Donnerstag, 9. April 2015

8. April 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Hennef bei Wassili

Aperitif: "Chantal Schmitz"
Vorspeise: Schlafendes Häschen im Salatbeet, Brot, Butter, Lachs vom Hasen und Salaten der Jahreszeiten mit Nüssen
Hauptspeise: Lammkotelettes vom Karre, glasiert mit Rotweinjus, dazu ein Leipziger Allerlei, drapiert mit Krebsschwänzen und Pariser Kartöffelchen
Nachspeise: Apfeltarte mit Vanilleschaum - Schneewittchens Schlummertaste, ein Prinzessinnen-Traum wird wahr


Ein Märchen über Märchen

In der totalen Verniedlichungsform geht Wassili, der seinen Vornamen einem Buch verdankt, das sein Vater während der Schwangerschaft seiner Frau gelesen hat, in die Vollen: Selten so eine verkitschte Menü-Karte gelesen. Es ist davon auszugehen, dass auch der namengebende Wassili einem Märchenbuch entsprungen ist. Der gelernte Bäcker ist jetzt als Schulbegleiter unterwegs,  einem Beruf im sozialen Bereich. Welche Voraussetzungen hierfür notwendig sind, ist mir nicht bekannt.

Seinen einzigen Einkauf erledigt er in einer Weinhandlung. Nach ein paar Werbeminuten für den Händler zieht er mit sechs Flaschen wieder ab, von denen der Kenner meint, "die dürften wohl reichen".

In der Küche fallen ein paar Tüten mit Salaten auf. Die gibt es später zur Vorspeise. Ein Häschen in der niedlichsten Form der Beschreibung darf sich dann darin lümmeln, um die Gäste zu erfreuen. Es ist jedoch einfach ein Salat und kurz gebratenes Fleisch mit einem wenig Dressing über dem Blattwerk, also kein Hexenwerk. Gut sehen die selbst gebackenen Brötchen aus, die es dazu gibt. Aber für einen Bäcker eine leichte Übung.

Zur Hauptspeise setzt eine kleine Runde meckern ein: Es fehlen Salz und Pfeffer. Und vielleicht auch ein bisschen Pfiff überhaupt? Die Gäste meckern jedoch auf einem freundlichen Niveau, und das muss gestattet sein.

Die Nachspeise ist nun mal so gar nichts Besonderes: Der selbstgemachte Blätterteig sieht für einen gelernten Bäcker nach - ich denke mal - erstem Ausbildungshalbjahr aus. Ein paar Zutaten drauf, ab in den Ofen - so was macht fast jeder mal eben zwischendurch. Von einem Prinzessinnentraum weit und breit  gar nichts in Sicht.

Insgesamt sind die jeweils acht Punkte gerechtfertigt, allein schon das Zubereiten der verschiedenen Gemüsesorten verlangte eine gewisse Multitasking-Fähigkeit. Aber die wahre Kunst liegt eben in der Würzung.

Von hier aus auch acht Punkte, weil er sich sicher viele Märchen durchlesen musste, um seine Speisekarte zusammen zu poetisieren. Am Ende bleibt das Märchen vom falschen Prinzen.

Guten Morgen, Gruß Biene

9 Kommentare:

  1. Na das war ja mal ein Überraschungsei: Der unscheinbare stllle Wassili, zeigte hinter Tiefstapelei endlich mal wieder, was Kochen, schönes Wohnen und fröhliches Familienleben heisst.

    Dazu noch ist er Schulbegleiter, mein Sohn hatte selbst jahrelang einen, man merkt Wassili die heilpädagogischen Fähigkeiten und die wohltuende Ruhe an, die er offenbar auch im Kontakt mit seinen Töchtern einzusetzen weiss.

    Schon die Menükarte fand ich witzig, das märchenhafte Rätselraten war nach dem Dosenöffnen schon im Vorwege Gästeanimation.

    Und dann stand endlich mal wieder ein Mensch in der Küche, der ruhig und umsichtig arbeitete, mit seiner Frau Hand in Hand - ein eingespieltes Team.

    Habe meinem Mann schon eine seiner Blumenspritzen abgeschwatzt - damit wird künftig mein Brot im Ofen besprüht, warum kommt man selbst eigentlich nicht auf solche genial einfachen Ideen?

    Auch die Tischdeko, von Wassili und seiner Frau kurz mal aus der Hand geschüttelt, war für mich eine der stilsichersten in der letzten Zeit.

    Der Aperitif und die Geschichte seiner Namensgebung brachte gleich gute Stimmung, der Drink als solcher beeinhaltete auch mehr Komponenten, als der Standard Champagner mit Blüten oder Sirup.

    Die Vorspeise, Salate - gut die sind keine Kunst, aber die Hasenfilets waren toll gebraten und das frische Brot mit der Kresse und Salzbutter, das war bestimmt eine herrlich runde Sache.

    Nervtötend fand ich das einsetzende Genörgel von Mademoiselle Montag, die nicht lassen konnte, ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Zu wenig gewürzt? Eventuell zu verschnupft und verschleimt?

    Der Hauptgang - das war doch super: Das exakt recherchierte Leipziger Allerlei, die Gemüse einzeln gegart, die Bäckerkartoffeln mit Lammfond in den Ofen geschoben, das Lamm fachkundig pariert, die Rotweinreduktion mit den Resten vom Parieren angesetzt, die Lammkoteletts schlussendlich wunderbar rosa gegart und dann nebenbei noch die Flusskrebse mit der Krebsbutter nur ganz kurz angebraten...
    Das war endlich mal wieder ein Küchentango, wo die Schrittfolge stimmte.

    Klaro - gab es wieder was zu nörgeln, mit aufgerissenen Augen und hilflosem Lächeln, keine Ahnung, warum man dann nicht nach einem Salzstreuer fragt.

    Das Dessert dauerte zu lange, das glaube ich gerne. In der Ruhe liegt zwar die Kraft, aber da geht auch gerne mal die Zeit flöten.
    Dennoch: Vom reinen HamHam-Wert schätze ich den Nachtisch als wirklich gelungen ein: Sah das gut aus!
    So ein richtig frischer Apfelkopenhagener und dann noch mit Marzipan - was logischerweise für manche Menschen sofort Steilvorlage zum Nörgeln bietet: "Zu süss, ich bin keine Süsse" Ja was, wenn das Dessert zu wenig gewürzt gewesen wär?
    Wie man`s macht, den Prinzessinnen auf der Erbse gereicht es wohl niemals zur Wohlgefälligkeit...

    Wassili die Wundertüte. Mir hat er gut gefallen. Der Abstand zu der Montagsköchin mit nur zwei Pünktchen ist zu gering. Aber gut als Backprofi, das sehe ich ein, kann man seinen Brote und Kuchen fairerweise nicht mit bewerten. Sein Kochen hingegen schon.
    Und das fand ich überzeugend gut. Da wusste einer was er tat, ruhig und ohne viel Gedöns. Das fand ich sehr angenehm.

    Liebe Grüße aus Nebelhausen sendet Susi

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    1. Ich wundere mich, dass ausgerechnet der "Trick", der ja keiner ist, sondern alt bekannt, mit dem Wasserbesprühen über all als Neuigkeit angesehen wird. Ich bin nicht die Super-Köchin, aber mir ist das schon ewig bekannt. Gruß Silvia

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    2. Grüß dich Susi,

      ich fand auch, dass hier alles gepasst hat.
      Ein schönes Essen in guter Atmosphäre und recht gelassen zubereitet.
      Wir hätten die 9 Punkte Karte in die Kamera gehalten.

      Grüße aus dem sonnigen Wien.
      ute

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  2. Damals, also ganz damals gab es ja die Neue Deutsche Welle und Annette Humpe sang ein Stück, das Monotonie hieß bzw. immer noch heißt. Und ziemlich monoton und einschläfernd war für mich der gestrige Abend.

    Die Wohnung mit Loft-Charakter ist sehr individuell gestaltet und eingerichtet, eine für mich gekonnte Balance aus rustikalen Elementen in Verbindung mit modernen Möbeln. Herrlich als Stilbruch und Eyecatcher die plüschige Omma-Nachttisch-Lampe in der Küche.

    Auch die Speisekarte mit witziger Namensgebung, in einer schwer zu öffnenden Dose versteckt, las sich sehr lecker und war ähnlich individuell wie die wunderschöne Tischdeko.

    Und das er gerne und routiniert kocht, war ihm anzusehen, auch wenn Johanna ständig an der Würzung was zu mäkeln hatte. Jeder will halt gewinnen, sie macht da sicherlich keine Ausnahme.

    Aber als Gastgeber fehlt es ihm an Esprit und einer Prise Temperament. Leider habe ich an seinem Abend mehr oder weniger nur einen emotionslosen Gesichtsausdruck wahrnehmen können. Und seine monotone Stimme sorgte auch nicht gerade für Stimmung. Dass er die Ruhe weg hat, mit seinen beiden kleinen Töchtern zu backen oder sie am Kochgeschehen teilhaben zu lassen, glaube ich ihm aufs Wort. Den Wassi bringt so schnell nichts aus dem Lot. Was für seinen Beruf natürlich nicht von Nachteil ist.

    Seinen Abend beschrieb er als: spannend, aufregend und anstrengend. Ich habe in seinem Gesicht nichts davon entdecken können! Weder Spannung noch Aufregung noch sonst was.

    Hier scheint die Sonne von einem herrlich blauen Himmel herunter und die Temperaturen (Ostern: 1,5 Grad und Schneeregen!) gehen langsam nach oben.

    Es grüßt in sonniger Laune Renésmée-Pearl (ich hab in Anlehnung an den Aperitif Chantal Schmitz mal den Chantalisator angeschmissen)

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    1. Auch hier ist es sonnig: Die Zwillinge Prada und Escada spielen draussen, Onkel Kevin und Tante Cheyenne brachten die neuen Bobbycars mit. Nacher kommen Liam-Noel und Sugar-Ann noch dazu, dann feiern wir Kindergeburtstag.
      Liebe Grüsse von Savannah-Joanne
      PS. Alle Namen kamen im Verzeichnis des letzten Jahrgangs vor, den mein Mann unterrichtete.
      Ach ja Chantelle gabs auch noch. Da sehnt man sich ja direkt nach der guten alten Schantall..

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    2. Und ich Unwissende dachte, nur der Schantallisator oder die Amerikaner können so völlig überdrehte Namen, aber ne, geht auch hier.
      Stell Dir mal Hamburg-Mümmelmannsberg vor. Von irgendeinem Balkon in der Platte die rauchige dröhnende Stimme von Mama: „Pradaaaa, reinkommen, Essen is färtiiich!“

      LG, Savannah-Joanne

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    3. Genau dorten hat er unterrichtet...

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  3. Mir gefiel der gestrige Gastgeber samt seiner gezeigten Kochleistungen
    sehr gut.

    Bei dem frisch gebackenen Brot lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    Aus meiner Sicht war doch alles mit ziemlichen Aufwand verbunden.
    Allein die Sorgfalt wie der Salat und das Gemüse zubereitet wurden, die vermisse
    ich oft bei den Kandidaten.

    Zum Blätterteig kann ich nur sagen, wer schon mal probiert hat den allein
    zu machen, der weiß , das ist ein kleines Kunststück.

    Für einen gelernten Bäcker natürlich nicht die hohe Kunst des Backens.
    Aber als der Teig dann im Backofen in die Höhe schoss, ich bin keine Süße
    aber da bekam ich Appetit.
    Insgesamt für mich mal eine gute Leistung , auch weil der Gastgeber
    eine Ruhe ausstrahlte die sich wohltuend von dem Gepiepse und Geschnatter
    der Montagskandidatin abhob.
    Ich hätte 9 Punkte gegeben.
    Das zu wenig gewürzt wurde mag ja im Einzelfall stimmen, nicht jeder ist
    beim Griff ins Salzfass großzügig.
    Nachwürzen geht immer, ich liebe es auch salzarm , dafür aber mit Schärfe.

    Warten wir mal ab, was heute so passiert.
    Die Kandidatin sieht aus, als würde sie gern kochen.
    Ich finde , sie ist eine sympathische Person.

    Grüße aus der Sonne, Anna

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    1. Ich biete 18 Grad und Sonne!

      Übrigens nehme ich auch immer weniger Salz als die meisten anderen, eben soviel, dass es für mich ausreichend, aber nicht versalzen ist. Alle anderen müssen das von mir Gekochte nachsalzen. Und bei anderen Gewürzen bin ich ebenfalls großzügiger.

      Gruß Silvia

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