Dienstag, 28. April 2015

27. April 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Brannenburg/Bayern bei Sibille

Foto: I. N.


Aperitif: Karpaten-Wasser
Vorspeise: Transsilvanische Suppe im Brotlaib
Hauptspeise: Hackvariation Siebenbürger-Style
Nachspeise: Draculas Knochen der Liebe


Stolz und Vorurteil

Sibille aus Siebenbürgen, oder für die in den Grafen Dracula vernarrten auch Transsilvanien, ist stolz auf ihre Ursprungs-Heimat, die sie mit gerade mal zwei Jahren verlassen hat. Wenn ihr jedoch Leute mit dem Vorurteil begegnen, ein Graf beherrsche die gesamte Gegend, so kann sie schon mal sauer reagieren.

Obwohl dieser Graf sich wie ein roter Faden durch ihr Menü zieht, und sie über fast nichts lieber spricht als über die Heimat und den Vampir. Noch lieber spricht sie nur über die liebe, liebe Familie, in der alles wunderschön - schön - und nochmal lieb ist. Und dies mit einer schrillen Stimme, dass ich beinahe geneigt bin, abzuschalten. Oder meine Hunde bitten will, mal ein ordentliches Bellen drüber zu legen. Die ausgesprochen selbstbewusste junge Frau übernimmt wie selbstverständlich die ganze Sendung samt Regie, und nebenbei kocht sie auch noch ein Menü aus einem alten Heimat-Kochbuch, das zwar ein bisschen modifiziert wurde, aber an der Deftigkeit im Inhalt nichts verloren hat.

In den Vorab-Interviews outet sich ein Teilnehmer derweil als konsequenter Allgemein-Bildungs-Lückenbüßer, während Andreas sich als Show-Mann empfiehlt und mehr oder weniger seine wohl sehr von ihm geliebten Zoten zum Besten gibt: Der Liebesknochen befindet sich in seiner Hose? Okay? - Nach der Ansicht der Liebesknochen wird er diesen Vergleich eher scheuen, so winzig sind die.

Sibille kann kochen, soviel steht fest. In ihrer Küche sitzt jeder Handgriff. Ob sie aber auch ein perfektes Dinner zubereiten kann oder besser könnte, steht auf einem anderen Blatt: Dieses ist ein leckeres Essen, aber weit entfernt von einem Menü mit dem Überbegriff "perfektes Dinner". Hackfleisch passt per se schon mal nicht zu einem wirklich guten Dinner. Die Eclairs sind nicht gelungen. Sie Suppe: Schwer zu bewerten. Könnte passen, wenn ihr etwas Feines folgen würde.

Endlich ist es kurz vor acht Uhr, die Punktevergabe bringt eine schwer nachvollziehbare Begeisterung zutage: Vierunddreißig an der Zahl! - Ist aber auch schon egal: Ich brauche jetzt dringend dreiundzwanzig Stunden Pause vor dieser furchtbaren Stimmlage. Hoffentlich greift die Regie in den nächsten Tagen mal dominant durch und überlässt nicht weiterhin Sibille die ganze Arbeit.

Guten Morgen, Gruß Biene

4 Kommentare:

  1. Das Dinner in Rosenheim,
    da fällt mir spontan eine ansehnliche junge Frau im Dirndl ein, die mit schriller
    Stimme ihre Siebenbürgener Heimat preist.
    Traditionsbewusstsein bei jungen Menschen ist anerkennenswert und hier
    wird der Familienzusammenhalt ungekünstelt gezeigt.
    Das wird von vielen Menschen belächelt aber etwas Gutes ist damit auch verbunden.
    Wir haben es auch gespürt, als meine Mutter verstarb, plötzlich war keiner mehr
    zuständig die überall verstreut lebenden Verwandten , Kinder und Enkel
    zusammen zu halten.

    Zum Glück klappt das bei mir und meinen Kindern auch, ohne Verpflichtung, nur aus Zuneigung.

    Die spürte man auch bei Sybille und ihren Verwandten.

    Nun zu ihren Kochkünsten.
    Sie wirkte in der Küche sehr routiniert.
    Das Menü hätte mich nicht vom Hocker gerissen, Hackfleisch ist nicht meine
    erste Wahl, wenn ich koche.
    Es muss aber gut geschmeckt haben und ich hätte gern probiert.

    Völlig misslungen fand ich die Eclair oder Liebesknochen.
    Sie hat den Teig eigentlich gekonnt zubereitet, dann hat sie sich aber zu sehr
    als Herrscherin der Regie gefühlt und mehr in die Kamera gequasselt, als für
    diese Dinger gut war.
    Heraus kamen Gebilde, die keinesfalls als Liebesknochen durchgehen konnten.

    Ich kenne diese Gebäck noch von früher.
    Im Osten gab es die mit einer leichten Vanille-Puddingfüllung und mit Kuvertüre
    überzogen.
    Die verdienten den Namen Liebesknochen, süß und leicht.

    Ich habe kürzlich so ein Gebäck gekauft, schwere Creme und ganz dick mit
    Schokolade umhüllt, nein das gefiel mir nicht.
    Kann aber auch sein, dass ich den Geschmack vergessen habe, man verklärt oft
    die Genüsse der Vergangenheit.
    Was Mutter kochte schmeckte ja auch immer am besten.

    Die Punktevergabe war mit 8 Punkten okay, 10 Punkte von der etwas einfach gestrickt
    wirkenden jungen Dame waren aber daneben.

    Auffällig war Chris für mich, der konnte sich den ganzen Abend vor Kichern
    und Gackern nicht einkriegen.
    Ob er seine Teilnahme einer Wette verdankt?
    Wir werden sehen.

    Heute wird der Jäger sein selbst erlegtes Fleisch servieren zu dem er nach
    eigener Aussage eine besondere Beziehung hat.
    Hoffentlich legt er keinen Gedenkkranz auf den Teller.

    Ich wünsche uns eine entspannte Woche ohne kreischende Begrüßungsszenen
    und eine faire Runde.

    Aus dem nasskalten Berlin grüßt Anna

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  2. Mei, dös war a pfundig Volkstheater, was uns die transsylvanische Linie des Hellwig Clans da gestern zum Besten gab. Jeder Satz geschrien und in seiner Schlichtheit nicht zu überbieten. Gerne auch zweimal hintereinander dasselbe gesagt, äh geschrien, Hauptsache munter und laut.

    Als Gast hätte ich bei der Begrüßung dringend Ohropax benötigt, das sind nicht die leergesaugten, siechen transsylvanischen Bauern, diese Landsknechte haben ihre armen Vampire frohsinnig zu Tode gegrölt. Mei is des schee!

    In ihrer ausgescheerten Puppenstube lebt das blitzsaubere Drindl im Maria und Margot Hellwig-Gedächnis-Look. Nebenan hütet der Papa ein Fass mit Kohlleichen.
    Die sind sauer eingelegt und schmecken gut, sehen aber irgendwie nach Pathologie aus. Der Vati hütet auch den Steinbackofen, wo gerade in Blumentöpfen Brotlaibe backen.
    Die sehen oben aus wie Brüste (sagt ein Gast) und werden abgeschnitten und als Deckel auf die Suppe gesetzt. Wieso fällt mir jetzt wieder Pathologie ein?

    Aber erst mal zurück marsch, marsch auf Anfang: Herzlich schreiend wird Schwesterherz Marion begrüßt, die alsbald Tonnen von Gemüse klitzeklein schnibbeln darf, während Schwesterherz Sybille das Hack würzt, die Tomatensosse und die Suppe zubereitet.

    Sie kann das, aber Essenszubereitung dieser Art hat man 1000fach selbst gemacht, bei Oma und Mutter beobachtet - nichts Besonderes unter Bayerns idyllischer Sonne.

    Als wäre es noch nicht laut genug in der Küche, gesellte sich das Mutterherz der Schwesternherzen zur fleissigen Runde hinzu. Mei, war das ein Hallo und Grüßgott!

    Während die Roseanne-ähnliche Mama, den Tisch decken half, werkelten Schneeweißchen und Rosenrot emsig weiter am Herd.
    Sehr seltsam schien mir, dass die gefüllten Paprika in Wasser gekocht wurden, es würgte mich ein wenig, muß ich gestehen.
    Und Krautwickel im Dampfgarer haben bei mir auch eher etwas von Seniorenkost. Die Polenta dagegen, mit dem Käse, gefiel mir.

    Aber die gesäuerte Suppe, ich vermute mal Soljanka-Style, war lecker, aber absolut Alltag und diese durchweichten Brotgefässe, die fallen bei mir unter moralisch fragwürdige Lebensmittelverschwendung, aber in Transsylvanien hat man`s ja, oder?

    Das Dessert schliesslich, keine Ahnung, was an dem Brandteig schief ging, die Fertigung sah gekonnt aus, davon abgesehen ist es langweilig, einen langweiligen Teig mit langweiliger Vanillepampe (das war zwar nicht Dr.Oetker, aber so gut wie) zu füllen.
    Das Eis aber, das hat sie gut gemacht, feines Rezept, unkompliziert und wirkungsvoll umgesetzt.

    Last but not least: Wein, Likör und Schnaps: Selbstgebrannt und gekeltert von hinter den sieben Bergen, die Frau hat es faustdick hinter den Ohren. Möglicherweise schreit sie deshalb jeden Satz so fröhlich volkstümlich in unsere schöne Welt.

    Das war Hausfrauenessen, handwerklich gekonnt zubereitet, fantasielos nachgekocht. Aber Sybille ist erst 26, vielleicht nutzt sie ihre Fähigkeiten noch , die traditionellen Rezepte ab zu wandeln, ein Cross-over zu wagen, auch hinter den Sieben Bürgen kann man seinen Horizont erweitern, ohne gleich zum Vaterlandsverräter zu werden.

    Ein herzliches Hallo und Grüßgott in die Runde es herzt euch das blitzsaubere Suserl

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  3. Moin @ zusammen.

    Dracula in Oberbayern, Rosenheim und Umgebung. Ist er auf Urlaub dort?
    Sibille aus Siebenbürgen ist ein Familienmensch durch und durch. Ihre Familie, egal wie groß, wohnt in der näheren Umgebung. Vielleicht ist sie deshalb noch Single, weil es für jeden bestimmt schwer ist in diese Familie reinzukommen. Als Wunschgäste erhoffte sich Sibille 4 männliche Single. Auch wenn sie schon 24 Jahre hier lebt, so ist sie immer ihrer Ursprungsheimat treu geblieben, obwohl sie mit 2 Jahren noch gar keinen Bezug haben konnte. Mindestens 1 x im Jahr muss sie nach Siebenbürger in die alte Heimat reisen. Die Familie hat dort ein eigenes Haus mit Garten usw.. Sicherlich wohnt dort noch mehr Verwandtschaft, denn ein Onkel stellt dort selber Wein her. Offiziell oder inoffiziell lies Sibille offen. Ich fand es toll, dass sie so zu ihren Wurzeln stand/steht. Mit Sicherheit ist sie in Oberbayern immer noch ein Preis. Für die Bayern gibt es keine Ausländer, nur Preisen und Chinesen.
    Beruflich ist Sibille Personalsachbearbeiterin, spricht aber seltsamer Weise kein Englisch.
    So hat sie an der Küchentür einen Spruch in Englisch hängen, den sie nicht deuten konnte. Als man ihr sagte, was er auf Deutsch heißt „Ich küsse besser als ich koche“, stand für sie fest, der muss weg, denn kochen ist eine große Leidenschaft von ihr und das kann sie besser. Dies zeigte sie ganz selbstbewusst und wies ihre ältere Schwester genauestens an. Geduldig fügte sich die Schwester als Schnippelhilfe.
    Ihr Vater hatte inzwischen Brot im Garten in einem alten Steinofen gebacken. Mag das Brot auch teilweise etwas dunkel geraten sein, so war es egal, denn es diente nur als Suppengefäß.
    Auch sonst scheint Sibille recht begabt zu sein, denn in ihrem Haus ist fast alles selber gemacht und Sibille arbeitet dabei tatkräftig mit. Dass sie eine Wohnzimmerwand selber mit Klinkern ver-kleidet hatte, muss man ihr hoch anrechnen, denn es sah gekonnt aus. Der vom Vater gemachte Couchtisch aus einer Baumwurzel, hatte was uriges, wenn auch nicht jedermanns Geschmack.

    Auch wenn Sibille nicht gerade gut auf das Thema Dracula zu sprechen war, so diente dieser doch als Namensgeber ihres Menüs. Sibille arbeitete routiniert und gekonnt und es machte Freu-de ihr zu zusehen. Ob es ein pD war, ist Ansichtssache, aber das Menü war vielfältig und mit Lie-be gemacht. Eines hätte mich aber interessiert, wie sah es mit der Zeit aus, denn das DS schien mir recht spät serviert worden zu sein.

    Empfang: herzlich, wie alte Bekannte, empfing Sibille ihre Gäste in einem schicken Dirndl.
    Warum alle die Jacken und Mäntel anließen war seltsam. Alle fühlten sich sogleich wohl in der Wohnung.
    Das Karpatenwasser aus selbstgemachtem Likör und mit Prosecco aufgefüllt, kam gut an.

    VS: eine Gemüsesuppe im Brotlaib. Endlich mal ein Begriff den Chris auch kannte. Optisch schön anzusehen, aber eine Verschwendung von Brot. Sicherlich wird das nur hier als VS gehandelt und das Brotgefäß übriggelassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Rumänien jemand das Brot wegwirft.

    HG: mit Sicherheit war an dem Gang nichts besonderes, aber die Vielfalt hatte was. Krautwickel aus eingelegtem Kohl, im Dampfgarer gegart ist bestimmt kein Brüller. Gefüllte Paprika mit einer herzhaften Tomatensoße, ist doch etwas zu alltäglich. Die gefüllte Polenta dagegen war toll.

    DS: die Liebesknochen, bzw. Eclair waren leider misslungen. Was Sibille selber schade fand. Der Vanillepudding muss doch noch warm gewesen sein, denn es dauert sehr lange bis er abgekühlt ist. Der Schokopudding ist ganz misslungen und sie hat ihn weggelassen. Andere hätten ihn trotzdem serviert. Nun ja, aber das selbstgemachte Eis kam dafür gut an.

    Teil 2

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  4. Teil 2

    Sibille hätte sich selber 8 Punkte gegeben, vielleicht doch etwas zu hoch. Sicherlich war es kein pD, aber ein gutes vielfältiges Essen, das allen mundete. Egal wie einfach man es nun ansehen mochte, es war ihrer Transsilvanischen Heimat entsprechend gemacht, glauben wir es einfach mal, und hat allen gut geschmeckt. Was nützt Raffinesse, wenn es dann nicht schmeckt. Dann lieber einfach und gekonnt.

    Über die Gäste lasse ich mich noch nicht aus, da ist noch Potential nach oben. – lol –
    Was wir noch alles von dem einfachen, unbedarften selbstständigen Chris erfahren werden, könnte interessant werden. Kar(a)paten sind für ihn etwas Essbares und Giny kannte sogar die Transsilvanische Eisenbahn. – lol – Chris kann kein Englisch- und Geographie-Kenntnisse Null, hat aber einen Handy-Laden. Sage keiner, dass man beim pD nichts lernen kann. – lol –
    Auch der Justiz-Vollzugsbeamte und Jäger, der mit dem Liebesknochen in der Hose, der sich Sybille auch ohne Dirndl vorstellen konnte, scheint recht speziell zu sein.
    Auf den Sportwissenschaftler und Kick-Boxer Daniel darf man ebenfalls gespannt sein, wie er sich entwickelt.

    LG und ganz viel Sonne zum Wochenanfang - rudi

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