Freitag, 1. Februar 2019

27. Januar 2019 - ZDF - Nebel im August



Nebel im August

Die Emotionen, die dieser Film bei jedem auch nur halbwegs fühlenden Menschen auslöst - und somit auch bei mir, musste ich erst einmal ein paar Tage sacken lassen. Der Film wurde im ZDF gesendet und kam passend zu dem offiziellen Gedenktag an die Opfer des Holocaust, am 27. Januar. Ernst Lossa, geb. 1929, wurde 1942 in eine der Anstalten eingeliefert, in der hauptsächlich geistig behinderte Erwachsene und Kinder dem dunklen Treiben der ärztlichen Anhängerschaft der Nazis ausgesetzt waren. Ernst selber war nicht behindert. Es ist - eigentlich - schwer vorstellbar, dass auch Ärzte, denen man im allgemeinen eine Intelligenz unterstellen kann, die über die intellektuelle hinaus auch eine emotionale sein sollte, in diese Machenschaften involviert waren. Hier residierte der ärztliche Direktor Valentin Faltlhauser als Herr über Leben und Tod.

Ernst war zuvor in anderen Anstalten als Dieb und haltloser Psychopath eingestuft worden. Ein Merkmal dieser als "unheilbar" titulierten Krankheit sei in der Längengleichheit von Ring- und Zeigefinger manifestiert worden. Das galt als ein Degenerationszeichen.

Faltlhauser hatte Großes im Sinn: Er wollte das deutsche Volk von Menschen befreien, die auch nur in irgendeiner Art als behindert angesehen werden konnten. Ich mag die weitere Erklärung, die ihn zu diesen Taten veranlasst haben, nicht aufschreiben. Jeder kennt diese furchtbare Ideologie.

Im Film - und das ist sicherlich von der echten Figur abgekupfert - wird Faltlhauser als ein durchaus auf den ersten Blick sympathischer Mensch dargestellt, der sogar vertrauenswürdig erscheint. Doch das ist ein großer Trugschluss. Ebenfalls die Figur der Krankenschwester Pauline Kneissler, die ihm die Drecksarbeit abnimmt, wirkt erst einmal gar nicht unsympathisch. Sie ist nie unfreundlich zu den Kindern, als sie

ihnen die tödlichen Medikamente mit Hilfe von Himbeersaft-Verdünnung einflößt ...

Ernst durchschaut schon bald diese Machenschaften und die wahren Absichten, die hinter dieser Anstalt stehen, und somit steht er als ein Einzelschicksal - als eines von ca. 200.000 Behinderten, die in dieser und ähnlichen Anstalten getötet wurden. Aber er ist auch ein Junge und kein durchtriebener oder in diesem Falle intelligenter Erwachsener, der es versteht, sein Wissen für sich zu behalten ... um somit eventuell anderen zu helfen. Im Film basiert sein Todesurteil auf der offen ausgesprochenen Abneigung gegen den "Mörder" Faltlhauser.

Faltlhauser selber sieht sich nicht als Mörder, sondern als Wohltäter gegen den Rest der Bevölkerung, obwohl man mit der in der Nazizeit auch nicht zimperlich war.

Perfide ist Faltlhausers "Erfindung" des "Hunger-Kosts-Erlasses". Die Insassen, die getötet werden sollten, bekamen dreimal täglich Nahrung (ohne jegliche Inhaltsstoffe) - und verhungerten, obwohl sie aßen.

Faltlhauser wurde nach Kriegsende zu drei Jahren Haft verurteilt, die Strafvollstreckung wurde aufgeschoben, und im Jahre 1954 wurde er begnadigt. Er starb 1961 in München.

Die Krankenschwester Pauline Kneissler wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, von denen ihr drei Jahre erlassen wurden. Sie soll nach dem Krieg weiter als Kinderkrankenschwester gearbeitet haben. Wann sie gestorben ist, ist nicht bekannt.

Der wiedergegebene teilweise Inhalt des Films spricht für sich und erfordert keinerlei weitere Ausführungen meinerseits - nur eine kleine Anmerkung möchte ich dennoch hier lassen:

Ernst Lossa könnte gut und gerne heute noch leben - als alter Mann. Es war ihm nicht vergönnt. Eine abartige Ideologie hat die Nachwelt - hoffentlich nachhaltig - erschüttert.


Guten Tag, Gruß Silvia


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