Grüne Tomaten
Die Buchvorlage ist von Fanni Flaggs und heißt: "Fried Green Tomatoes at the Whistle Stop Cafe". Mit Absicht habe ich das Buch nie gelesen, denn ich möchte mir den schönsten Film dieses Genres, den ich kenne, nicht durch eine möglicher Weise noch bessere Romanvorlage zerstören lassen.
Ein Film, der direkt und ohne Umwege in die Seele zielt, einem die gute Laune ins Haus bringt - und manche sehen ihn gar immer wieder gerne. Man entdeckt immer etwas Neues, auch wenn man ihn schon oft genüsslich konsumiert hat. Wer jetzt denkt, es handele sich um einen Kochfilm, den muss ich leider enttäuschen: Die titelgebenden grünen Tomaten sind eine Speise aus Idgies Whistle Stop Cafe, im dem eher derb und mit amerikanischem Südstaaten-Flair gekocht wird. Eben ein Imbiss - aber in dem treffen sich die Menschen des Ortes, hier erfüllen sich Schicksale und hier schließt man Freundschaften.
Und um zwei Frauenfreundschaften im Besonderen geht es in diesem Film, der sich fern von der Kitschebene daran macht, aufzuzeigen, was Freundschaften bedeuten können.
Die eine Freundschaft betrifft Evelyn Couch, eine etwas zu dicke unglückliche Ehefrau, die ihre Vagina plötzlich nicht mehr sehen kann - und die wesentlich ältere Ninny Threadgoode, die eine Freundin ins Altersheim begleitet hat. Hier lernen sich Evelyn und Ninny kennen, hier erzählt Ninny ihrer neuen Freundin die Geschichte von Idgie und Ruth. Das ist die zweite Dimension des Films.
Idgie, die Bienenbetörerin, die ihr Leben lang unter dem Tod ihres Bruders leidet - und sich mit Ruth anfreundet, die nicht so ganz unbeteiligt am Tod des Bruders war. Die Annäherung dauert lange - aber dann sind beide beste Freundinnen. Idgie befreit in einer starken Szene die Freundin aus den Händen des prügelnden Ehemannes, und sie eröffnen gemeinsam das Whistle Stop Cafe.
Ninny hilft Evelyn durch ihre Erzählungen, von einer grauen Maus zu einer selbstbewussten Frau zu werden, die es endlich lernt, sich gegenüber ihrem Ehemann durchzusetzen - und sich auch sonst keine Butter mehr vom Brot nehmen lässt. So rammt sie kurzerhand auf einem Supermarkt-Parkplatz das Auto von zwei jungen Frauen, die ihr den Platz streitig gemacht haben mit den Worten: Wir sind jünger und schneller. Evelyn hält drauf und meint gelassen in Ninny-Art: Ich bin älter, und viel besser versichert.
Es gibt so viele schöne Szenen in dem Film - man kann sie nicht alle erzählen, und ich möchte auch nichts vorweg nehmen - da er heute Abend um 20.15 Uhr auf Servus TV gezeigt wird.
Köstlich die Passage, als Idgies Angestellte sagt: Das Geheimnis liegt in der Soße. - Ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein bisschen Krimi ist auch integriert.
Besonders erwähnenswert ist die Leistung und die Präsenz einer schon betagten Jessica Tandy, die einst in dem Hitchcock-Thriller "Die Vögel" die herrische Mutter des Hauptdarstellers spielte. Hier spielt sie eine vom Leben gezeichnete Frau, die trotz allem nicht ihren Humor verloren hat und noch ein Auge auf die Zukunft hat.
Jessica Tandy ist zum Verlieben, und es wundert nicht, dass sie zu den 100 schönsten Menschen der Welt gezählt wird.
Wer immer heute einen kleineren oder größeren Kummer hatte oder noch hat: Dieser Film wird ihn ein bisschen lindern. TOWANDA!
Gruß Biene
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