Samstag, 2. Dezember 2017

2. Dezember 2017 - Adventskalender 2017 - 2. Türchen: Schwester Catherine O.




Sr. Catherine O.

Ich lernte sie vor einigen Jahren kennen: Catherine, die katholische Ordensschwester aus Nigeria, die hier in Deutschland ihre Facharztausbildung absolvierte. Während dieser Zeit war sie in einer hiesigen Klinik tätig und

lebte gemeinsam mit vier oder fünf anderen Schwestern in einer Stadt-Wohnung. Alle Schwestern waren entweder Ärztinnen oder Krankenschwestern. In der Wohnung hatte jede ein eigenes Zimmer, die Küche benutzten sie gemeinsam.

Catherines Zimmer war einfach, aber gemütlich eingerichtet, und an eine Klosteratmosphäre erinnerte es überhaupt nicht. Auch ihre Ordenstrachten trugen sie und die Mit-Schwestern nicht durchgängig, sondern eher zu besonderen Anlässen.

Insgesamt waren wir etwa zwei Jahre gut befreundet und hatten jede Menge Spaß miteinander - sie konnte lachen wie kaum sonst jemand

und war von einer wohltuenden Herzlichkeit.

Es war jedoch für sie die Zeit gekommen, nach Nigeria zurückzugehen. Sie sollte dort ein kleines Krankenhaus - ich nannte es immer Mini-Hospital - leiten.

Zufällig ergab es sich, dass ein befreundeter Arzt zeitgleich seine Praxis aufgab (um sich fortan seiner Bridge-Karriere zu widmen), und nach einem kurzen Gespräch war er sofort bereit, Catherine

inventarmässig gut zu unterstützen.

Sie durfte sich aus seiner Praxis aussuchen, was immer sie wollte. Das bedeutete für den Orden eine große Hilfe, die sie gern und dankbar annahmen.

Ein paar Probleme machte noch die Verfrachtung nach Nigeria - die Lufthansa war grundsätzlich zwar bereit,

kostenlos humanitäre Mittel zu transportieren,

doch es gab anscheinend keine freie Frachtraum-Kapazitäten nach Lagos.

Mit Hilfe der örtlichen Kirche landete die deutsche Praxis schließlich in Nigeria, während Catherine bereits vor Ort war.

Wie es kam, dass unser Kontakt zueinander versiegte, weiß ich gar nicht mehr ... Alles geschah auch vor der z. B. Facebook-Zeit,

in der es nicht so simpel war, Beziehungen über Kontinente hinweg aufrechtzuerhalten.

Von einer anderen Nonne aus Catherines Orden, die ich ebenfalls kennen gelernt hatte, und die noch in unserer Stadt weilte, erfuhr ich etwa ein halbes Jahr nach Catherines Heimkehr,

dass sie

durch einen Autounfall gleich drei ihrer Brüder verloren hatte.

Ich denke noch oft an Catherine, und sie sicher auch an mich - denn solch eine innige Beziehung (auch, wenn ich viel weniger katholisch war und bin, ich bin nicht einmal mehr Kirchen-Mitglied) vergisst man nicht einfach,

selbst, wenn das Leben und die Orte uns getrennt haben.


Einen schönen Adventstag wünscht Silvia

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