Ausgraben von so manchem, an das sich andere nicht herangetraut hätten. Aber dem Putzen galt ihre größere Leidenschaft, in die sie sich regelrecht vertiefen konnte. Am Ende blieb keine Ecke unbeachtet, und das kleine Cafe glitzerte mit dem Schnee, der draußen gefallen war, um die Wette.
Es war eben ein Heiligabend, wie er im Buche stand und wie ihn sich die meisten Menschen wünschten, die noch ein paar romantische Anlagen hatten. Aber auch für die Realisten unter den Romantikern konnte Schnee an Heiligabend nicht verkehrt sein.
Sr. Immakulata war unterdessen in der Küche ziemlich beschäftigt. Ihre Gäste sollten heute nicht nur Kaffee, Kuchen und Sekt bekommen, sondern auch ein richtiges Festmahl. Das dehnte sie im übrigen auch auf die zwei Hunde "Wölfchen" und "Bonbon" aus - sie kochte ihnen Hühnchen mit Erbsen und Möhren. Beim Kochen assistierte ihr Clara, die sich auf die Zuarbeiten konzentrieren musste.
Foto: S. B. |
Clara war bereits ein bisschen träumerisch unterwegs, denn sie wusste, dass auch Lars König zur Feier eingeladen war und zugesagt hatte. Hoffentlich konnte sie ihm endlich einmal etwas unbefangener entgegen treten. Aber ihr Blick auf den Glühwein ließ sie hoffnungsvoll sein. Ein paar Schlückchen würden ihr sicher die Hemmungen nehmen, die sie Lars gegenüber hatte.
Immakulata schreckte sie aus ihren Gedanken: "Nicht träumen, Clara, arbeiten! In ein paar Stunden kommen unsere Gäste."
Und besonders dieser eine Gast ... Lars, sie träumte.
Als es an der Tür klopfte, registrierte das zunächst niemand der drei sehr beschäftigten Frauen. Denn Gilbertas Klappern beim Putzen und das emsige Treiben in der Küche übertünchten das Tür-Geräusch.
Aber irgendwann wurde das Klopfen ein bisschen lauter und dringender.
"Nanu, wer stört uns denn jetzt?" sagte Immakulata mehr zu sich selber, ging aber langsam zur Tür und öffnete sie.
Die Frau, die davor stand, war ihr unbekannt. Sie war kleiner als Immakulata, dunkelhaarig, etwa so alt wie sie selber oder höchstens ein paar Jahre jünger, und sie hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht.
"Es tut mir leid. Wir haben heute eine geschlossene Gesellschaft", erklärte Immakulata.
"Ja, ich weiß. Ich bin Gabrielle aus Belgien, und Bernhard schickt mich. Mitsamt einem großen Päckchen meiner Schokolade und etwas Feinem zu Trinken."
Sie zog einen Bollerwagen hinter sich her.
Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt
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