Mittwoch, 20. Juni 2018

20. Juni 2018 - Gute Nachbarn und neugierige Nachbarn.


Gute Nachbarn und neugierige Nachbarn

Als Kind der Großstadt bin ich es gewohnt, dass man nicht alle Nachbarn kennt und sich nicht um deren private Belange kümmert. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden, solange er keine kriminellen Handlungen begeht.

Die Großstadt ist für ihre Anonymität bekannt, und das hat durchaus seine Vorteile gegenüber einer Dorf-Gemeinschaft,

die sich für jeden quer geschossenen Satz ihrer Mitglieder derart interessiert,

dass es bereits eine direkte Einmischung in das Leben einzelner bedeutet, die den Nachbarn gar nicht zusteht.

Ich kenne viele Nachbarn vom Sehen und freundlichen Grüßen, und dass es meist dabei bleibt, ist durchaus von beiden Seiten gewünscht.

Wir tanzen hier nicht gemeinsam auf Tischen, um uns im Anschluss daran übereinander lustig zu machen und dem Tratsch freien Auftrieb zu geben.

Und seitdem die letzte Nachbarin offenbar verstorben ist, die jeden Tag in ihrem Fenster hing - geht auch niemand für mich Sichtbarer mehr diesem seltsamen Hobby nach. Sie war eben schon alt, vielleicht allein - und wollte sehen,

was die anderen so trieben.

Diese neugierigen Blicke in meinem Rücken gehen mir jedesmal durch den Kopf, wenn ich an ihrer damaligen Wohnung vorbei komme.

Ich hoffe, dass sie ein Einzelfall in dieser Großstadt (war) ist, in der die Menschen zwar hilfsbereit sind, sobald jemand in Not ist (in der Regel natürlich, von der es selbstverständlich und leider auch Ausnahmen gibt),

aber sich ansonsten um ihren eigenen Kram kümmern.

Doch wer ist schon gefeit vor neugierigen Nachbarn, die sich für jede Kleinigkeit interessieren, die andere machen? Da kann ja selbst ein Hustenanfall schon als Lungenkrebs diskutiert werden! Oder ein Lachanfall als unangenehme Geräusch-Kulisse aufgrund illegaler Substanzen.

Nein, nein, in der Großstadt haben die Menschen überhaupt nicht die Zeit und Muße, sich derart um die Angelegenheiten

fremder Menschen zu kümmern.

Auf jeden Fall kümmere ich mich nicht darum.

Leben und leben lassen

anstatt urteilen und verurteilen.


Guten Morgen, Gruß Silvia




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