Freitag, 16. September 2016

16. September 2016 - Für all die Kinder, die nie geboren wurden ... und ihre Mütter




Für all die Kinder, die nie geboren wurden ... und ihre Mütter


Manchmal kommen Erinnerungen rein zufällig und obwohl man auf der Suche nach etwas ganz anderem ist:

Vorhin habe ich in meiner Schublade "Kram-und-alles-darf-rein-was-aus-Papier-ist" etwas gesucht

und eine Erinnerung an eine Begebenheit in einem einzigen Namen gefunden:

Petra hieß sie. Den Nachnamen nenne ich natürlich nicht.

Wir waren beide noch sehr jung, als wir uns kannten. Gute Freundinnen waren wir nicht wirklich, aber so etwas wie gute Bekannte,

die sich hier und da mal auf einer Party trafen und Spaß hatten.

Eines Tages rief Petra an und wollte mich treffen.

Wir trafen uns in der Nähe des Stadions "Rote Erde" in einem Lokal. Die sonst so drollige Petra machte ein ziemlich betretenes und ratloses Gesicht,

als sie mir von ihrer Schwangerschaft erzählte.

Die war ungewollt, unerwünscht von ihrem Freund, und stellte sie ohnehin vor große Probleme, da sie sich gerade am Anfang einer Ausbildung befand.

Schlicht gesagt, wusste sie einfach keinen Ausweg.

Sie hatte bereits einige Freunde und Bekannte um Rat gebeten. Manche rieten schnell zu einer Abtreibung, andere meinten,

sie würde es schon irgendwie schaffen, das Kind groß zu ziehen.

Und dann machte auch ich sicher ein betretenes Gesicht, an das ich mich natürlich so genau nach so vielen Jahren nicht erinnere, mir aber vorstellen kann.

Sie wollte nun auch meinen Rat.

Doch es gibt keine Ratschläge für Entscheidungen, die jeder selber treffen muss ...

Natürlich wollte ich sie nicht ganz ohne Beitrag zu ihrem Dilemma lassen und gemeinsam wägten wir hin und her und ab - wir waren eben noch sehr jung. Vielleicht sogar naiv, auf jeden Fall aber nicht so lebensklug wie man vielleicht Jahre später ist.

Wir sprachen lange miteinander.

Ein paar Tage später bat sie mich, sie zu ihrer Gynäkologin zu begleiten,

die in ihrer Praxis den Schwangerschaftsabbruch vornahm.

Ich hielt ihre Hand, bevor sie in den OP ging - und ich war bei ihr, als sie wieder wach wurde. Ich habe sie dann nach Hause gebracht -

und obwohl wir noch jahrelang Kontakt zueinander hatten, haben wir über diesen Abortus kaum jemals gesprochen.

Für alle ungeborenen Kinder - aber auch deren Mütter, die keinen anderen Weg gefunden haben.

Guten Tag, Gruß Silvia


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