Freitag, 22. Juni 2018

22. Juni 2018 - Der Ruhrpott-"Dialekt" - auch Kumpel-Sprache genannt

Ruhrpöttisch

Ein richtiger Dialekt ist es nicht, sondern eher eine Abwandlung des Hochdeutschen oder ein sogenannter Regiolekt. Kumpel-Sprache wird diese Mundart auch genannt, denn der Bergbau war hier für viele Familien die Haupt-Ernährungsquelle.

Sehr beliebt und schnell auszusprechen sind Schmelzwörter wie anstatt "Hörst du mal" einfach und rasch "Hömma", obwohl wir hier eigentlich überhaupt nicht "mundfaul" sind.

Beliebt ist auch "Willze Pilsken" anstatt "Möchtest du ein Pils?" Ja, hiermit ist das berühmte Bier gemeint, das vorrangig aus Dortmund kam (leider Geschichte) - und für viele zum Feierabend-Bier mutierte.

Ziemlich schlimm ist das Wörtchen "Woll", gebraucht als Bestätigungstroll am Ende eines jeden Satzes. Besonders ab dem Dortmunder Süden bis hinein ins Sauerland ist dieses "Woll" recht gebräuchlich.

Zum Glück habe ich mir als selber Woll-Betroffene dies schon als Kind abgewöhnen können, obwohl man es hier sozusagen mit der Muttermilch aufsaugt, Woll?

In einer Stadt wie Duisburg, die auch niederrheinisch geprägt ist, klingt Ruhrpöttisch anders als in Dortmund, wo westfälische Einflüsse eine Rolle spielen.

Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht mehr in Dortmund lebe und auch nur noch selten dort bin,

dass ich das nach Heimat klingende Ruhrpott-Deutsch kaum noch höre.

Der Regiolekt war insofern Heimat, als ich es in meiner Kindheit oft gehört und aufrichtig gehasst habe.

Mein Vater und mehr noch mein Onkel, sein Bruder, hatten diesen Slang der in die Länge gezogenen Vokale drauf - dann klingt Dortmund etwa so: Dooortmund - und auch einige andere Eigenheiten der Kumpel-Sprache (obwohl sie keine Kumpel waren).

Seltsamerweise hatte ihre Mutter, meine Oma, keinen besonderen Draht zum Ruhrpöttisch.

Und irgendwann hat sich der Regiolekt völlig verflüchtigt.

Heute hasse ich ihn überhaupt nicht mehr, sondern versuche manchmal sogar, ein paar Wörter selber ins Geschehen zu bringen.

Eine muss schließlich fürs Überleben der nach Zuhause klingenden Sprache sorgen ...

Natürlich bin ich als Hochdeutschsprechende keine Expertin, aber mit einem bisschen Mühe gelingt es mir,

Ruhrpott-Texte nahezu authentisch vorzulesen. Sie fehlerfrei zu schreiben bleibt jedoch immer nur ein Versuch.

"Bis ja donnich son ganz Bescheuerten" - habe ich als besonders süß in Erinnerung.

Schöne Grüße aus dem Pott und

"Der Lorenz lässt grüßen", Silvia


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