Das Muli
Mit einem spektakulären Auftritt für die Freunde des modernen Theaters verpufft der Stress der Neu-Ermittlerin Nina Rubin (Meret Becker) in einer schnellen Nummer in einer schnellen Nacht mit einem Kollegen. Dass daraufhin der gehörnte Ehemann wohl endlich genug von seiner wilden Hummel hat und sie und die drei Söhne verlässt, ist ein Einstand, der auf weitere private Enthüllungen deutet. Das weltberühmte Berliner Herz leidet. Eine Kommissarin, die weint, weil sie als Ehefrau versagt hat. Das Weinen steht Meret Becker jedoch besser als ihr zeitweises Herumgeschreie.
Ihr neuer Kollege aus dem Drogendezernat ist Karow (Mark Waschke), der völlig cool und ein bisschen undurchsichtig durch die Filmlandschaft den Streifengang durch die Hauptstadt unternimmt. Selbstverständlich hat er als ehemaliger Drogen-Ermittler ein paar Kontakte zu Mitgliedern des organisierten Verbrechens.
Allen voran Kida Khodr Ramadan, der einen bitterbösen und gestressten Verbrecher der übelsten Sorte abgibt - und am Ende in veritabler Scharfschützenmanier hingerichtet wird. Doch erst einmal ist er sowohl der fürsorgliche Familienvater zweier kleiner Töchter - als auch der, der junge Mädchen aufs schlimmste missbraucht: Als sogenannte Mulis bekommen sie einen komfortablen Urlaub spendiert, um anschließend Kondome mit Drogen zu schlucken - und nach Deutschland zu transportieren.
Und wenn dann so ein Päckchen platzt ... ja, dann wird der Krimi ziemlich blutig. In einer Szene schneiden er und ein Helfer einer noch lebenden Kurierin die Säckchen aus dem Magen heraus. Je mehr und je deutlicher Blut fließt, je größer der Erinnerungsfaktor an den Krimi. Sex und Blut verkaufen sich gut.
Eine andere mit Drogen vollgestopfte Kurierin kann fliehen und ihren straffällig gewordenen Bruder zu Hilfe rufen. Sie können sich verstecken und führen ein sicher interessantes Gespräch über all die Vorgänge, dem ich leider nicht folgen kann - weil die Darstellerin ziemlich undeutlich vor sich hin nuschelt. Man hätte ihr vorab mal ein paar Stunden Sprech-Unterricht gönnen sollen.
Kein neues Thema, kein Handlungsstrang, der nicht schon einmal irgendwo durch gekaut wurde, aber ein durchaus spannendes Ermittler-Team: Bleibt nur die Frage, ob die Ermittler spannender sein müssen als ihr zu ermittelndes Verbrechen.
Guten Morgen, Gruß Biene
Wunderbare Zusammenfassung!
AntwortenLöschenDanke und einen schönen Wochenbeginn.
Danke Ute - unsere Woche beginnt erst einmal mit einem Winter-Comeback, gerade mal ein Grad hier. Gruß Silvia
LöschenGuten Morgen!
AntwortenLöschenIch hab den Tatort nicht angeschaut, wie alle anderen neuen Tatorte der letzten Monate auch nicht.
Ein kurzer Auschnitt im Programmhinweis hatte mir genügt, davon Abstand zu nehmen. Auch den viel- und hochgelobten mit Ulrich Tukur sah ich nicht. Lag mit daran, dass mir die Darstellungen von Tukur allgemein zu überzogen sind.
Heute Morgen las ich zu dem gestrigen Tatort die Kritik in einer großen Onlinezeitung, F*Z. Ich hoffe ja immer noch, dass mal wieder für mich sehenswerte Krimis mit mehr "Normalität", sofern man davon im Zusammenhang mit Kriminalität sprechen kann, dabei sind.
Bienchen, Daumen hoch! Deine Zusammenfassung hier ist bei weitem besser und umfassender und man erhält einen wesentlich detaillierten Eindruck!
Gruß
FrauAllerlei
Danke und guten Morgen Frau Allerlei, Gruß Silvia
LöschenJa, gähn man wird müde. Müde von sich erbrechenden Darstellern, deshalb schneidet der neuer Tatort jetzt direktemang in Magen in Darm.
AntwortenLöschenIst doch mal was anderes.
Man wird müde von einfach nur gemordeten Opfern, deshalb sagt der Spurensicherer, im Blutmeer watend, so sehe es aus, wenn seine Frau Bolognese koche. Witzischkeit kennt keine Grenzen!
Eine Leiche in der Pathologie ist nicht mehr grausig genug? Wartet nur bis ihr die wunderbaren Einzelteile auf der Müllhalde mit suchen dürft, den Spusies beim herauszerren des Kopfes würgen sehen könnt..Ja - so macht fernsehn wieder Spass!
Dass man zuerst nur Bahnhof versteht, wegen der 1000 verschachtelten Handlungsstränge und Zeitebenen und darüberhinaus der oft schwer nuschelnden, auch das soll scheinbar in letzter Zeit - wie das beliebte technicolorbunte Bröckchenkotzen, Realitätsnähe produzieren.
Genau wie Megalopolis Berlin, die Menschenverschlingerin als Inszenierung einer dunklen Nachthölle. Reallife? Na ja.
Auf jeden Fall findet man in der Abwesenheit des Jugendamtes gewisse Parallelen zum wirklichen Leben: Wo bleiben die Familienfürsorger, wenn Mutti Rubin nächtens entweder ermittelt oder unmoralisches treibt und wenn Vati im Schichtdienst operiert? Der 12-jährige schläft alleine, frühstückt alleine, der 16-jährige lässt ihn alleine kümmert sich längst nur um sich selbst. Muttern weiss, dass er den Kleinen verdrischt, aber Dienst ist Dienst...
Wir wollen das mal alles so glauben, dass es Frauen gibt, die wirklich so ticken, aber nach diesem wirren blutigen Berliner Allerlei, nachdem man mühsam Gut und Böse sortiert hat, wie einst Aschenputtel ins Töpfchen oder Kröpfchen, da zaubert Frau Rubin aus heiterem Eingebungshimmel plötzlich per Pinzette aus einem Plastedino ein Querschlägerprojektil hervor und schenkt es dem vom Donner gerührten neuen Kollegen.
Beide lächeln sich an: Da entsteht ein Bündnis für die Ewigkeit! Das checkt der Zuschauer. Aber mehr auch nicht. Am Ende steht ein großes gähnendes HÄÄÄÄ?? Damit am Sonntag ins Bett zu gehen ist nicht schön.
Mancher Vorrednerin zum Trotz möchte ich sagen: Tatort schauen lohnt sich allemal, sowohl dieses Format, als auch der Polizeiruf gehören zum Besten was das deutsche TV an regelmäßigen Krimis hervorbringt.
AntwortenLöschenMit Schwächen und Aufregern, ok - aber oft genug sind die 90 Minuten wirklich sehenswert, die Schauspieler ausgewählt, Regisseure und Autoren ebenso.
Und ich empöre, langweile, ärgere, freue oder genieße, schalte um oder ab, weil ich es in diesem Moment so will. Darüber kann ich dann ja zum Beispiel in diesem Blog schreiben.
Begründet, weil ich dabei war und zu sah, aber nicht, weil ich mich als nicht-Seher am nächsten Tag von negativer Kritik anderer bestätigt fühle.
Diese pauschal Verurteilung hat so ein Gesamtwerk nun auch nicht verdient. Dafür gab es auch zu viele gute Momente. Wie liebevoll gezeichnet beispielsweise dieser grauenvoll widersprüchliche Drogenhändler, der einerseits ein 13-jähriges Mädchen unmenschlich und brutalst missbraucht und Sekunden später seinen gleichaltrigen Töchtern ein entzückend fürsorglicher, sanfter Vater ist. Solche Schizophrenie kannte man von KZ-Kommandanten.
Ach, es gab viele gute Szenen und Momente in dieser Sendezeit, die wir nie wieder sehen werden, nächsten Sonntag gibt`s einen Neuen, das ist wie mit der Tageszeitung, in die am nächsten Tag auf dem Markt der Fisch eingewickelt wird: Da steckt auch sehr viel Qualität und Liebe, Sorgfalt für die Worte und Formulierungen drinnen, trotzdem versiegt es im Strom der Zeit...
Aber - zurück zum Tatort: Qualität ist das eben doch! Da lass ich nichts drauf kommen, auch wenn ich mal mecker.
Übrigends: Irgendwo twitterte jemand: Echt revolutionär wäre ein Tatortermittler mit heiler Familie. Aber da hätte bestimmt auch wieder irgendwer was zu meckern..
"Darüber kann ich dann ja zum Beispiel in diesem Blog schreiben."
AntwortenLöschenJo, eben.
Mehre Vorankündigen und anschließende Kritiken, die ich speziell zu diesem und in der jüngeren Vergangenheit zu anderen Tatorten las, bestätigten mir PERSÖNLICH, dass ich recht tat, die Zeit am Samstagabend nicht mit dem Anschauen zu vergeuden.
Wie meist im Leben, sind Vorlieben und Geschmäcker verschieden. Und das ist gut so. :-)
Das war auch schon mein letztes "Gemecker" zu Tatorten.
So und nun gebt euch mal virtuell die Hand. Hier darf jeder seine Kritiken schreiben, in welche Richtung diese auch immer gehen. Hauptsache, nicht unter die Gürtellinie - aber soweit sind wir ja zum Glück nicht.
LöschenDas war eher so in die Richtung: Manchmal ist man erstaunt, wie gut die Dinge sind, wenn man ihnen erst einmal eine Chance gibt.
LöschenZum Beispiel wollte ich den großartigen Tatort mit Tukur eigentlich nicht sehen, weil ich den so maniriert finde. Ich war froh, dass ich es dennoch tat, denn das Erlebnis hätte ich nicht missen mögen.
Nichts anderes meinte ich damit, und Gemecker zu Tatorten ist doch etwas Wunderbares, das beste an einem misslungenen Tatort ist es doch ihn hinterher auseinander zu nehmen, er ist ja nicht heilig!
Aber - ich sags nochmal - trotzdem wertvoll, versöhnliche Grüße von Susi