Lena Odenthal - Ulrike Folkerts
Johanna Stern - Lisa Bitter
Anton (Antoine) Maier - Christopher Schärf
Buch/Regie: Martin Eigler
Der böse König
In Zeiten dieser Pandemie ist es nicht weit hergeholt, einen Krimi zu schreiben, in dem ein Narzisst im Mittelpunkt steht. Auch die Pandemie benimmt sich wie ein wahnsinniger Narzisst, der alles in seinem Griff behält ... und Menschen an ihre Grenzen bringt.
Der Betreiber eines Spätkaufs wird erschlagen aufgefunden. Gestorben ist er allerdings an den 73 Cent, die in seiner Luftröhre stecken.
Gleich zu Beginn gerät Anton, der sich Antoine nennt, in den Fokus der Ermittlerinnen. Zunächst wird er jedoch als Zeuge vernommen ...
zur Vernehmung bringt er den Kommissarinnen einen Blumenstrauß ins Präsidium: Antons Manipulations-Story kann beginnen.
Seinen Lebenslauf hat Anton derart geschönt, dass am Ende keine Spur von dem Paketzusteller übrig bleibt, der er bis zu seinem Rauswurf am Tag zuvor war:
er sieht sich als Steve Jobs des WWW, will Jura und Psychologie studiert haben - sich aufopferungsvoll um seine Mutter gekümmert haben - so wie er sich jetzt um seine kranke Freundin kümmert. Und hinter allen Geschichten stecken tiefe Lügen.
Für mich als Zuschauerin ist schnell klar, dass er auch den Kiosk-Betreiber ermordet hat ... allerdings offenbaren sich seine Motive erst nach und nach und sind in seinem abgrundtief bösen Charakter begründet.
Fazit
Der Regisseur hat vermutlich höllisch aufpassen müssen (und dies ist ihm recht gut gelungen), dass der Darsteller des Antoine nicht den gesamten Film an sich reißt - und so bleibt noch genügend Spielraum für zwei oft ratlose Ermittlerinnen und zwei andere Verdächtige.
Der Narzisst braucht am Ende kein größeres Motiv als jenes, dass man ihm mit irgendeiner Aktion in die Quere gekommen ist ... oder ihn gar ablehnt.
Die 90 Minuten Narzissmus-Lektion vergehen wie im Fluge, obwohl ein bedrückendes Gefühl zurückbleibt.
Ein unlogischer Moment: auf welchem Wege erfährt Anton die Telefon-Nr. von Kommissarin Johanna Stern - und vor allem ihre Adresse?
Aber dass er beides herausbekommt, erhöht die Spannung natürlich enorm, weil Anton sich an das Privateste von Johanna heranrobbt.
Im realen Polizei-Leben würde sie spätestens nach Antons 1. Besuch vor ihrem Haus hoffentlich den Schutz ihrer Kollegen genießen dürfen, die rund um die Uhr das Haus und Johannas Kinder im Blick haben.
Schauspielerisch möchte ich Christopfer Schärf in Zukunft gerne als einen völlig anderen Charakter erleben (ich kannte den Schauspieler vorher gar nicht) ...
er spielt erstklassig. Genau aus dem Grund wünsche ich ihm, dass er jetzt nicht auf die absolut fiesen Charaktere festgelegt wird,
obwohl er eine grandiose Narzissten-Nummer abliefert.
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