Dienstag, 28. April 2015

27. April 2015 - Die Reimanns - Ein außergewöhnliches Leben

Airport Oahu


The American Dream

Der Traum aller Tellerwäscher ist für Konny Reimann und seine Familie in Erfüllung gegangen. Im vorliegenden Fall hat das aber nichts mit den Möglichkeiten in den USA zu tun, sondern mit dem enormen Einfluss von Fernseh-Sendern, die im Glücksfall ihre Auswanderer und andere Reality-Bomben wie Daniela Katzenberger dort hin befördern, wo sie sich sauwohl fühlen und so richtig absahnen können. Im Falle der Katzenberger sinkt der Stern ebenso wie im Falle der Reimanns. Schnöde von der guten Schwester Vox zur eher bösen Schwester RTL II verbannt, müssen sie nach neuen Wegen suchen, um interessant zu bleiben und die Einnahmequellen nicht versiegen zu sehen.

Daniela Katzenberger kam auf die glorreiche Idee, ihre Schwangerschaft mitsamt der Geburt vermarkten zu wollen: Ein verzweifelter Schrei nach medialer Aufmerksamkeit.

Auch das Interesse an Konny Reimann hat längst nachgelassen und der Begriff "Kult-Auswanderer" ist nur ein Wort und ohne besondere Gültigkeit. Das Errichten jeder einzelnen Bretterbude hat der Sender verfolgt, bis sie alle schon Brettern vor den Köpfen gesehen haben mussten: Wen interessiert das wirklich? Bauarbeiter aus Deutschland wurden angekarrt, und sie durften helfen gegen Bier-Gage. Diese Idee haben mittlerweile sogar einige Städte für ihre alkoholkranken Menschen eingeführt: Arbeit gegen Bier.

Ob es überdies noch eine Gesellschaft und freundliche Worte von und mit dem ewigen Griesgram Konny gegeben hat, darf bezweifelt werden. Der hat nicht nur ein seltsames Bretter-Schloss, der lebt auch hoch oben in den Türmen.

Nachdem der Sender  jeden Buskauf verfolgt hat, und unter den Achsen wohl auch das Interesse verloren hat, werden jetzt erst einmal zwei Busse verkauft oder verschrottet, wer weiß das schon so genau? Auf dem Weg verunglücken die beiden Fahrer mit den Bussen. Dass Konny jetzt ins Krankenhaus geeilt ist, darf bezweifelt werden. Wird nicht berichtet.  Dass der Unfall durch platzende Reifen verursacht wurde, wird erzählt.

Familie Reimann hat Besseres zu tun als Krankenbesuche zu machen: Sie feiern ihre zehnjährige Anwesenheit in den USA. Sohn Jason wird demnächst Vater: Somit könnte die Familie endlich mal in die höchsten Kreise aufsteigen - als gebürtiger Amerikaner darf das Kind rein theoretisch später auch Präsident werden. Warum nur aber lässt man bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal ab von der Familie? Alle Stories sind zu Ende erzählt und überstrapaziert in der Annahme, es interessiere noch viele Zuschauer.

Nein, der Sender kann nicht aufhören, über den stoischen Mann aus Hamburg zu berichten: Denn ihm kam die Idee, nun weiter zu wandern. Es zieht ihn mit seiner Frau nach Hawaii, weil das neue Sendestunden verspricht, obwohl der Mann schon lange keine grundlegend neue Ideen mehr vorweisen kann. Jeder kennt nun Pfusch am Bau oder weiß, warum er keinen Urlaub in Gainesville verbringen will - aber auf Hawaii wird das auch nicht besser.

Ich wünsche den Reimanns alles Gute. Aber sie sind so spannend wie meine fünfundachtzigjährige Nachbarin zwei Häuser weiter. Sie kann aber wenigstens freundlich lächeln.

Guten Tag, Gruß Biene

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank, liebe B.B. für die kritische Einschätzung dieser "Volksseele". Bei uns im regionalen Umland trat Konny Reimann in nahezu jeder Kleinstadt auf. "Lesungen" hielt er und viele Brüder und Schwestern im Geiste waren entzückt von diesem Kerl, der was aus sich gemacht hat, der seine Träume verwirklichte.

    Ich war immer entsetzt von diesen dämlichen Parolen, dass beispielsweise Freiheit für Herrn Reimann stets damit einher ging, sich jederzeit ungehindert mit jeder Waffe seiner Wahl eindecken zu können und diese auch ohne Einschränkung benutzen zu dürfen.

    Da konnte Amok laufen wer wollte, uns schlichter Hamburger Jung freute sich wie Bolle, dass er endlich ordentlich rumballern durfte.

    Wie hohl muss man sein, um in diesem gesegneten Alter noch solche Phrasen zu dreschen?

    Freiwillig guck ich mir diesen Typen schon ewig lange nicht mehr an, aber man hat ja kaum Chancen, seiner Medienpräsenz zu entgehen. Wenn ich mein Mailprogramm öffne, wer glotzt mich an? Wenn ich morgens, wie immer von hinten meine Tageszeitung lese, wer drängt sich ins Gesichtsfeld? Und so schnell kann ich die hässliche Konstanze-Rick-Erbin gar nicht wegschalten, nach dem Dinner, dass mich nicht noch dieser Typ mit dem fiesen Rattenschwänzchen kalt erwischt...

    Das Leben ist hart. Liebe Grüße Susi

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    1. Ich habe mir das vorhin im Schnelldurchlauf auf dem Laptop angesehen - eine Abendsendung mit ihm auf RTL II würde meinen Horizont sprengen. - Ist lange her, dass ich mir das auf Vox angesehen habe.

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