Freitag, 7. September 2018

7. September 2018 - Tischlein deck dich ... Goldesel streck dich ... Knüppel aus dem Sack ...


Foto: Maria Anna Mossel

Tischlein deck dich ...
Goldesel streck dich ...
Knüppel aus dem Sack ...

Am Ende müssen sich drei Brüder die Frage gefallen lassen, ob die geliebte Ziege ihres Vaters nicht doch die Schlauere war - obwohl sie am Anfang mit Schimpf und Schande davon gejagt wurde.

Doch zunächst gehen die drei bei Handwerkern in die Lehre, und sie werden an deren Ende jeweils so sehr belohnt, dass die jungen Schulabgänger von heute sich nun doch mal recht zügig um noch offene Ausbildungsstellen bemühen sollten. Wer weiß denn schon, welcher Lohn ihnen am Ende blüht?

Der eine jener Bruder bekommt einen Tisch, der sieht zwar simpel gestrickt aus - wie so manches sich nicht nach dem Äußeren beurteilen lässt - doch ist er stets und auf Wunsch so reichhaltig gedeckt, dass sein Besitzer niemals Hunger leiden muss.

Der Esel, der sich auf Wunsch streckt und Gold aus dem After spuckt, ist die vielleicht noch bessere Belohnung, denn so geht seinem Besitzer niemals das Geld aus. Allerdings wird der Esel irgendwann sterben - bis dahin kann der zweite Bruder jedoch sammeln und sammeln, dass es einem Donald Duck schwindelig werden würde.

Der Knüppel im Sack wirkt hier geradezu bescheiden. Doch der Besitzer muss sich niemals vor Angreifern fürchten - es sei denn, sie besitzen härtere Waffen.

Ein alleinherschender König wurde von den Schätzen der Brüder in Kenntnis gesetzt. Obwohl er bereits endlos reich war, stets einen gedeckten Tisch und ein ganzes Heer an Köchen und Soldaten besaß - wollte er die Besitztümer der drei Brüder erlangen.

Er rief seine Berater zusammen, um sie ihren Job machen zu lassen: Ihnen konnte er blind vertrauen, denn sie hingen in seiner Blase, und er kannte all ihre Leichen in den Kellern. Die würden sich hüten, ihn jemals wissentlich falsch zu beraten - oder das Interesse anderer vorrangig zu behandeln.


Zuerst brauchen wir den Knüppel im Sack

lautete die einhellige Meinung der königlichen Berater. Und da man den jungen Mann hervorragend dafür entlohnen wollte, dass er den Knüppel aus den Augen und dem Sinn verlor, erkundigte man sich zuerst nach seiner sexuellen Neigung. Er bevorzugte Männer.

In einer majestätischen Casting-Show wurde der schönste und zugleich königstreueste junge Mann gesucht - und gefunden. Nachdem er seine Belohnung für die Auszeichnung erhalten hatte, bekam er schließlich seinen Auftrag, den er letztendlich mit Bravour erledigte.

Er umgarnte den Besitzer des Sackes derart mit seiner Schönheit und seinem Charme, dass dieser sich willig in seine Arme begab,

während die Krieger des Königs Sack und Knüppel weit weg vom einstigen Besitzer in die Hände des raffgierigen Königs geben konnten.

Dass der schöne junge Mann den armen jungen Mann danach schnöde im Stich ließ, ist sozusagen die erste Geschichte eines Bachelors und wird noch heute von RTL alljährlich aufs Neue einer breiten Masse serviert, die auch mal gern ins Träumen gerät.

Der König, gar nicht faul, ließ den Knüppel nun wahllos aus dem Sack springen, um ihn an Untertanen auszuprobieren. Er hatte die größte Freude seines Lebens daran - die anderen nur ziemlich viele blaue Flecken.

Und mit dem Knüppel im Sack war es nun ein Leichtes, auch das "Tischlein deck dich" und den "Goldesel" zu kassieren.

Die davongejagte Ziege lachte aus der Ferne die drei Brüder aus meckerndem Herzen aus. Die waren in ihren Augen unfähig, mehr zu besitzen als die Fähigkeit, von der Hand in den Mund zu leben. Sie konnten ihren Besitzstand einfach nicht wahren oder gar vermehren oder überhaupt mit einem Vermögen umgehen.

Die Ziege stellte sich dem König vor und wollte fortan sein Hauptberater werden, denn die Ziege wusste, wie man log, dass sich Balken bogen und betrog und sich jede Menge Vorteile verschaffte.

Bald schon fühlte der König sich wohl in der Gesellschaft der Ziege, die er zur 1. Heiligkeit des Landes machte.


Alles nur für mich

bewies nun der König, und nur die Ziege bekam viermal täglich einen Tisch mit Grünzeug vom Tischlein gedeckt, denn sie hatte dem armen Volk aufs Maul geschaut

und wusste, wie man es für immer arm halten konnte.

Während der König immer dicker und fetter wurde und zuerst seine Köche entlassen konnte, wurde das Volk

stetig magerer und knochiger.

Sie konnten ihre Steuern nicht mehr entrichten und ihre Familien nicht mehr ernähren.

Bis eines Tages kein Volk mehr vorhanden war, das dem König huldigen konnte ...

Dann starb auch noch der Esel und der Knüppel wurde müde von den vielen Schlägen, die er in seiner Zeit verteilt hatte,

während das Tischlein an einem Tag,

als der König sich über es beugte,

unter seiner immensen Last zusammenbrach und

fortan den Dienst versagte.

Woran der König starb, ist nicht überliefert. Es ist nur klar, dass auch er schon bald starb. Nix da mit "wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute".


Guten Tag, Gruß Silvia 





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