Lars böllert sich in eine ... Hundeseele
Am 28. Dezember war endlich der Tag gekommen, an dem sein Lars mit seinem Vater diezahlreichen Silvesterknaller einkaufen konnte. Nur einen kleinen Teil hatte der vierzehnjährige Junge für die Mitternachts-Knallerei beiseite gelegt - denn der Papa würde ihm schon aus der dann kommenden Verlegenheit helfen und weitere Knallkörper in seine Obhut geben.
Zunächst einmal fand Lars es einfach super und toll, durch die Stadt zu laufen und hier und da und öfter mal einen Kracher durch die noch helle Luft fliegen zu lassen. Zwar konnte er die Farben der Feuerwerkskörper nicht wirklich sehen,
aber allein, dass es knallte, war bereits ein Ereignis.
Spaß am Knallen als ultimative Freizeitbeschäftigung zwischen den Jahren, wie seine Oma diese Zeit so schön nannte. Das konnte nicht verkehrt sein, denn alles, was Freude bereitete, war abgesegnet - dachte er.
Den letzten Böller für heute warf er direkt vor die Füße eines kleinen Hundes, denn er wollte sehen, ob man das Vergnügen steigern konnte ...
Doch plötzlich war er nicht mehr Lars, war nicht der vierzehnjährige mitleidlose Kerl, sondern er war wie durch Wellen
in die Seele des kleinen weißen Hundes geschlüpft.
Dieser war bereits vor Stunden seiner Besitzerin aus Panik vor all den Krachmachern weg gelaufen und nun landete Lars Bombe direkt vor seinen alten Füßen, denn er war ebenfalls vierzehn Jahre alt.
Er sprang in die Luft,
und Lars' Seele hüpfte mit hinauf, bekam Angst. Eine Angst, die er nie zuvor empfunden hatte.
Was zum Teufel war mit ihm passiert und warum war seine Seele in den Hund gefahren?
Auf so flinken Beinen wie möglich trug der kleine Hund die Seele des Jungen mit sich um die nächste Ecke,
an der beide beinahe von einem Bus überfahren wurden. Der Hund atmete schwer, und daher bekam auch der Mini-Kerl Lars schlecht Luft.
Langsamer und mit eingekniffenem Schwanz trottete der Hund weiter, als in der Ferne erneut ein Böller in die Luft ging und seine Schritte beschleunigte,
während sein Herzschlag und auch Lars' Seele wechselweise fast aussetzte oder in einer Art Kammerflimmern wie wahnsinnig hüpfte.
Lars spürte die Sehnsucht des Hundes, seine Besitzerin wieder zu finden, bei ihr Trost und Ruhe und Glück zurück zu bekommen,
aber danach sah es nicht aus. Er irrte planlos durch die Gegend, hoffend und noch mehr bangend.
Diese Angst vor dem nächsten Knall empfand Lars nun auch. Und der nächste kam, denn es gab viele Jungen wie ihn - und auch Erwachsene,
die schon vor Mitternacht an Silvester nichts Besseres zu tun hatten, als es knallen zu lassen.
So sinnlos, dachte Lars plötzlich. Aber diese Einsicht kam zu spät. Denn das Herz des Hundes schlug wie verrückt und beide Seelen, die des Hundes und seine, gingen dabei langsam kaputt.
Die Seele des Hundes und seine wichen noch so manchen Gefahren aus,
aber als am Ende ein anderer Junge
einen Feuerwerkskörper wieder direkt und voller Freude vor die
Füße des Hundes warf,
starben beide Seelen.
Schlaff und leblos lag der Hund auf dem Pflaster,
während in der Ferne jemand nach ihm rief ... es war sein Frauchen, das ihn verzweifelt seit Stunden suchte.
Guten Tag, Gruß Silvia
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