10. April 2022 - Weekly - Boris Becker und die fehlende Klugheit ...

Madame Tussauds London

 Boris Becker und die fehlende Klugheit ...

Intelligenz muss gefördert werden. Bei Boris Becker wurde offenbar nur sein sportliches Talent gefördert, vieles andere blieb dabei auf der Strecke.

Er war der Held vieler Tennis-Begeisterter und hat selbst die in seinen Bann gezogen, die bis dato mit Tennis nicht viel anfangen konnten. Die haben sich dann die Nächte um die Ohren geschlagen oder sind zu Unzeiten aufgestanden, um ihn spielen zu sehen.

Sie haben ihn verehrt und hochgejubelt. Von seinen cleveren Aufschlägen konnten die Fans nicht genug bekommen. Überhaupt haben er und

Steffi Graf die Deutschen erst zu einer tennis-verrückten Nation gemacht.

Er war der Held vieler Frauen, die seine weggeworfenen Schläger aufsammelten und ihn einsackten. Er war der Typ Schwiegermutter-Liebling und der, der sich nicht so wirklich gut ausdrücken konnte. Er war auch schon mal der "Staubsauger" ("Sie würde mich auch lieben, wenn ich ein Staubsauger wäre" - Zitat Boris) anstatt des Staubsauger-Vertreters, weil er besser Bum-Bum machen konnte als reden. Als ob je eines seiner Mädel ihn geliebt hätte, wäre er wirklich ein

Staubsauger-Vertreter gewesen!

Er war der Junge, für den es schnell von einer kurzen Kindheit auf die Courts der Welt ging - und in die höchsten Lüfte des Erfolgs. Um den schnöden Mammon musste er sich nicht kümmern, denn das erledigten andere - und er lebte nicht schlecht von dem vielen Geld, in dem auch andere ihre Finger hatten.

Er war der Typ, der irgendwann allen auf die Nerven ging: altbacken als wäre er nie richtig durchgebacken gewesen, dann ein Mann wie aus der Zeit gefallen: nie wirklich jung gewesen, aber auch noch nicht alt den Jahren nach.

Seine Berührungen mit der Normalität = Null.

Höhenflüge . Abstürze . Höhenflüge .

Und stets ein neues liebreizendes Wesen an seiner Seite, das jeweils wohl wusste, was man aus ihm herauspressen konnte. Der Mann mit den vor der schnöden Realität geschlossenen Augen und dem unbedingten Willen, dass alle Frauen ihn lieben um seiner selbst willen. Er war wohl der einzige, der das geglaubt - und dafür die Rechnungen bezahlt hat.

Die schönsten Frauen, aber auch die verrücktesten, rückten ihm auf die Pelle. Und das nicht, weil er Bum-bum in jeder Beziehung, sondern der

Boris Becker war.

Ein Idol! Eine Legende!

Müssen Legenden auch noch klug sein? Müssen sie mehr als einen laschen Beipackzettel als Erfolgsnachweis und weltweiter Beachtung beisteuern?

Fazit

In London ist Boris Becker nun in 4 von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Er hat seine Insolvenz verschleppt. Und so wie auch Unwissenheit selten vor Strafe schützt, schützt auch Dummheit nicht davor.

Wäre ich seine Anwältin, würde ich darauf plädieren, dass sein gesamtes Leben - natürlich abseits des Tennis-Courts - bereits seine Strafe war. Ausgenutzt,

lächerlich gemacht, und jetzt zum Abschuss freigegeben.

Strafe in Gefängnissen macht Leute nicht zu besseren Menschen. Und Boris ist irgendwo ein Neutrum: weder gut noch böse, aber nie erwachsen geworden.

Ihm drohen ein paar Jahre in einem Gefängnis. Vielleicht würde er dort lernen, mit Geld und Werten umzugehen ... aber er ist offensichtlich eher dumm als kriminell ...

Lasst ihm die Freiheit, aber die, in der er lernt, ein Mensch mit vielen Wünschen, aber wenig Geld zu sein. Lasst ihm die Möglichkeit, noch eine Frau kennen zu lernen, die es nicht aufs Geld abgesehen hat.

Schickt einen ehemaligen weltweiten Helden nicht in den Knast, sondern in die Wirklichkeit.

Dies ist jedoch die Sicht einer Nicht-Juristin. Entscheiden muss das Gericht, und Boris Becker muss das Urteil annehmen. Spiel. Satz. Aus.

Guten Tag, Gruß Silvia