Donnerstag, 5. November 2015

5. November 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Wien bei Jonathan


Orientalischer Markt
Menü aus 1.001 Nacht

Aperitif: Himbeer-Ingwer-Cooler
Vorspeise: Spinatsalat mit gegrillter Aubergine, Feta und Rauchmandeln
Hauptspeise: Orientalisches Salbeihuhn mit Champignon-Feigen-Gemüse und Safran-Reis
Nachspeise: Armer Ritter aus Brioche mit Beerensalat


Der 1. Mann

..., der in dieser Runde kocht, Jonathan, unterscheidet sich vom berühmten, in Wien gedrehten Film "Der 3. Mann" durch seine Unbekanntheit und dadurch, dass an diesem Abend kein Verbrechen geschieht, sondern nur ein Dinner mehr oder weniger in die detaillierte Zerlegung seiner Einzel-Komponenten bewertet und Spuren technisch abgearbeitet wird.

Auf sein liebreizendes Motto, gewidmet der 1.001. Nacht, muss er wohl beim Anblick seiner Küchenfliesen gestoßen sein, die stark an Marokko erinnern. Ansonsten sieht seine Wohnung aus, als könnte er hier jederzeit in fünfzehn Minuten seine Sachen packen und umziehen. Sie erklärt überdies seine Liebe zur Improvisation, mischt er doch bei einem entsprechenden Theater mit.

Für die frisch verliebte und wohl ein wenig in sich selbst schon lange verliebte Bernadette gehört Jonathan zu den "Lieblings-Gastarbeitern". Und ob die Österreicher nun beim Fußball den Nachbarn die Daumen drücken oder eher nicht - darüber herrscht Uneinigkeit. Jonathan meint Nein, Mesi meint Ja. Wie gut, dass dies hier keine  Rolle spielt. Denn der Fußball entzweit gerne mal Menschen ...

Bei Jonathan hingegen fühlen sich alle wohl und einander so zugehörig, wie man es nach ein paar Tagen der Bekanntschaft sein kann. Nur völlig ungern kritisieren die weiblichen Mitglieder der ersten Wien-Dinner-Vergeige-Truppe. Da windet sich besonders Bernadette. Dass am Ende dennoch einunddreissig Punkte für den Gastgeber zurück gelassen werden, ist in dieser eher hoch prämierenden Gruppe keine besondere Auszeichnung.

Die Vorspeise besticht lediglich durch das selbst gebackene Brot, und erst zur Nachspeise sind die Gäste wieder zufrieden. Sie haben auch nicht gesehen, wie er den Vanille-Geschmack in den Armen Ritter hineingefingert hat.

Zwei Dinner stehen noch aus, aber ich habe ein Stück vom Prater samt Riesenrad gesehen und ein paar Bezirke kennen gelernt. Am Rande war ich ein wenig überrascht, was in Wien hipp ist - denn hier ist ähnliches eher nicht hipp: Manch ein Überblick über manch einen Bezirk hat mich stark an Duisburg-Marxloh erinnert - durch das ich nur zweimal im Leben durchgefahren bin. Aber das sogar vor den Augen einer Kanzlerin Beachtung findet. Keine positive.

Vermutlich täuscht der äußere Schein, wie auch die Annahme täuscht, in Wien werde durchweg gut gekocht. Es wird wohl so sein, dass die guten Köche und Köchinnen sich eher nicht beim Dinner bewerben, sondern ihre Leckereien den Menschen präsentieren, die dies zu schätzen wissen. Und da ist das Publikum in der Regel weit von entfernt.

Doch gefallen hat allen Jonathans Gastfreundlichkeit. So sind sie, die "Gastarbeiter".

Guten Morgen, Gruß biene



2 Kommentare:

  1. Jonathan , der Gastarbeiter.
    So richtig mit Ruhm hat er sich nicht bekleckert.
    Hat er die Vorliebe der Ösis für
    Hühnchen falsch eingeschätzt oder war ihm nicht bewusst, dass er seine Teile
    in die Fritteuse schmeißen muss, um den Wienerwald-Geschmack zu zaubern.

    Ich fand sein Brot gut, mehr ist zur Vorspeise nicht zu sagen.

    Mit seiner Hauptspeise hätte er vielleicht punkten können, wenn er ein typisches
    Gericht seiner deutschen Vorfahren angeboten hätte.
    Aber da es nicht Hühnchen oder Schnitzel sind, wäre er da auch chancenlos.

    Bernadette mit dem Schwert auf der Zunge hat auch im Vorfeld alles schlecht
    geredet.
    Die armen Ritter ihrer Oma hat sie in schlechter Erinnerung.

    Ich hatte den Eindruck, nach den Lobpreisungen ihrer Mitstreiter getraute sie sich
    nicht mehr das Schwert zu ziehen.

    Die nette unaufgeregte Mesi ist nun meine ganze Hoffnung.
    Einfach weil Bernadette nicht siegen darf, sie ist einfach menschlich grrrr.....

    Jonathan ist ein netter Kerl, seine Freundin wollte wahrscheinlich nicht in der
    Rumpelbude gefilmt werden.

    So alte Sperrmüllklamotten wie der Sessel strömen manchmal einen unangenehmen Geruch aus.

    Aber da lag ja eine Decke drauf.
    Genug gelästert, bis heute Abend, Gruß Anna

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  2. Was ist los mit diesen relativ jungen Menschen? Ich bin immer öfter von großer Ratlosigket und stiller Verzweiflung erfüllt.
    Da kontrastiert grandioses Selbstbewusstsein, extremer Exibitionismus und Selbstdarstellungsdrang mit einer gigantomanischen Selbstüberschätzung.

    Selten vorher sah man so viele talentlose Menschen stolz ihr "Können" im TV präsentieren.
    Dienstag bereits legte Carmen vor, wie man der Leere und Fadheit in Wohnraum und auf Tellern Gestalt verleihen kann, gestern nun zog Jonanthan in beiden Disziplinen mindestens gleich.

    Langeweile auch bei ihm in Tüten - die Menübeschreibung liest sich allerdings wie tausend verborgene Köstlichkeiten aus dem Land der Scheherezade.

    Betritt man den Sultanspalast von Emir Jonan, so sollte man lieber das Näschen in einen Duftbaum versenken, zuviele spaakige angeschrammte Möbel und Dinge stehen wahllos und uncharmant herum und dünsten schon rein optisch Müffelodeur aus.

    Unter stilvollem Retro stelle ich mir ebenso etwas komplett anderes vor, wie unter dem orientalischen Würzen mit 2 Microgramm Ras el Hanout halbherzig über kaltes, rohes Gemüse gepudert.

    Ich verwende diese Mischung, ebenso wie Baharat oder Harissa, immer erwärmt in der Pfanne, da hinein das jeweilige Gemüse schön angeröstet, das erst dann in die Schmorpfanne und ab in den Ofen gelangt, mit dem jeweiligen Fleisch, auch vorher gebräunt, on Top.

    Den Orient riecht man bei mir in der ganzen Bude, das ist ein echter Nasenbazar. Nicht so ein blutloses, halbgares Ich-weiss-nicht-was.

    Genau wie der nicht schmeckbare Salbei und der kaum vorhandene Safran im Reis.

    Und auch bei Jonathan wieder das seltsame Salzproblem, wenig Würze in den Speisen, was verrät uns das? In jedem Fall das nahe liegende:
    Wer nicht zu würzen versteht, der kann auch nicht kochen.

    Lediglich das Champignon/Feigen-Gemüse scheint gut gewesen zu sein, folgt man dem Urteil der Gäste und auch ich finde diese Kombination ungewöhnlich und reizvoll, das waschen der schneeweissen Pilze hätte er sich dennoch wirklich besser sparen sollen.

    Genau wie das Vorspeisendressing: Simpel, sauer und kein bisschen durchgezogen, die grob gewürfelten Zwiebeln dürften alles dominiert haben.

    Ansonsten - Spinat und angebratene, fettige Augerginenwürfel mit fettigen dicken Rauchmandeln.
    Ich hätts nicht essen mögen
    .
    Zum Glück gab`s das gelungene Brot: Hab kürzlich erstaunt festgestellt, dass französische Baguette, zusätzlich zur Hefe flüssigen oder trockenen Sauerteig enthalten.
    Jonathans Brotherstellung fand ich interessant zu beobachten.

    Die Ritter schliesslich, die armen, kenne ich, so wie der gestrige GG sie zubereitete, als Brotpudding.
    Meine Oma und Mutter haben altes Weissbrot und übrig gebliebenen Butterkuchen oder Puffer mit Eiersahnemilch übergossen und gebacken.

    Obst oder Kompott dazu, bei mir gibt es noch Vanillesosse. Aber das ist ja dann auch kein perfektes Dinner...

    Jonathans abgespeckte Ritter waren supersimpel - hatten trotzdem grosse Wirkung.
    Seine Punktzahl ist nicht nachvollziehbar, wenn es "Das nette Dinner" wäre, ok - aber dann hätte Bernadette, die gar nicht nette, schon sowieso nicht den Hauch einer Chance.
    Selten habe ich einen Menschen erlebt, der ohne Worte so viel Abwertendes ausdrücken kann...
    ,
    Hier scheint die Sonne, obwohl es regnen sollte - ich werde es nicht reklamieren, tu einfach so, als hätt ich es gar nicht bemerkt - pssscchhtt,
    Susi

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