Samstag, 15. September 2018

15. September 2018 - Zum Verschwinden von Daniel Küblböck


Zum Verschwinden von
Daniel Küblböck

Vermutlich ist Daniel Küblböck im Atlantik in suizidaler Absicht von Bord der "AIDAluna" gesprungen. Dieser Suizid wäre eher männlich,

während Daniels Seele jedoch im Clinch mit seiner männlichen und weiblichen Seite gelegen hat. Auf jeden Fall hat solch ein finaler Sprung ins endlose Meer etwas von dem Wunsch,

für immer und völlig spurlos zu verschwinden.

"Ihr habt meine Probleme nicht gesehen - und nun seht ihr mich nicht mehr ...".

Im Traum-Duell mit sich selber, stelle ich mir vor, wie alles gekommen wäre, wenn er sich nicht in die Öffentlichkeit begeben hätte, sondern Kinderpfleger geblieben wäre. Stattdessen wollte er einst "Deutschlands Superstar" werden, was ihm im Endeffekt halbwegs und für eine Weile gelungen ist, falls man nicht gerade von einem A-Promi ausgeht, obwohl er die Show nicht gewonnen hat. Er war der Super-Clown, einer, der immer gut drauf war, sich selber nicht ernst nahm und die anderen erst recht nicht. Er hat polarisiert und während die einen ihn einfach toll oder auch nur niedlich fanden, meinten die anderen, schwer genervt von seiner Präsenz und seinem Wesen zu sein.

Die Casting-Show-Dompteure an und für sich sollten eigentlich - und hier besonders minderjährige Protagonisten - menschlich umfassend betreuen. Stattdessen belauern sie, und es wird auf Skandale oder zumindest ein Skandälchen gehofft.

Der kam einige Jahre nach dem Erst-Auftritt von Daniel Küblböck und ging als "Gurkenlaster-Unfall" in die Google-Geschichte ein: Das Wort "Gurkenlaster" reicht für mehrere dominante Hinweise auf Küblböck. Ohne Führerschein war er der Verursacher dieses Unfalls - und wurde dabei verletzt.

Ob er auch keinen Führerschein fürs Leben besitzt, ist nicht so klar ersichtlich, denn er mauserte sich durchaus zu einem Geschäftsmann. Er investierte in Solaranlagen - und soll damit recht vermögend geworden sein.

Musikalisch wollte er sich trotz schräger Töne nicht zur Ruhe setzen, und zuletzt hatte es ihm eher der Jazz angetan.

Ein bisschen verloren hat er in den vergangenen Jahren diese Schutzbedürftigkeit, die ihn umgab, und die eine Paarung mit etwas Nervtötendes einging. Wirklich präsent war er in der Öffentlichkeit weniger.

Und wer schon mit 18 Jahren seine Biografie schreibt, hätte vielleicht doch eher mit zum Beispiel der Mutter, der er schwere Vorwürfe macht, persönlich reden sollen. Hat er eventuell auch und fand kein Gehör. So sehr involviert bin ich in seine Lebensgeschichte nicht - traurig macht sie mich dennoch.

Durch die Casting-Shows haben heute Menschen eine Möglichkeit gefunden, berühmt zu werden - ohne sich auf einen eigenen und beschwerlicheren Weg zu machen. Dass die Gecasteten selten in der vorderen Reihe der Prominenten landen, hindert offenbar niemanden an seinen diesbezüglichen Träumen. Manchmal gelingt eine vorübergehende öffentliche Präsenz sogar ohne viel Talent, sondern einfach nur durch einen festen Willen und hilfreichem schrägen Charakter gesteuert.

Vielleicht hätte Daniel mehr Talent als Kinderpfleger bewiesen und sich eher der eigenen, komplexen und kontroversen Person Küblböck angenähert?

Denn für viele, die sich in die Öffentlichkeit begeben, kann dies verheerende Folgen haben: Shit-Storms sind ziemlich beliebt, Lob steht ganz weit hinter jeder bösen Kritik zurück.

Das Jonglieren zwischen Schein und Sein ist eines, für das man ebenso ein Talent mitbringen muss wie für alles andere - und nicht jedem ist es gegeben. Am Ende bleiben die Unterschiede zwischen beidem auf der Strecke - und es kann nicht mehr reflektiert werden, was echt und was unecht ist.

Bevor sich jemand der Öffentlichkeit preis gibt oder im schlimmsten Fall zum Fraß vorwirft, sollte er die Reise nach Innen antreten, um sich zu fragen, was er wirklich möchte und was ihn glücklich machen könnte.

Daniel Küblböck war damals mit gerade mal 17 Jahren noch viel zu jung für die Öffentlichkeit.

Und heute ist er mit 33 Jahren viel zu jung, um zu sterben.


Guten Tag, Gruß Silvia

Wer Suizid-Gedanken hegt, sollte sich Hilfe holen. Und er wird überrascht sein, dass er sie überall finden wird - auch abseits von Beratungsstellen. Denn der Tropfen, der heute zur Selbsttötung führt, könnte morgen schon völlig belanglos und unwichtig sein.



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