Freitag, 6. November 2015

5. November 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Wien bei Maria-Theresia (Mesi)


Madame Tussauds/London

Die Kaiserin fährt aufs Land

Aperitif: Kir Royal
Vorspeise: Steinpilzcremesuppe mit Schwarzbrotcroûtons
Hauptspeise: Geschmorter Gamsschlögel mit Rotkraut und Brezelknödel
Nachspeise: Schaumrollen mit Schokoladen-Erdbeeren



Von Sisi über Maria-Theresia bis Diana ...

und Mesis Bedauern, dass in Schloss Schönbrunn oder der Hofburg kein Kaiser oder eine Kaiserin mehr residiert. So viel Platz und keine blinkenden Kronen und skandalträchtige Adelshäuser. Die nächste erreichbare zu bestaunende Monarchie befindet sich in Großbritannien, und da haben es ihr besonders Charles und Diana angetan. Und keine Kaffeetasse in ihrer Küche, die nicht mit dem Bild eines britischen Royals geschmückt ist. Während Charles sicher längst alle Kaffeetassen mit einem Diana-Konterfei zerdeppert hat - oder zertrümmern lassen hat, denn eigenhändig macht er nicht viel.

So bietet ein Königshaus auch nur einen Durchschnitt von Menschen an, von denen sich ähnliche beim Dinner tummeln: Es gibt die Schönen und die Unscheinbaren, die Polarisierenden und die, die im Schatten stehen, es stellen sich Selbstdarsteller und Eigenbrötler zur Schau - und die Fleißigen und nicht so Fleißigen.

Mesi gehört zu den fleißigen Dinner-Teilnehmern, sie stellt sogar ihren Blätterteig selber her. Natürlich erwartet Bernadette dies - Ansprüche und eigene Leistungen driften schon manchmal ziemlich weit auseinander.

Mesis Mops Pauline ist das wurscht, Hauptsache, es gibt genug zu fressen. Während dessen trifft Mesis Mutter Sabine ein, frisch vom Friseur verschönert. Eine eitle Mama trifft auf ihre uneitle Tochter, ganz so als würde Diana noch einmal auf Prinzessin Anne treffen.

Ins rechte Bild rückt sich dann Dirndl-Bernadette, doch von Stunde zu Stunde, und vor dem Bildschirm von Minute zu Minute rückt die hübsche Fassade völlig in den Hintergrund. Übrig bleibt eine ständig Schnute verziehende und eine sich vom schönen Schein zwangsläufig und unfreiwillig verabschiedende Frau. Ein Blick auf die inneren Werte wird frei gelegt - und plötzlich ist Mesi die deutlich Schönere der beiden.

Am Ende gibt sie Mesi zwar neun Punkte, aber das ist die neue Generation der Dinner-Teilnehmer: Wohl überlegt kritische Momente streuen, und wenn dies bei den Mitstreitern keinen Erfolg zeigt - dann eben auch hoch punkten. Denn von all ihren Anmerkungen her hätten es von ihr nicht mehr als sechs Pünktchen sein können ...

Insgesamt steht Mesi frisch gekürt mit siebenunddreissig Punkten auf dem vorläufigen Sieger-Treppchen.

Und Bernadette kann sich als frisch Verliebte mit hunderttausend Küsschen ihres Matthias trösten. Es sei denn, er hat sich vor dem Bildschirm Knall auf Fall in Mesi verliebt. Shit happens ...

Guten Morgen, Gruß Biene

2 Kommentare:

  1. Ich war doch sehr erleichtert als gestern die Punktevergabe vorbei war.

    So angeschickert wie Bernadette war, rechnete ich mit einem schlechten Ergebnis.
    Das hätte Mesi aber nicht verdient.

    Allein wie sie den Blätterteig zubereitete, diese Kraft hätte ich nie gehabt und
    wahrscheinlich auch nicht eingesetzt.
    Carmen dankte die Mühe mit einem undankbaren Satz, ihr war die Rolle nicht
    blättrig genug.
    Selbst nichts auf die Reihe bekommen und dann meckern.

    Die Mama von Mesi war wirklich kameratauglich.
    Deshalb musste sie auch erscheinen, denn eine große Hilfe war sie nicht.

    Ich fand alles sehr gelungen und stelle fest, sie können doch kochen diese Ösis,
    man muss nur die richtigen Leute an die Töpfe lassen.

    Heute kocht der zweite Kandidat, dem ich auch einen Sieg zutraue.

    Am Ende ist es mir egal, Hauptsache Bernadette kann nicht mehr siegen.
    Ich bin fies, ich weiß das.

    Aus dem grauen Berlin grüßt Anna

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  2. Maria-Theresia, die einen stolzen kaiserlichen (Tauf) Namen trägt und einen unsäglich, tramplig reduzierten Rufnamen, fröhlich erträgt: Mesi!

    Da wurde aus ihro Majestät doch gleich mal ...sagen wir, bei den tollen Leistungen der gestrigen Köchin ... quasi per Nomen... eine Hofmamsell.

    Und Mamsell Mesi musste ihr Licht wirklich nicht unter den Scheffel stellen:
    Sie beherrschte klassisches Kochhandwerk aus dem FF.

    Fonds, Knödel oder Blätterteig - was für andere doppelte Rittberger, stellte für die gelassene Wienerin routiniert betriebenes Küchenhandwerk dar.

    Es war allein schon beeindruckend zu erleben, wie diese stille, unauffällige Frau, die Tür zu ihrem Zauberreich öffnete:

    Ich sage wieder: Innen wie Aussen - und wo wir die letzten Tage leere oder chaotische Räume gesehen haben, konnten wir gestern eine Wundertüte an individueller Wohngestaltung bewundern:
    Farben, Formen, witzige, schöne kleine Arrangements und Stileben, wohin man blickte. Und mittendrin die Kaiserin.

    Ach, ihre Steinpilzsuppe, endlich mal alles so, wie es sich gehört!
    Frische Pilze, getrocknete mitsamt Einweichwasser, zwecks Bindung und Volumen eine Kartoffel, ein wenig Kümmel und Muskat..

    Und die Krönung obendrauf: Rustikale Schwarzbrotwürfelchen, kross gebraten, wie auch die schönsten Pilzscheibchen und die ausgebackene, knusprige Petersilie - das war bis in`s Detail liebevoll ausgestaltet.
    Bernadette schnürte diese Vollkommenheit dann auch promt den Schlund zu...

    Mesis Hauptgang - wie aus dem Lehrbuch einer KuK-Kochschule für höhere Töchter, da stimmte alles:

    Das Fleisch entbeint und mit Kräutern mariniert, aus den Knochen einen Wildfond gekocht, als Sossenbasis, die Knödel super gewürzt, das Rotkraut ungewöhnlich zubereitet, weil es lange vor dem Anbraten, in Rotwein, Orangensaft und Gewürzen bereits gezogen hatte.

    Auf dem zauberhaften handbemalten Service von Mutti hat Mesi ihr fabelhaftes Hauptgericht leider nicht so besonders schön angerichtet, was wohl auch daran lag, dass die Sosse sehr dünn, quasi als Pfütze um alles herum schwamm.
    Aber das sind Peanuts - geschmeckt hat es bestimmt gigantisch - das Fleisch sah köstlich mürbe aus.

    Das traumleichte Dessert verriet nicht Mesis Sklavenarbeit, die stundenlange Kneterei des Butterblätterteiges.
    Die frischen fluffigen Teigrrollen füllte Mesi mit einer über`m Wasserbad glänzend geschlagenen Eiweisscreme.
    Köstlich altmodisch und elegant, ein richtiger Damennachtisch.

    Das war ein Dinner mit Stil, Maria Therasia, kaiserliche Mamsell hat jedes Pünktchen wohlverdient!

    Regen auch hier - aber: Mein Implantat sitzt nun endlich an Ort und Stelle - 9 Monate hat der Quatsch gebraucht, solange wie ein neuer Mensch, da stimmt doch was nicht oder?
    Freue mich auf lange Zeiten ohne Zahnklempner, Liebe Grüße Susi

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