Donnerstag, 12. November 2015

11. November 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Velbert/Bergisches Land bei Stefanie

Foto: S. B.

Aperitif: Belgisches Bier - selbstgebraut
Vorspeise: Bergische Tapas
Hauptspeise: Kaninchen mit Klößen und Rotkohl
Nachspeise: Auszug aus der Bergischen Kaffeetafel


Von Menschen und Mäusen

Und mitten im Nest zwischen angeheirateten Verwandten links, rechts und oben drüber lebt Stefanie in einem Haus mit weitläufigem Garten, der schon mal von Bus-Gruppenreisenden angefahren und besichtigt wird.

Im Winter hört man in dem uralten Haus, wie es sich Mäuse in den Zwischendecken gemütlich und kuschelig warm und dabei emsige Geräusche machen. Auf dem weiten Land geht man offenbar gelassen mit Hausgästen um.

Und so gackert sich Hausgast Petra in der Gefolgschaft der drei Mit-Streiter durch die einsame Gegend und weckt somit den letzten Fuchs auf, der sich hier eigentlich nur zum Gute-Nacht-Sagen sehen lässt.

Zum Aperitif serviert Stefanie ein selbst gebrautes belgisches Bier. Wer aus ihrer Familie das Bier braut, wird nicht gesagt, doch vielleicht ist es eine Gemeinschaftsproduktion. Hier wird Gemeinschaft innerhalb einer Familie groß geschrieben - und die Mäusefamilie ist die zweite Dimension in langen Winternächten.

Von den bergischen Tapas gefällt den meisten die Schwarzbrotsuppe gut, obwohl Suppe die völlig falsche Bezeichnung für diese Pampe ist, denn ehe diese Suppe irgendeinen Bach runter fließen würde, tanzen die Mäuse auf den Tischen.

Der Nachtisch wird als Auszug aus der bergischen Kaffeetafel angepriesen, und da sagt es schon das Wort Kaffeetafel - wie wenig es sich für einen Nachtisch beim perfekten Dinner eignet: Milchreis, Waffeln, geschmierte Brote mit Wurst und Marmelade ... Hat die Welt kaum je in einem Dessert vermutet! Muss sie nicht noch einmal haben.

Ein Halleluja gibt es von Marek für seine vegetarische Hauptgericht-Variante - und den Wunsch nach dem Rezept dafür. Ein Kochbuchautor wie er und Tausendsassa sollte das eigentlich nach dem Kosten aus der Lameng nachkochen können. Immerhin arbeitet er sich zu zehn Punkten für die Gastgeberin hinauf. Wofür?

Insgesamt bekommt Stefanie fünfunddreissig Punkte, ein wahrer Good-Will-Regen. Sogar die äußerst mäkelige Ulla zückt großzügig die Acht.

Auf nackten Füßen läuft Ulla dann im Garten in die verkehrte Richtung, während sie sich vom Gackern Petras hat anstecken lassen und wohl selber kaum den Hauch einer Ahnung hat, worüber sie lacht. Ich zucke jedesmal zusammen, während mein Kaffee in der Tasse überschwappt, wenn Petra lacht ... Auch nach drei Tagen habe ich mich nicht daran gewöhnen können.

Das Bergische Land ist gleich hier um die Ecke, und in Wuppertal habe ich sogar mal ein paar Jahre gelebt. Wie ich erkennen muss, habe ich weder dort noch in meiner Heimatstadt Dortmund das Kochen gelernt. Aus gutem Grund. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Guten Morgen, Gruß Biene





6 Kommentare:

  1. Beim Verlesen der Menükarte hatte ich nur einen Gedanken, igitt.

    Das bezog sich in meinem Fall nicht auf das selbstgebraute Bier, ich trinke gern
    mal eine kühle Blonde.
    Nein , der Hauptgang , bestehend aus Hasenfleisch jagte mir einen Schauder über
    den Rücken.

    Dann wurden es aber Kaninchenkeulen, das verwunderte mich einigermaßen.
    Zum Einen weil es da einen geschmacklichen Unterschied gibt, die Zubereitungsart
    aber auch völlig anders ist.

    Das waren geschmorte Kaninchenkeulen.
    Sie sollen ja schmackhaft gewesen sein-
    Ich will der Gastgeberin gar nicht absprechen, dass sie ihre Küche im Griff hat,
    großes Kino war das nicht.
    Ich habe auch nicht gehört ob sie ihren Gästen die Programmänderung erläuterte.
    War auch nicht notwendig, so versiert sind die nicht.

    Das Dessert, war das nicht eher ein Brunch?
    Ich mag keine fertig geschmierten Stullen zum Dessert.

    Nun die Gäste waren entzückt, was soll`s.
    Für mich war das kein perfektes Dinner.
    In dem Haus würde ich mich fürchten wenn da nachts die Tierchen kriechen. Die
    bleiben nicht nur auf dem Dachboden.

    Die alten Möbel fand ich schön, zum ansehen.
    Ist nicht mein Ding, muss es ja auch nicht, ich wohne ja nicht im Westerwald.

    Hurraaa , es wird Frühling, eure Anna

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    1. Kleine Korrektur, liebe Anna. Wir sind im Bergischen Land, nicht im Westerwald. Aber beides ist weit weg von Berlin, ich käme dort ins Schwanken. Gruß Silvia

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    2. Ich habe Bergische Wurzeln. Mutter aus Remscheid und Vater aus Solingen. Die Kaffeetafel ist mir freilich ein Begriff, aber als Dessert in einem (eigentlich angestrebten) perfekten Dinner ist das Theater mehr als deplatziert.

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  2. Ja , so sind wir.
    Bei Felder und Wälder denken wir nur an den Westerwald.
    Sorry liebe Bewohner des Bergischen Landes.
    Landschaftlich ist beides schön.

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  3. Also mal vorweg: Die Stefanie ist eine ganz eine Liebe, hat eine angenehme Stimmlage, schöne braune Augen, hat sich viel Mühe gegeben und sich die Finger blutig gerackert und geackert - Ja Ja Ja

    Trotzdem war das ein Dinner zum Abgewöhnen - und was gelungen daherkam, hatte jemand anderes hergestellt.
    Der Neffe, die Schwiegermutter, die Schwägerin, jeder aus dieser verschworenen Mischpoke hatte wohl auf die eine oder andere Art seine Griffelchen mittel- oder unmittelbar in dieser Dinnerveranstaltung.

    Bemerkenswert, dass das Ergebnis trotzdem gar nicht mal so bemerkenswert gut war.

    Doch ausreichend alkoholisierte Gäste und/oder seit ihrer Kinderzeit kulinarisch abgehärtete Einheimische, mochten dieses Dinner wohl goutieren.
    Mehr als das: Es feiern mit 35 Punkten - das macht mich einigermassen fassungslos!

    Bereits beim Aperitif mochte man sich fragen: "Wer hat`s erfunden?"
    Die Gastgeberin jedenfalls nicht, ebensowenig wie den parkähnlichen Garten, der schonmal eine gewisse Basispunktausgangslage bei den Gästen vorlegte.

    Die Vorspeise - hier hatte die gute Steffi nun wirklich ganz viel geschnitten, püriert, gerührt, geschüttelt und geschnitten - keine Frage, sie war sogar dabei, sich so richtig schön zu verzetteln, zwischen warmen und kalten Breichen und Pampen, mit und ohne Fisch und Fleisch oder Käse...

    Nehmen wir der Einfachheit halber mal die Standardversion:

    Schwarzbrotsuppe: Böarks, fette Gatsche mit fremdgefertigtem Schwarzbrot, das war keine Suppe und noch nicht mal warm.

    Heringsstipp, soweit in Ordnung für Frühstück/Abendbrot im Alltag

    Wurzelgemüse: Babykost? Was hatte das da zu suchen?

    Kohlroulade, lecker für jeden Mittagstisch

    Und wie passte das alles zusammen? Potpourri aus den Speisekammerresten? Wir verfuttern unser Omma ihr klein Restekabuff??
    Oder ham die nicht mehr alle Tapas im Schrank, die Bergischen ?

    Hauptgericht - das Beste daran waren Nicos perfekt geformte Knödel.

    Das Rotkraut mag am nächsten Tag getaugt haben, denn die Zutaten waren in Ordnung, aber schon Witwe Bolte schwämt für Kohl der aufgewärmt.

    Das Kaninchen, alias Hase - ein Trauerspiel.
    Wenn es wenigstens post Mortem sorgfältige Betreuung erfahren hätte, es braucht eigentlich wirklich wenig, so eine Karnickelkeule nicht in Braunkohle zu verwandeln.

    Und selbst ein wenig Hasenpfefferappeal wäre locker drin gewesen: Etwas pürierte (vorher gebratene) Geflügelleber an die Sosse, viel mehr grob gemörserter Pfeffer, viel mehr rechtzeitig eingesetzter Cognac und Rotwein, (immerhin die dunkle Schokolade stimmte), aber Stefanie hätte deutlich mehr Hase aus dem Karnickel holen können.

    Die sehr gehetzte gestrige Gastgeberin war aber wahrscheinlich zu sehr absorbiert von der hinter ihr liegenden multiplen Vorspeise und der noch zu servierenden multiplen Nachspeise.

    (Sie konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass ihre vegane Alternative Marek bereits multiple Orgasmen beschert hatte.)
    Ich konnte das nicht verstehen, habe für eine liebe vegane Freundin lange gekocht, versucht, probiert: Soja ist absolut untauglich für schmackhaftes veganes Gulasch, das bislang beste Ergebnis erzielte ich mit einem Seitan Block. Sehr gut gewürzt, scharf angebraten, viel Rotwein, Zwiebeln, Knoblauch...etwas Sojasahne dran - das schmeckte sogar mir.
    Aber alle Sojaprodukte oder Tofu - geschmacklos, feste Kunststoffstruktur, indiskutabel, dann lieber nur Gemüse.

    Zurück zu Stefanies Dessert:

    Wieder mal aus Ommas Rumpelkammer abgestaubt: Nee, watt gräßlich!

    Dicke Bollen Klöben mit dicker Leberwurstschmiere neben einem Haufen Milchreis mit Zimt, das ist wie Stützstrümpfe und Rollator auf Tellern, Waffel mit Kirschen, ok aber Alltag.

    Wie bekommt man sowas denn noch runter?
    Mit viel viel viel Schanappes, weissu...und dann wird der Punktestand so hoch wie der Promillepegel, hicks!

    Halten die uns eigentlich alle für vollkommen plemplem?

    Egal, Hauptsache ich muss das nicht essen, liebe Grüsse von Susi

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  4. Moin @ zusammen.

    Steffi hatte sich viel Mühe gemacht und da so viel zu Schnippel war, sich ihren Neffen zur Hilfe geholt. Weit hatte er ja nicht, quasi nur um die Ecke.
    Ja die ganze Verwandtschaft, auch mehrere Generationen lebten dort auf dem Gelände.
    Der Garten hatte Parkdemissionen, sehr viel Rasenfläche und Platz für ein verwildertes Ge-wächshaus, welches Steffi ihr eigenen nannte. Natürlich hatte sie keine Zeit sich darum zu küm-mern. Warum nur, wo die Oma doch das meiste im Garten erledigt.
    Angeblich sollen Reiseveranstalter dort mit Bussen Station machen. Wurde da etwas nicht ge-zeigt, oder warum habe ich das nicht verstanden?
    Auf das Haus will ich gar nicht eingehen. Die Küche war eigentlich schön, nur die Abzugshaube hing zu hoch. Steffi konnte teils ohne sich zu bücken in Töpfe schauen. Für den Neffen mit seinen 1,9 m bestand die Gefahr sich die Brustwarzen zu verbrennen. So etwa stelle ich mir Schneewittchen in der Küche der Zwerge vor. Vielleicht gehört das Haus ja zu einer Märchenbühne?

    Aperitif: selbstgebrautes Bier. Ist Bier nicht immer selbstgebraut, nur von wem?

    VS: bergische Tapas, aha. Das waren also Heringssalat, Schwarzbrotsuppe (eher Brotbrei), lau-warmer Feldsalat und einer Mini-Wirsingroulade. Man könnte auch sagen, für jeden eine andere Wurst. Vielleicht normal bei Steffis Großfamilie. Originell ist anders.

    HG: Hasenpfeffer ist ein Ragout aus sogenanntem Hasenklein, wie Läufen, Brust und Hals, Herz und Leber, die sich als Braten nicht eignen. Traditionell mit Klößen und Rotkohl, allerdings nicht so blass. Das waren Kaninchenkeulen mit Lederhaut und bestimmt sehr trocken. Die Beilagen stimmten. Aber klar das Thema verfehlt.
    Die Variante für Marek war ihr gut gelungen, schade. Ein Mann für alle Lagen und wortgewandter Autor und Kochgenie, erfragte das Rezept. – schrei - Das war ein durcheinander und der Geschmack ändert sich von Mal zu Mal. Seine Begeisterung war jedenfalls unbegrenzt.

    DS: das war die Fortsetzung der VS. Milchreis, Waffel mit Kirschen, Schwarzbrot mit Schinken und Stuten mit Marmelade. Spiegel- und Rührei, sowie gebratener Bacon und Rostbratwürstchen hätten einen Brunch vervollständigt. Auch wenn es lecker war, nur was das aber bei einem pD soll, erschließt sich mir nicht. Ob außer Thomas jemand den Unterschied zwischen Hasen und Kaninchen geschmeckt hätte, wage ich zu bezweifeln.

    Steffi kann schon kochen, nur was. Es war reichlich zum Sattwerden vorhanden. Allerdings wür-de ich so etwas nicht ein Menü nennen wollen. Dennoch war es das Beste dieser Woche bisher.
    Die Reihenfolge stimmt und Steffi liegt verdient vorne.

    Marek vergab 10 Punkte, welche ein solcher Weltenretter bestimmt selten vergibt.
    Er fühlte sich quasi im Paradies angekommen.
    Thomas war´s zufrieden, denn er wurde satt.
    Was die Mädels angeht, so waren sie auf einem anderen Planeten und bewerteten eher den Alk.

    LG rudi

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