"Interview" mit Momo
Natürlich ist es schwierig, mit Momo ein gemeinsames Gespräch in derselben Sprache zu führen. Aber wenn man zum größten Teil einander ohne viele Wörter versteht,
so kann man dies auch übersetzen und ein Interview führen.
Silvia: Brennend beschäftigt mich die Frage, woher du kommst, kleine Momo?
Momo: Mich interessiert nur die Gegenwart und die Zukunft, die hoffentlich genau so schön wird wie es die Gegenwart ist. Früher ... vergessen ... sich nicht erinnern, kann glücklicher machen.
Silvia: Welche ist deine Lieblingsbeschäftigung?
Momo: Ganz eindeutig kommt bei mir nicht Fressen v o r der Moral: Als ich zu dir gekommen bin, habe ich Fressen an die 1. Stelle gesetzt - aber ich musste auch dringend ein paar Kilochen zulegen. Die waren schnell geschafft ... und seitdem fresse ich zwar noch gerne, aber manchmal auch ein wenig mäkelig. Das steht mir zu!
Du kennst doch meine Lieblingsbeschäftigung: jeden Tag gehe ich im Wald baden ... Ich liebe vor allem Schlammbäder, je schlammiger, je besser.
Und daneben ist meine Lieblingsbeschäftigung natürlich Spazierengehen ... davon kann ich nie genug bekommen. Ich treffe auch gern
andere Menschen und ihre Hunde. Ich bin verträglich mit Hündinnen und mit Rüden: ja, da bin ich eben ein seltenes Exemplar, denn das ist gar nicht mal so selbstverständlich.
Silvia: Was magst du gar nicht?
Momo: Ganz einfach: ich mag es nicht, wenn man mir die Haare kürzt. Und Tierärzte mag ich auch nicht. Bei denen werde ich zur Furie.
Silvia: Was magst du?
Momo: Zum Fressen gern habe ich Eichhörnchen ... bekomme ich eines zu Gesicht, stoße ich Laute aus, die nicht von dieser Welt sind ... Tauben und andere Vögel interessieren mich nicht mehr so sehr, höchstens manchmal zwischendurch ...
Silvia: Warum haben es schwarze Tiere aus dem Tierschutz schwerer, adoptiert zu werden?
Momo: Echt? Ich war kaum auf der Tierheim-Homepage, als du dich bereits für mich interessiert hast. Dann ging nach ein paar Kennenlern-Spaziergängen alles ratzfatz ...
aber ich gebe zu: Fotografieren, das ja scheinbar heute wichtiger denn je - für Social-Media - ist, lassen wir Schwarzen uns nicht wirklich gut.
Silvia: Wenn du ein Mensch wärst, welchen Beruf hättest du?
Momo: Nur einen selbstständigen ... ich hätte ein irre interessantes Geschäft, und ich wäre die coole Chefin von allem und jedem.
Ich als Momo bin nun Wald-Sheriffin. Ein ausgesprochen anspruchsvoller Job.
Silvia: Bist du tierlieb?
Momo: Vögel habe ich zum Fressen gern. Über Katzen belle ich hier nicht. Aber: mit den - meisten - Hunden, ob männlich oder weiblich, bin ich auf einer Wellenlänge, obwohl ich die kleinen Hundemädchen am liebsten habe.
Mein Freund Henry läuft hier außer jeder Konkurrenz. Ihn liebe ich genauso wie ich ihn im Griff habe.
Silvia: Hast du kleine, intelligente, rabenschwarze Hündin am Ende dieses Interviews noch eine Botschaft?
Momo: Oh ja! Als ich im Oktober 2022 obdachlos von der Polizei aufgegriffen und ins Tierheim gebracht wurde, war ich sehr, sehr krank. Und in meiner - von mir verdrängten Vergangenheit - hätte ich jederzeit trächtig werden können. Das ist offenbar und zum Glück nicht passiert.
Und damit das auch nie passieren kann, hat man mich vom Tierheim aus kastrieren lassen. Das war eine gute Entscheidung, und ich wünschte, allen Hunden und Katzen würde diese kleinere (bei Rüden) bis etwas größere (bei Hündinnen) Operation davor bewahren, Leben in die Welt zu setzen, dem oft nur ein trauriges Schicksal bevorsteht.
Es gibt schon viel zu viele tierische Lebewesen auf dieser Welt, um die sich niemand kümmert. Und manchmal ist die einzige und beste Chance,
nie geboren zu werden.
Guten Tag, Gruß Silvia
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