Ein Herz für Tiere im Tierheim
Ich nenne sie mal Beate (ihren richtigen Namen kenne ich). Sie ist eine Frau mittleren Alters, die in ihrem Leben schon viel erlebt hat - und wenig Gutes, wie ich weiß. In ihrer Art ist sie sehr einfach, und auf diese einfache Art auch schon wieder ein kompliziertes, komplexes Wesen, vielleicht sogar ein bisschen exzentrisch. Mit ihr ein Gespräch über etwas anderes als Tiere zu führen, ist nahezu unmöglich. Und da haben es ihr die Hunde aus dem örtlichen Tierheim besonders angetan. Also schnacken wir ein bisschen über diese, wenn ich Beate treffe. Vielmehr: Sie redet, ich höre zu - und gebe hin und wieder einen kleinen Kommentar ab. Sie kennt alle Problemfälle beim Namen, und leider kann ich mir nicht alle Namen merken, was sie aber offenbar erwartet. Egal, wir verstehen uns trotzdem immer, wenn wir uns mal zehn Minuten sehen.
Sie führt ehrenamtlich Tierheim-Hunde aus. Um auch die Listen-Hunde ausführen zu dürfen, hat sie bei der Stadt eine Prüfung ablegen müssen. Die Hunde sind es ihr wert. So nebenbei bemerkt, sollte ein Hund jedem etwas wert sein. Wer sich ein Tier anschafft, welcher Art auch immer, sollte sich vorher Gedanken darüber machen, ob er überhaupt die Bereitschaft aufbringen kann, diesem Tier ein möglichst artgerechtes schönes Leben zu bieten. Nicht für jeden ist ein Tier der geeignete Partner. Erst überlegen - dann eventuell ein Tier ins Haus holen - oder eben auch nicht. Tierliebe allein reicht nicht!
Beate hat selber kein Tier, denn mit einem eigenen Hund könnte sie die Tierheim-Hunde nicht zusammen bringen. Die Auflagen sind streng. Heute kann auch niemand mehr in unser Tierheim gehen - und mit einem Hund wieder herauskommen. Man muss vorher mehrere Male mit dem Hund spazieren gehen. Dann darf er "Probe schlafen" im eventuellen neuen Zuhause. Und erst danach darf der Hund adoptiert werden. Selbst unter diesen Bedingungen ist ein Zuhause auf Dauer nicht zwangsläufig garantiert. Beate hält mich über die bösen Fälle auch auf dem Laufenden.
Erstaunlich ist, dass ihr Mann diese Tierliebe teilt und ihr gelegentlich hilft, wenn sie mal einen Zögling mit nach Hause nehmen muss.
Vor etwa drei Jahren gab es hier einen heftigen Wintereinfall. Ausgerechnet an Heiligabend fuhr kein Bus mehr, und auch der Straßenverkehr war weitgehend lahm gelegt. Streugut war Mangelware (seitdem hat die Stadt immer genug Vorräte - doch die wurden nicht mehr gebraucht). Beate fährt immer mit dem Bus zum Tierheim, gut und gerne sind es von ihrem Zuhause bis dort zehn Kilometer.
Sie hat mir danach erzählt, dass sie sich zu Fuß auf den langen Hin- und später Rückweg gemacht hat, um die ihr lieb gewordenen Tiere nicht ausgerechnet an Heiligabend allein zu lassen. Zwar ist - bei aller Tierliebe - für Hunde ein Tag so gut oder schlecht wie der andere -, und sie hätten es ihr bestimmt nicht verübelt, wenn sie einmal nicht gekommen wäre: Aber für Beate ist Heiligabend eben ein besonderer Tag, und den wollte sie mit "ihren" Hunden verbringen. Soviel Liebe zu den Tieren darf mit einem Adventskalender-Beitrag belohnt werden.
Im Namen der Hunde vielen Dank, Beate, Gruß Silvia
Guten Morgen liebe Silvia, na, da klingelte mal wieder ganz viel bei mir. Ich kenne einige "Beates". Die kleineren Gemeinden um uns herum würden mit ihren Tierheimen allesamt baden gehen, ohne die ehrenamtlichen allzeitbereiten großen Herzen.
AntwortenLöschenSchön beschrieben auch deren eindimensionale Redseligkeit und der thematische Tunnelblick. Aber die Tiere, bzw. Hunde oder Katzen sind eben ihr Leben. Und was ich wirklich richtig gut finde: Die Beates handeln alle nach Erich Kästners Devise "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es". Da sollten sich viele Laberköppe mal ein Beispiel dran nehmen.
Für das heutige Kästchen bedankt sich herzlich Susi
War mir ein Bedürfnis, mal über "Beate" zu schreiben. Ich erinnere mich noch gut an diesen Wintereinfall vor etwa drei Jahren, als der gesamte öffentliche Verkehr im Stadtgebiet eingestellt wurde. Und als sie mir von ihrem "Spaziergang" zum Tierheim erzählte - war ich nicht mal überrascht. Stürmische Grüße aus Duisburg (nee, nicht ich bin stürmisch, es ist der Wind) Silvia
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