Montag, 12. März 2018

11. März 2018 - ARD - Tatort Bremen: "Im toten Winkel"



Im toten Winkel

Die Verstrickung von Bedürftigkeit und Habgier erschreckt bis tief in die Zuschauer-Seele. Immer wieder stellt sich auch die Frage, ob die Habgieringen niemals auf den Gedanken kommen, dass sie eines Tages in die Rolle der Bedürftigen rutschen könnten -

und schon aus diesem Grund und aus der Sorge vor dem "Karma" menschlich handeln.

Horst Claasen erstickt seine demente Frau mit einem Kissen, während sein anschließender erster Suizid ein Versuch bleibt, dem traurigen Dasein endlich zu entfliehen.

"Wir haben uns das Leben einfach nicht mehr leisten können", sagt der 85jährige Mann zur ermittelnden Kommissarin Inga Lürsen.

Sein zweiter Versuch, sich zu töten, gelingt. Damit entgeht der alte Mann einer Gerichtsverhandlung, deren Ausgang so eindeutig wohl nicht ist. Denn auch die tief menschliche Absicht, der geliebten Frau weiteres Leid zu ersparen

könnte vor Gericht als Totschlag, wenn nicht sogar als Mord gewertet werden.

Der MDK-Gutachter Carsten Kühne hält als korrupter und am Ende unter der Last seiner Schuld wohl auch langsam zerbrechender Mann noch die Fäden in der Hand -

schustert einem bestimmten Pflegedienst Patienten zu -

doch er will aus einem der bösesten Geschäfte überhaupt aussteigen.

Vorher wird er ermordet.


Die Tatverdächtigen

Der Sohn des alten Horst Claasen, den der Vater nicht mit der Tatsache, dass die Mutter dement ist, belasten möchte -

hier liegt eine kleine Schwäche des Plots. Denn wenn jemand dement ist, ist das nicht zu übersehen.

Eine Frau, die seit 4 Jahren ihre hoch-aggressive demente Mutter pflegt und langsam, aber sicher durch diese Überlastung zerstört wird.

Ein Mann, dessen Frau im Wachkoma liegt und zuhause mehr schlecht als professionell gepflegt wird. Er möchte, dass Kühne die Qualifikation der Pflegenden überprüfen lässt. In einer hilflos-dummen Aktion setzt die angebliche Intensiv-Schwester die Beatmung außer Kraft.


Am Ende tötet der Sohn von Horst Claasen den Gutachter im Affekt.

Auf ganzer Linie gibt es nur Verlierer. Inga Lürsens tiefer Einblick in den Pflegenotstand Deutschland macht ihr selber auch immens zu schaffen.

Die Düsterkeit und die große Not geht teilweise so weit, dass hier Angehörige von Pflegebedürftigen unfreiwillig gemeinsame Sache mit einem korrupten Pflegedienst machen. Denn am Ende steht auch immer die Frage nach den finanziellen Möglichkeiten dominant im Mittelpunkt.

Eine eiskalte Welt offenbart sich, indem sie sich an den Ärmsten bereichert.

Und morgen sind wir alle alt ... und auch darum berührt das Thema immens. Sonst stehen wir alle im toten Winkel:

Von der übrigen Welt übersehen!

Besser sterben, bevor die Kosten steigen?

5 von 5 möglichen Sternen von hier aus. Und die Hoffnung, dass ein großes Nachdenken einsetzt.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen