Freitag, 1. Mai 2015

30. April 2015 - ZDF - Bloß kein Stress



Bloß kein Stress

ist leichter gesagt als durchgehalten, wenn man - wie Eva und Jens - in eine Doppelhaushälfte zieht, um noch einmal neu durchzustarten und dann auf Nachbarn wie aus dem Bilderbuch für Horrorgemälde trifft. So könnte diese Hälfte eines Hauses gut und gerne mit mörderischen Taten ihrer Bewohner ein unrühmliches Ende finden - und keiner hätte Mitleid mit den Opfern, sondern nur Verständnis für die Täter. Ein paar Mal sind die Hellers dicht davor, auf die Hüter des Vorortes loszugehen.

Aber so weit kommt es dann zum Glück doch nicht. Doch allemal reicht der Film für die Warnung: Erst mal probe-wohnen, bevor man irgendwo hinzieht! Jens und Eva geraten in eine Art Vorort wie man ihn aus "Die Frauen von Stepford" kennt: Die mechanisch perfekte, klinisch saubere Nachbarin Peggy Trimmborn hat sich wie ein Schwamm in ihre Umgebung assimiliert und kommt daher wie eine Vorreiterin der Vorstadt-Hölle. Ihre Kinder treibt sie zu Höchstleistungen an - und das übernimmt Eva erst einmal für ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder. So kommt der Dreijährige in eine Einrichtung, die schon in ihrer aus Kürzel bestehenden Namensgebung als Endung das Wort "Phobie" enthält.

Jens hat Nachbar Thilo nicht nur als Doppelhaus-Albtraum neben sich wohnen, sondern ist mit ihm auch noch in derselben Firma tätig. Eine Geschichte, die böse ausgehen könnte ...

Gar so bissig niederträchtig wird es jedoch nicht. Aber böse genug, wenn man mal nur einen Moment lang überlegt, wie man sich selber mit solchen Nachbarn fühlen würde. Die Trimmborns als Synonym für eine sterile, angepasste Leistungsgesellschaft, die  nach unten schlägt und nach oben buckelt - und am Ende (zum Glück und verdient) trotzdem nicht von der Stelle kommt.

Das Ehepaar Heller kann sich letztlich von dem Einfluss der Nachbarn lösen, und zumindest die kleinen Kinder finden beim Grillen im Garten einen gemeinsamen Nenner. Obwohl der Trimmborn-Junge nur 200 g Fleisch pro Woche essen darf, kommt er zum beschaulichen Grillfest. "Dann isst du eben nächste Woche kein Fleisch", meint Evas Tochter.

Wie die Geschichte weiter gehen könnte, steht auf einem anderen Blatt. Am liebsten wäre mir die Variante, sich künftig zu ignorieren und in Ruhe zu lassen. Aber ob die Trimmborns das schaffen, solange noch ein Tropfen Neid und Missgunst in ihnen ist?

Ein Film, der eine härtere Gangart in der Satire leider vermissen lässt, aber durchaus sehenswert ist. Dreieinhalb von fünf möglichen Sternen.

Guten Tag, Gruß Biene

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