Telefon-Interview vom 25. November 2016
mit Restaurant-Testerin Sabine
Von Sternen und anderen Highlights
Ich nenne sie im Folgenden Sabine, obwohl sie ganz anders heißt, und ihr Name mir natürlich bekannt ist. Da sie jedoch immer noch Restaurants und auch Hotels testet, möchte sie den hier nicht gern lesen - und das kann ich respektieren.
Sabine arbeitete 1991 in einer Werbeagentur, als eines Tages nicht nur der Auftrag für die Gestaltung eines jährlich erscheinenden Restaurant-Führers herein schneite, sondern mit diesem natürlich auch die Verlagsleute, die hinter dieser Ausgabe standen.
Als sie in den Gesprächen über Layouts und Texte merkten, dass Sabine jede Menge Ahnung von Lebensmitteln und vom guten Essen hat, haben sie ihr einen Vorschlag unterbreitet:
Sie fragten sie, ob sie nicht Lust hätte, für sie Restaurants zu testen.
Und Sabine hatte Lust darauf.
Vorab absolvierte sie eine dreimonatige Ausbildung, unter anderen war eine Schulung im Verlagshaus notwendig.
Danach konnte Sabine loslegen. Sie machte das immer neben ihrem eigentlichen Beruf.
Getestet wird nach den Kriterien:
1. Essen
2. Getränke
3. Service
4. Ambiente
Für die Anzahl der Tests in einem Zeitraum von etwa einem Monat gab es keine Vorgaben, aber in der Regel testete sie zwei bis dreimal im Monat. Und wenn der Verlag wusste, dass sie sich gerade in einer bestimmten Stadt aufhielt, flatterte auch schon mal ein weiterer Auftrags-Test rein.
Anfangs war Sabine euphorisch, aber Spaß macht es ihr immer noch. Wenn auch die Kehrseite der Medaille ist, dass sie privat nicht mehr so gern außer Haus essen geht. Außer in ganz bestimmte Lokale. Ansonsten kocht sie lieber selber.
"Enttarnt" wurde sie während ihrer Tests nie, aber wenn ein Menü gut ausgefallen war, konnte es passieren, dass sie ihre Visitenkarte hinterließ. Somit wusste der Getestete, was ihm soeben widerfahren war.
Restaurant-Inhaber, denen Sabine keine guten Noten geben konnte, wurden vor der Veröffentlichung von ihr angerufen und konnten Stellung nehmen. Sie erzählte ihnen, warum die Bewertung so und nicht besser ausgefallen war. Dadurch ließ sie diese nicht direkt ins offene Messer laufen.
Manche Tester halten es ebenso, andere anders.
In der Regel gilt: Essen, umsehen, trinken, bezahlen ... gehen.
Auf die Frage, welche Restaurants Sabine am besten von allen gefallen haben, nennt sie das "Überfahrt", in dem Stefan Jürgens kocht. Auch das Hackbarth in Oberhausen und das Lokal von Björn Freitag in Dorsten ist ihr ans Schlemmer-Herz gewachsen.
Ein paar angesagte, aber überbewertete Lokal gäbe es in Hamburg: Da ist eines, das zumindest jeder vom Namen her kennen dürfte,
in dem der Staub zentimeterhoch auf den Heizungen lag.
Vielfach werden Promis in diese Restaurants (natürlich nicht nur in Hamburg) eingeladen und so entsteht der Mythos, dass es hier auch gut sein muss. Alles Weitere kann sich jeder selber denken ...
Am Positivsten fielen ihr oft die räumlich sehr kleinen Lokale in vielen Städten auf,
Somit endet dieser Beitrag auch mit einer Empfehlung von Sabine:
Wenn ihr in einer fremden Stadt seid, schaut euch nach diesen Bewirtungs-Kapellen um, die könnten sich am Ende als wahre Kulinarik-Tempel erweisen.
Immer nur dort hin gehen, wo es angesagt ist, kann ganz schön lästig werden - es gibt Lokale, da ist es derart ungemütlich, dass man das gar nicht beschreiben möchte. Aber alle Welt pilgert dort hin.
Am Rande habe ich noch ein paar sowohl positive als auch negative Dinge über einige prominente Köche erfahren,
die ich hier leider nicht thematisieren darf.
Vielen Dank, Sabine, für das gute Gespräch.
Guten Tag, Gruß Silvia
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