Samstag, 30. Mai 2015

30. Mai 2015 - WDR - Martina und Moritz -


Erkläre Westfälisches Blindhuhn ...

Pünktlich zur morgigen Hochzeit von Thiel und Boerne bereiten Martina und Moritz schon mal das Hochzeitsmenü für die Spaßvögel unter den Tatort-Ermittlern beziehungsweise dem Ermittler Thiel und dem Pathologen Boerne zu.

Da der allseits beliebte Professor sicherlich keinen Blick in die Küche werfen wird,  stören ihn auch nicht die bewährten Ohrgehänge und der Halsschmuck in Extra preiswert. Ob ihm die Küche des Münsterlandes wirklich gefallen wird, für die sich sein frisch angetrauter Kommissar und Streitpartner entschieden hat, wird sich gleich zeigen:

Es gibt keine Hochzeitssuppe, denn die kann ja jeder - Martina und Moritz servieren einen Eintopf mit Kartoffeln, Speck, dicken Bohnenkernen, gehackten Kräutern und Schinken. Schon Heinrich Heine meinte : "Westfalen ist das Vaterland des Schinkens, nicht einmal Frankreich hat solche Köstlichkeiten zu bieten".

Seinen Heinrich Heine kennt der Professor und kann ihn dem frisch Angetrautem nahe bringen, aber dieses deftig, kräftige Gericht strapaziert seine sensiblen Geschmacksknospen aufs Äußerste - und die Scheidung bereits im Blick geht es dramatisch weiter im Münsterland, denn nun gibt es

Ein sogenanntes "Törtchen" aus allerlei Innereien, und es fehlt auch nicht das Hirn. Jetzt muss der Professor dringend in sein Institut, um nachzusehen, ob dort noch alles an Ort und Stelle dem vorläufigen ewigen Frieden entgegen ruht. Thiel beordert ihn schnellstens zurück, denn Martina und Moritz schwärmen im Duett von den vielerorts und von vielen Menschen unterschätzten Innereien.

Ein Riesling von der Nahe zum typisch westfälischen Ragout verleitet ihn vorübergehend zu sanften Tönen. Und sowohl für Thiel als auch für Moritz steht ein kühles Blondes bereit.

Warum das Blindhuhn Blindhuhn heißt, ist eine Aufgabe für den Kommissar, der sich ein heftiges Wortgefecht mit dem Professor gibt - und gemeinsam kommen sie der Sache auf die Spur: Es ist alles mögliche in dem Gericht, nur kein Huhn. Weil jeder, der sucht, dort etwas finden kann, was ihm schmeckt. Doch Boerne schmeckt die ganze Hochzeiterei inzwischen nicht mehr - er erwartet nur noch vom nächsten Gang eine einigermaßen dekadente Geschmacksrichtung.

Weit an der Dekadenz vorbei, richten Martina und Moritz "Plaaten in de Pann" an: Eine Bratwurst am Meter, gerollt und angestochen (wie manche Kunden, die auf Boernes Tisch liegen) wird sie gebraten. Dann fein gehobelte Kartoffelscheiben darüber, mit Sahne angießen und im Backofen bei 160 Grad für 50 bis 60 Minuten backen.

Lecker, meint Thiel, der zwar aus Bremen kommt, aber in Münster außer Werder Bremen nicht viel vermisst. Im Gegenteil: Ihm kommt diese Küche sehr gelegen. Keine Sperenzchen mit unbekannten Bestecken und keine Zutaten jenseits der Gehalts-Grenze.

Auch die Nachspeise hat Thiel verbockt und bei Martina und Moritz in Auftrag gegeben: Er ahnte vermutlich nicht, dass zwar die Zutaten erschwinglich sind - aber die Köchin und ihr Beikoch sich nicht mit Kleingeld zufrieden geben.

So gibt es eine Münsterländer Quarkspeise: Allseits bekannt als Schichtdessert. Mit Pumpernickel, Magerquark, Rosinen in Rum eingelegt, Schokolade und Sahne. Das ist mal ein Highlight nach Thiels Geschmack.

Und da zieht Boerne die Konsequenzen und nach einem heftigen Ehestreit, für den die beiden eigentlich keine Heirat benötigen - lässt er sich wegen Grausamkeit am Teller sofort wieder scheiden. Thiel hingegen lässt Martina und Moritz umgehend verhaften. Gründe für den polizeilichen Übergriff lassen sich schnell finden. Immerhin haben sie den morgigen Tatort versemmelt.

Frohes Nachkochen, Gruß Biene

Freitag, 29. Mai 2015

29. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Bergischen Land/Niederbreidenbracht bei Thomas

Galopp-Rennbahn bei Brighton - wie alle Fotos -  eigenes


Aperitif: Rot trifft Orange
Vorspeise: Selbstgefertigte, gefüllte Ravioli an Parmigiano-Reggiano-Sahne-Sauce, mit Garnelen unter der Haube, dazu "Dough-Balls"
Hauptspeise: Rinderfilet im Spinat-Blätterteig-Mantel, Waldpilz-Ensemble an Portweinjus
Nachspeise: Topfenschaum mit Erdbeeren an Basilikum-Pinienkern-Pesto

Mit dem Clown kommen die Tränen ...

und das nicht wegen seiner Frisur oder weil man sich über seine Witze, die er wohl für notwendig hält, kaputt gelacht hat. Auch nicht, weil er intellektueller ist als man es gemeinhin vertragen kann. Die Tränen kommen, weil er einfach ein liebevoller Mensch ist, der sich um die ärmsten Kreaturen, die von Menschen erst missbraucht und dann weg geworfen werden, einsetzt.

Er liebt Deutsche Doggen, und eine von seinen beiden ist eine geschundene Kreatur, die  er halbtot aufgenommen und aufgepäppelt hat. Der alte fünfzehnjährige Schnauzer wird darüber nicht vergessen.

Vor allem aber spricht er ein trauriges Thema an: Ausgediente Rennpferde, Galopper oder auch Traber. Jetzt werde ich mal wieder einen kleinen Tick persönlich: Mit meinem Papa ging ich schon als kleines Mädchen lieber zur Galopprennbahn in Dortmund-Wambel, während meinen Bruder natürlich Fußball mehr interessierte: Kleine Neben-Anekdote - als Dortmunder war er einer der wenigen Bayern-München-Fans. Gott sei ihm gnädig für diesen Fehltritt!

So hilft Thomas, den Missbrauch von edlen Rennpferden aufzuklären. Ich frage mich noch heute, was aus "Ilix" geworden ist ... einem erfolgreichen Galopper. Und bitte um ein paar Sekunden des Nachdenkens über unsere Mit-Lebewesen.

Thomas hat eines seiner beiden Pferde vor dem Metzger gerettet. Und er beschreibt anschaulich die Angst dieses edlen Tieres, die es vor Menschen hatte. Jetzt hat es die Angst verloren - und fühlt sich sicher und geborgen.

Trotz allem hat er auch noch am besten gekocht. Und trotz allem meckert ein Horst wie nur ein Horst meckern kann. Und eine Rebecca wünscht mangels Empathie und gutem Geschmack auch Horst den Sieg. Über menschlichen Quatsch muss man sich nicht mehr wundern.

So kommt es dann auch am Ende. Thomas bekommt dreiundzwanzig Punkte, aber es gewinnt Hollywood-Horst mit einem Punkt Vorsprung.

Den Vorsprung, den Thomas hat, kann Horst dennoch niemals einholen. Was sind schon 3.000 Euro gegen einen guten Charakter, den man sich nicht kaufen kann?

Guten Abend, Gruß Biene

29. Mai 2015 - Vox - Mein himmlisches Hotel -


Zur Sache, Kollegen ...

aber mal so richtig. Die drei Hotels mit ihren Besitzern oder ihrer Direktorin gehen in die finale Entscheidungsrunde, und jeder und jede ist ein Einzelkämpfer und besser als Kritiker denn als Hotelier sowieso. Da wird alles auf den Tisch eines vierten Hotels gebracht, in dem die Abrechnung stattfindet. Es geht um Werbung und darum, am Ende einer Doku-Soap nicht so schlecht da zu stehen wie die Macher es vielleicht gern hätten.

In die Hände spielt den Produzenten immer - wie überall - die Unzulänglichkeit aller Welt, nicht nur jener der Hotel-Besitzer oder Manager, sondern die der Allgemeinheit. So setzen sie ganz entspannt auf den Faktor "Mensch", der immer und überall von allen der am besten Berechenbarste ist. Chico hätte das, könnte er sprechen, ganz ganz anders bewertet ...

Aber Herrchen Farhoud übernimmt für beide gemeinsam die Tour des Bösen und ist mit nicht gerade guten Absichten ins Rennen gegangen.

Während Ronja ihr Duisburger Business-Hotel Plaza Vier-Sterne-Begründet in Schutz nimmt, ist ihr der Rest der Stadt offenbar gleichgültig und keiner Erwähnung wert. Dabei hätte es die Stadt verdient, mal so gezeigt zu werden wie sie ist ... ich wohne dort, wenn ich auch aus Dortmund stamme - dies ist mein Revier.

Und dass Farhoud am Ende aller Beleidigungen bemerkt: "Machen Sie Urlaub in Duisburg, woanders ist auch Scheiße!"  - scheint sie als in Essen wohnende Hoteldirektorin nicht weiter zu stören. Stört uns auch nicht, erscheint sogar in manchen Auto-Nummernschildern als Zeichen unseres Humors.

Dann kommt die letzte Kritiker-Runde, und die ist vom Allerfeinsten. Farhoud hat als Taktiker der Woche alle runtergepunktet und in der entscheidenden Bezahlung eine Minus-Runde eingelegt: Für Doris und Stefans Hotel gibt er nur 70 Euro, obwohl das Zimmer 101 Euro kostet. Für das Hotel Plaza in Duisburg zieht er ebenfalls, einen allerdings kleineren Betrag, ab.

Ein taktierender Mann am Ende: Farhoud gewinnt und schämt sich fernsehtauglich. Hätte er nur geahnt, wie sein Hotel ge- und bewertet wurde - auch von Doris und Stefan - er hätte sich nicht so negativ ins Zeug legen müssen.  Dass man mit solchen Aktionen Existenzen zerstören könnte, interessiert ihn vermutlich erst nach seinem Gewinn - ganz am Rande.

Er ist erst seit einem Jahr in der Hotellerie, doch schon lange in der Brachial-Gewalt anderer Bespaßungsbetriebe. Ein bisschen mehr Fairness und Coolness täten ihm gut - aber ich sehe schwarz, wenn er mal beim Dinner mit kocht. Es gibt Leute, die können nicht aus ihrer Haut.

Nur Chico wird ihn immer lieben, denn er ist ein anhänglicher Hund - und dem ist es egal, wie sein Mensch sonst noch so drauf ist. Er bellt jeden Tag für Frieden.

Guten Tag, Gruß Biene



28. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Bergischen Land/Gummersbach bei Anette


Aperitif: Champagner mit Hibiskusblüte
Vorspeise: Süßkartoffel-Kokos-Suppe
Hauptspeise: Hirschfilet mit Weiß- und Rotkohlsalat und Süßkartoffelspalten
Nachspeise: Tiramisu und Haselnusseis auf Himbeerspiegel

Anette ist dann vielleicht schon mal weg ...

unterwegs auf dem Jakobsweg. Die Lachtaube dank Hokus-Pokus-Wasser und konsequentem Uhrzeiger-Drehen in den Töpfen braucht eine Auszeit von der Erziehung der inzwischen zweiundzwanzigjährigen Drillinge, von ihrem Mann, der sowieso nie zu Hause ist, und von was auch immer sonst noch.

Während Thomas kein "Tahiti" will und damit den Geschmack der Vorspeisen-Suppe meint, wollte Anette sogar mal nach Südafrika auswandern - aber es wurden nur ein paar Wochen aus dem geplanten neuen Leben, weil die Liebe ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.   Das wäre eine Goodbye-Deutschland-Story vom Feinsten gewesen, aber zu der Zeit gab es die Sendung noch nicht. Sie können Anette aber immer noch auf ihrem Camino de Santiago begleiten. Da gibt es dann jede Menge zu lachen - in  Santiago de Compostela lehnen sich Produzenten, Protagonistin und Zuschauer ermattet von soviel  teils sinnloser Heiterkeit zurück und denken: Wenigstens hat sie nicht selber gekocht!

Denn vom Kochen wollte ich gerade völlig abschweifen: Als Familienhelferin wird sie eher selten Hirschfilet auf die Teller bringen, und so ist ihre Selbsteinschätzung völlig anders als der Hirsch sich einschätzt. Das gute Fleisch ist leider noch fast roh. Dass sie eine gelernte Bäckerin ist, kann ich einerseits glauben (denn wer sonst packt irgend eine Nuss-Nougat-Chose ins Eis? Pfui! - Ich weiß, viele mögen diese Creme, mir ist die mehr als zuwider) - und andererseits bin ich staunend ungläubig, denn das Tiramisu sieht aus wie weißer Matsch auf der Flucht zur Lawine.

Das sind Juwelen für den Hollywoodianer Horst, dessen Kritik völlig gerechtfertigt ist - und dennoch nimmt man ihm eine faire Bewertung überhaupt nicht ab, sondern nur die Freude an den vielen Fehlern.

Wer sich beim perfekten Dinner bewirbt, wird schon "irgendwie" kochen können - hat Anette am Montag gemeint. Ihr "Irgendwie" reicht für zwanzig dürre Punkte von dreißig möglichen. Es gibt sicher viele Dinge, die sie besser beherrscht als Kochen: Lachen, Laufen, Auswandern, Irrglauben - und vor allem: Drillinge in die Welt gesetzt zu haben.

Ich schleich mich dann mal wieder - vor lauter prophylaktischer Panik vor Thomas' Dinner und seinen zu erwartenden Coming-Outs über sein Leben und warum er immer noch eine Frisur aus den 1970er Jahren trägt. Sorry, musste sein.

Guten Morgen, Gruß Biene



Donnerstag, 28. Mai 2015

28. Mai 2015 - Vox - Mein himmlisches Hotel - Donnerstag in Speyer


Maler, Köche, ein braver Hund und das Hotel "Alt Speyer"

Ronja und Farhoud samt ständigem Begleiter Chico reisen nach Speyer, um Doris und Stefans Hotel zu testen, es zu bewerten und visuelle und mit Fingerübungen erreichte Ergebnisse in die Bewertung einfließen zu lassen.

Der Eingangsbereich sieht ziemlich bescheiden aus. Und die Zimmer sind oberflächlich gesehen auch sauber. Doch der Teufel steckt in den Ecken und im Detail. Ausgerechnet Farhoud findet im Bett einzelne Haare und im Badezimmer gleich ganze Büschel. Das ist in der Tat kein gutes Ergebnis. Dass man Farhoud ein Hundekörbchen und einen Napf für Chico bereit gestellt hat, kann ihn auch nicht gnädig stimmen. Chico schläft sowieso im Bett. Die vergebenen Punkte sprechen am Ende eine andere Sprache als es Farhoud den Gastgebern gegenüber ausdrückt.

Als Freizeit-Event geht es erst einmal zum Dom von Speyer - und die beiden Angereisten dürfen oder müssen ihn als Straßenmaler in Farbe zeichnen. Insgesamt fünf Minuten wird dann Geld für die Kunstwerke gesammelt: Es kommen 200,82 Euro zusammen, eine stattliche Summe, die dem örtlichen Kinder-Hospiz zu Gute kommt. Da zeigen sich die Passanten ziemlich spendabel.

Das Dinner wird nicht einfach nur serviert, sondern von den Hotel-Wettstreitern gemeinsam zubereitet. Ronja ist davon nicht sehr begeistert. Kochen gehört nicht zu ihren Leidenschaften. Farhoud gefällt das ausgesprochen gut  - und man kann sich auf eine Dinner-Runde mit dem gebürtigen Perser freuen.

Dass die Manöver-Kritik ausgerechnet beim Essen stattfindet, ist ziemlich unschön, denn wie leicht kann es so manchem den Appetit verderben? Vielleicht darum, vielleicht auch, weil er die Gastgeber wirklich nicht in persönlicher Konfrontation vor den Kopf stoßen will - sagt Farhoud erst einmal nichts von seinem unsauberen Zimmer.

Am Ende bekommen Doris und Stefan für ihr Hotel "Alt Speyer" lediglich 7,5 vorläufige Punkte. Morgen steigt das Finale, in dem alles auf den Tisch kommt, womit man bislang vielleicht noch hinter dem Berg gehalten hat. Eigentlich ist nicht davon auszugehen, dass das Hotel "Alt Speyer" die Freude haben wird, diese Runde zu gewinnen ...

Mein Sieger ist sowieso Chico, dem Farhoud in geschlossenen Räumen mal den Mantel ausziehen sollte.

Guten Abend, Gruß Biene


28. Mai 2015 - Todesfälle - Elisabeth Wiedemann ist mit 89 Jahren gestorben



Frau Tetzlaff ist gestorben

Viele Jahre nach Heinz Schubert ist nun auch Elisabeth Wiedemann mit 89 Jahren verstorben. Aus den 1970er Jahren waren beide landesweit als Ekel Alfred und dessen einfältige Frau Else bekannt. Inzwischen hat sich die Sendung "Ein Herz und eine Seele" zu einem Evergreen entwickelt, das man zum Glück zu jeder passenden Gelegenheit wieder auf Sendung schickt.

Elisabeth Wiedemann war mit Sicherheit nicht die einfache, ungebildete Frau, die sie in der Serie gespielt hat, sondern eine Frau, die wusste, was sie wollte. Sie spielte gern Theater. Und stieg nach einundzwanzig Folgen aus der Serie aus, weil sie nicht in eine Schublade gepresst werden wollte. Offenbar werden nur diese Folgen mit ihr immer wiederholt, denn ich zum Beispiel kenne nur eine einzige und wahre Else.

Schon 1999 ist ihr Ekel Alfred verstorben, der vermutlich am liebsten die SPD mit in den Abgrund gerissen hätte. Es gab nichts, was dem Ekel heilig war. Und Else hinkte immer einen Schritt hinter den Buchstaben einzelner Wörter, die sie so gern durch einander brachte: So kennt man von ihr das "Sophokles-Schwert" oder auch den Mann von Madame Pompadour, den Politiker Pompidou. Eine politisch völlig unkorrekte Serie mit vier Hauptprotagonisten, die so unterschiedlich und einander in ihren begrenzten Wahrnehmungen doch so ähnlich waren.

Der Haupt-Stänkerer war natürlich Alfred mit Aussprüchen wie: "Wenn Sie Kleptomanin sind, dann klauen sie doch bei der Frau Suhrbier. Als Sozialdemokratin findet die Diebstahl ganz normal." oder

"Ob Sie mit meiner Frau sprechen oder mit einem Känguru im Zoo, macht keinen Unterschied."

Was hätte Else, wäre sie eine reale Person, nicht alles an Freuden erleben können in den sechzehn Jahren ohne ihr Ekelpaket von Ehemann. Sie hätte vielleicht einen freundlichen und geduldigen pensionierten Lehrer auf der Suche nach einer Lebensaufgabe kennen gelernt, der ihr die Welt ganz neu erklärt hätte - und ohne die Bosheit des verstorbenen Gatten.

Aber Elisabeth Wiedemann hatte sich schon lange von der Serie verabschiedet, vermutlich auch eine große Distanz zwischen sich und der Person der einfältigen Else gelegt. Danke für so viele Lacher.

R. I. P. Elisabeth Wiedemann

Gruß Silvia

27. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Bergischen Land/Kürten bei Horst

New York

Menü: "Hollywood"
Aperitif: Orangene Umdrehungen
Vorspeise: Zucchini-Kartoffel-Taler mit Lachs, dazu hausgemachter Kräuterquark und frischer Dill
Hauptspeise: Schweinefilet eingelegt & gegrillt, dazu Ofenkartoffeln mit frischem, hausgemachtem Kräuterquark, Sauce und gemischten Salat
Nachspeise: Schokoladenkuchen mit flüssigen Kern, dazu gemischte Beeren


Von Kürten nach Hollywood ist es nur ein Gedankensprung

Doch anstatt des ersehnten Oscars bekommt Horst heute von ganzem Herzen die Goldene Himbeere (Razzie Award) verliehen. Zusätzlich für das Quälen des Fleisches post mortem von hier aus keine verwertbaren oder gar wertvollen Punkte. Fleisch ist ihm nicht zum ersten mal derart auf dem Grill verbrannt - sonst hätte er keinen Plan B in Form von einer zweiten Portion Schweine-Filet zur Hand gehabt.

Der New York- und Hollywood-Verrückte beginnt seine Family-Show, in der der kleine Sohn erst mal auf der Küchen-Arbeitsplatte festgetackert wird, mit großartigen Sprüchen wie "Supergeil", "Lecker, Schoko-Explosion", "Der Hammer" und noch auszugsweise von den vielen Superlativen "Schmeckt Wahnsinn". Großkotzerische Sprüche mit so gut wie keinem Wahrheitsgehalt. Das zumindest schlägt eine Brücke zwischen Horst in Kürten und Hollywood in Kalifornien.

Fast keine Performance an diesem Abend gelingt ihm: Und der Salat und auch der Quark wiederholen sich wie Hollywood-Filme, die  längst abgeschlagen im Perpetuum mobile des Fernsehens gelandet sind. Dort dümpeln sie nun vor sich hin und werden in hundert Jahren noch gezeigt.

Nachdem die Familie in die oberen Räume des Hauses verbannt worden ist, laufen die Mitstreiter gut gelaunt und zu allen Fröhlichkeiten bereit, ein. Thomas sitzt für die Interviews vor einem Spiegel - offenbar können die Macher nicht genug von seiner einzigartigen Frisur zeigen. An manchen Tagen sind die Produzenten vor Ort wirklich die einzigen, die sich redlich Mühe mit der Sendung geben.

Derweil zeigt sich der Fotoredakteur Horst weiter im Rausch der Nüchternheit und betrachtet seine Mach-Werke aus der Küche und vom Grill wie er als Vater seinen Sohnemann Luke ansieht. Ein bisschen mehr Bescheidenheit - und er hätte glatt ein paar Pluspunkte von hier bekommen. Da diese eigentlich angebrachte Demut jedoch an seinem Abend nicht einmal eine Nebenrolle spielt, und ich ihn an seinen Worten messen muss - geht sein Menü völlig den Bach runter. Nicht einmal den schönen Schein Hollywoods trifft er mit seinen Taten, es bleibt allein bei falsch gewählten kraftvollen Ausdrücken für mittelprächtige bis schlechte Ergebnisse.

Derweil stellt Anette fest, dass sie Thomas aus früheren Zeiten kennt, als sie beide das Bäckerhandwerk erlernt haben. Heute müssen sie nicht mehr mitten in der Nacht aufstehen, um kleine Brötchen zu backen. Sie sind im Fernsehen und dürfen froh und munter am Abend sein.

Horst bekommt vierundzwanzig von dreißig möglichen Punkten, und damit kratzt er schon völlig unbegründet an dem Oscar der Woche, der immerhin 3.000 Euro wert ist.

Guten Morgen, Gruß Biene

Mittwoch, 27. Mai 2015

27. Mai 2015 - Vox - Mein himmlisches Hotel - Im Schweicher Hof bei Farhoud

An der Mosel

Der Rosenkavalier von der Mosel

heißt Farhoud und empfängt die zur kritischen Bewertung angereisten Damen mit tiefroten Rosen. Dass dies ein bisschen dick aufgetragen ist, kommt ihm vermutlich nicht in den Sinn. Der auch angereiste Stefan bleibt wenigstens rosenlos. Der Weg in sein kleines Hotel führt durch eine konsequent von den Mitstreitern bewunderte Umgebung an der Mosel lang. Ohne Frage hat diese Landschaft ein paar schöne Worte verdient, aber nicht nur dort ist es schön ... In Duisburg gibt es sogar zwei Flüsse, den Rhein und die Ruhr - und jede Menge Wald- und Grünflächen.

Bemängelte Farhoud in Duisburg noch den fehlenden Blick auf Meer und Grün, haben seine Gäste hier einerseits einen Blick auf eine viel befahrene Straße, die den Aufenthalt zu einem lauten Erlebnis macht - und auf eine Terrasse mit zum Teil künstlichen Blumen. Das ist dort lauter als in Duisburg - wo laut seiner Aussage nichts los ist. Und? Was ist in Schweich so los, wenn nicht gerade ein TV-Sender dort dreht? 69 Euro sind angemessen und nicht gerade preisgünstig für einen Ort wie diesen. Man darf es nicht mit großen Städten oder interessanteren Orten vergleichen.

Mit professionellen Gastronomen-Fingern wird die Sauberkeit überprüft, und es gibt kaum Beanstandungen. In einer Hotelbewertungsliste im Netz findet sich ein etwas anderes Bild.

In einer schmalen und engen Küche wird ein wohl hervorragendes Dinner zubereitet, das alle erfreut. Als Highlight überrascht Farhoud seine Gäste und lädt sie nach Trier in einen Club ein, in dem er mal gearbeitet hat. Seine Gäste sind hocherfreut darüber und schwingen bis in die Nacht die Tanzbeine. Aber Clubs gibt es überall - selbst in Duisburg - doch dort gibt es zum Beispiel keine Weingüter, auf denen man Weinproben machen kann. Oder eine hübsche Winzerkneipe, in der man einen Eiswein genießen könnte.

Bei einem ausgiebigen Frühstücksbuffet müssen sich die Gäste langsam von ihrem Gastgeber verabschieden. Alle drei sind der Meinung, dass hier an ihrem Morgen mehr aufgetischt wird als üblicherweise. Ist ja eine einfache Rechnung für einen Hotelier - Zimmerpreis inklusive Frühstück, und dann solch eine überbordende Vielfalt.

Kritik steckt Farhoud weniger gut weg als er sie austeilt. Da verzieht sich sein Sonny-Boy-Lächeln recht schnell. Und für morgen in Speyer wetzt er schon mal die messerscharfe Beobachtungsgabe, die er lieber bei anderen einsetzt als bei sich selber.

Ronja bemängelt die kurzen Röcke seines Personals zum Beispiel als nicht geeignet für einen Hotel-Betrieb. Aber genau das wird so bleiben, weil es ihm - und angeblich den Gästen gefällt. Zumindest den meisten weiblichen Gästen wird es im besten Falle gleichgültig sein ... und nur im ungünstigen Fall auch stören.

Insgesamt bekommt er vorläufige 8,9 Punkte und überholt somit ohne einen einzigen Stern das 4-Sterne-Hotel Plaza. Das endgültige Ergebnis gibt es am Freitag.

Farhoud ist durch und durch Geschäftsmann, der vor der Ankunft seiner Gäste sicher alles hundertmal kontrolliert und geplant hat. Immerhin geht es um neue Kunden für sein Hotel, eine unbezahlbare Werbung im Fernsehen, die ihn nichts kostet - sondern im besten Fall noch eine Gewinnsumme einbringt.

Guten Tag, Gruß Biene


26. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag im Bergischen Land/Wermelskirchen bei Ricarda

In Schottland


Aperitif: Rosato Mio
Vorspeise: Suppe von der gelben Tomate mit Jakobsmuschel
Hauptspeise: Lammkarree mit Kräuterkruste, Portweinjus, Rosenkohl-Tapas und Pastinaken-Püree
Nachspeise: Marzipan-Mohn-Mousse an Amarettini-Törtchen und Zimtparfait an zweierlei Fruchtspiegel


Fotos für die Eitelkeit

oder "Von Wermelskirchen hinaus in die Welt" - und der erste Schritt ist mit dem Koch-Show-Auftritt getan. Das nötige Ego ist vorhanden, wenn man die vielen großformatigen Fotos in Worte übersetzt. Der passende Fotograf längst gefunden, der mit ihr nicht nur den Hang zu schlechten Posen teilt. Was würde Heidi zu solchen Bilderscheinungen sagen? Vielleicht: Heute verstecken wir mal deine Fotos?

Papa und Mama erscheinen einzeln und getrennt mit jeweils einem Korb voller Lebensmitteln in Ricardas Küche, während die Mama bleiben darf und jede Menge schnibbelt. Ob sie bei den vielen vorbereiteten Speisen und Zutaten die Plätze getauscht hatten oder gar jemand ganz anderer seine Finger im Spiel hatte? Man weiß es nicht, aber Skepsis ob der legalen Herkunft sind angebracht.

Und dann kommt der älteste Rapper und jüngste Cover-Sänger der Nation ins Spiel: Er hat ein Backbuch authorisiert - oder hat er das etwa wider alle Regeln selber geschrieben? Ja, der Heino. Er dürfte gern mit Helene Fischer auf Tournee gehen, um ihr mal so richtig zu zeigen, wie man die Leute verrückt macht.

Aus eben diesem Backbuch fabriziert sie einen Kuchen, der am Ende gar nicht so gut ankommt. Im Gegensatz zu den Nachtisch-Beilagen unklarer Herkunft.

Die Gäste treffen fröhlich und ausgesprochen gut gelaunt bei Ricarda ein, denn sie kennen noch nicht das grausame Publikum. Anette erzählt von ihren drei Töchtern, die alle zweiundzwanzig Jahre alt sind - und ja, es sind Drillinge. Mit dieser Beilage zu ihrer Bewerbung hat sie sicher schon die besten Karten gehabt. Während Horst zum Besten gibt, dass er eine Diät macht - und völlig auf Süßigkeiten verzichtet. Er ist nicht etwa allergisch gegen den Süßkram, sondern darauf bedacht, dass seine Figur nicht aus dem Leim geht.

Anette ist eine selbst ernannte Stimmungskanone und eifert mit ihrer Halskette Martina von dem Duo Martina und Moritz nach. Vielleicht findet sie auch noch die unpassenden Ohrringe zu dem Glasperlengedöns, somit ist die Fröhlichkeit auch nach außen transportiert.

Das edle Lamm aus Schottland sieht gar nicht mal so gelungen aus, obwohl auch hierfür die Kruste vorbereitet aus dem Froster kommt. Für einen Kükenbonus ist Ricarda einerseits nicht jung genug und andererseits arbeitet sie in der Hotel-Branche. Also sieben Punkte von hier aus.

Manchmal sind die voxschen Wege seltsam, und der Verdacht liegt nahe - dass man ihr das Heino-Backbuch untergejubelt hat. Spielt der nicht gerade in einer anderen RTL-Sendung eine tragende Rolle - und hat ein paar Klauseln in seinem Vertrag, die nun eine liebreizende Montags-Köchin erfüllen muss? Die dann ihrerseits als Gastgeschenke jedem ein Foto von sich selber mitbringen darf?

Ich weiß es nicht. Aber ich vermute mich mal von ganz unten nach ganz oben in dieser Woche - und taste mich langsam heran. Sie bekommt dreiundzwanzig von dreißig möglichen Punkten.

Da ist noch Luft für viel Frohsinn und Pleiten, Pech und Pannen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Dienstag, 26. Mai 2015

26. Mai 2015 - Vox - Mein himmlisches Hotel - 4-Sterne-Hotel Plaza in Duisburg

3 Minuten vom Hotel Plaza entfernt

David im Kant-Park


Völlig ohne Charme im Gepäck

trifft Farhoud mit Jack Russel-Terrier Chico am Duisburger Hauptbahnhof ein. Zum 4-Sterne-Hotel Plaza sind es nur ein paar Meter, und er bemängelt weltmännisch, dass Ronja, die Hoteldirektorin, die erste hübsche Frau ist, die ihm in Duisburg begegnet ist.

Während Doris und Stefan mit ihrem Auto durch triste Landschaften anreisen, die doch eher fremd als trist sein dürften.

Die drei anderen Hotelbesitzer fallen nun über das Duisburger 4-Sterne-Haus her, das Ronja leitet. Sie ist bereits seit elf Jahren in der Hotellerie tätig und sechsundzwanzig Jahre jung.

Die Zimmerbeurteilung erfolgt mit knallharten Finger-Checks, und in der Tat holt Stefan ein bisschen viel Schmutz von den Fensterrahmen. Während er, nachdem er die Dusche fachmännisch auseinander genommen hat - jede Menge Dreck von den Vor-Duschern entdeckt. Man muss es bemängeln, denn Ronja hat es auch nach der Beanstandung nicht säubern lassen. Aber sie meint: "Besser, dass ihr mir das sagt, als irgend ein Hotelgast." In der Tat? Hat sie die vielen Zuschauer vergessen, die das jetzt auch wissen?

Eine Matratze quietscht, und Farhoud würde lieber das Meer sehen, wenn er aus einem Hotelzimmer guckt. Als Ronja ins Schwimmbad zur Freizeitgestaltung einlädt, muss er passen, denn er hat eine Chlorallergie. Klar, dass ihm aus dem Grund das Meer in Duisburg fehlt! Allergien gibt es! Die alternative Bespaßung der Hotelier-Kollegen sieht dann nach Kindergeburtstag aus.

Spät am Abend geht Farhoud mit Chico noch vor die Tür und meint, auch in der Nacht sei in Duisburg nichts los. Dafür liegt die Hinterlassenschaft seines Hundes vielleicht noch heute auf einer Wiese. Und am nächsten Morgen ist für ihn selbst das Wetter in Duisburg schlechter als anderswo.

Doch auch hier irrt Farhoud: In Duisburg (und Heidelberg) sind die höchsten Durchschnittstemperaturen im ganzen Land zu erleben. - Klar, ansonsten fehlen mehr solche Kerle wie er in der Stadt, dann wäre hier auch mehr los.

Das Dinner und das Frühstück werden durchaus wohlwollend beurteilt, wobei kleinere Querelen nicht ausbleiben. So ist es egal, ob man das Dinner guckt - oder solch eine Sendung. Trotzdem sieht die vorläufige Bewertung fair aus: Ronja bekommt stellvertretend für das Hotel Plaza 8,6 Punkte. Die endgültige Punktzahl, die sich aus der verbleibenden Bezahlung der Kollegen zusammensetzt, wird erst am Freitag bekannt gegeben.

Ja, auch mir fehlt manchmal das Meer hier - aber mehr fehlt mir eigentlich nicht in dieser Stadt.

Guten Abend, Gruß Biene

25. Mai 2015 - ARD - Tatort Ludwigshafen - Roomservice

Foto: S. B.

Roomservice

Die Vorlage hat den Autoren das Leben geschrieben, denn die Geschichte lehnt sich an die Ereignisse um Dominique Strauss-Kahn in New York an. Da wäre folglich jede Menge freie Kapazität gewesen, um dem Krimi Schwung zu verleihen, ihn anders als vorhersehbar zu gestalten und der Kreativität freien Raum zu lassen. Aber sie scheinen den Plot im Schnelldurchlauf an einem Abend, vielleicht bei einem Glas Whisky, zu Ende gedichtet zu haben. Vielleicht hat Kopper ihnen auch noch ein italienisches Menü dazu gekocht.

Denn die noch immer leicht depressive Lena verschmäht neuerlich seine Kochkünste - und trifft sich lieber mit der ehrgeizigen Frau des EU-Kommissars Sattler. Susanne von Borsody brauchte sich nicht großartig neu orientieren für diese Rolle, denn erst kürzlich hat sie in "Männertreu" genau die gleiche Art gespielt.

Der Sattler ist ein notorischer Schwerenöter, was junge Frauen betrifft - und somit eigentlich unberechenbar für seine Frau, die hinter ihm steht (warum auch immer?) und die Karriere-Fäden in der Hand hält, aber mehr mit dem Vertuschen von unschönen Vorfällen befasst ist als mit sonst irgendwas.

Dass Sattler auch noch die Kollegin von Lena Odenthal, mit der sie sich einen mittleren Zickenkrieg liefert, begrabscht und bedrängt, setzt dem Ganzen die Krone auf: Können selbst Politiker derart dumm sein? Ja, können sie - wenn sie als Schnellschuss am Schreibtisch kreiert werden!

Am Ende ist das tote Zimmermädchen ein Opfer politischer Machtkalkül von der Anwältin Sattler, die durch ihren Mann ganz oben mitmischen will. Warum sie nicht selber diesen Karriere-Weg eingeschlagen hat und sich den Klotz vom Bein gerissen hat - ein Geheimnis. Man schickt doch keine Memme in den Ring, wenn man selber ein Champion ist.

So wird die Ehefrau als Mörderin entlarvt, was ihren Mann sofort auf Distanz gehen lässt. Sie stürzt sich darum in den selben Tod durchs Treppenhaus, den sie ihrem Opfer zugemutet hat.

Man hätte sich ein interessanteres Ende für diesen Krimi gewünscht. Etwas mehr Einfallsreichtum täte manchen Autoren gut. Trotzdem gibt es von dieser Stelle drei von fünf möglichen Sternen - für die guten Schauspieler, die sich wohl manchmal gesagt haben müssen: Augen zu und durch!

Guten Morgen, Gruß Biene

Sonntag, 24. Mai 2015

23. Mai 2015 - 3 Sat - Bauerfeind assistiert ... Martin Rütter

Foto: H. Z.

Der will doch nur spielen ...

Aber ob Martin Rütter sich noch viel Zeit nehmen kann, um mit Hunden zu spielen - oder sie gar auf den richtigen Weg zurück zu bringen, damit sie ihren Besitzern mehr Freude und weniger Stress bereiten - kann bezweifelt werden.

Er ist viel unterwegs, um in großen Hallen Leute zum Thema "Alles rund um den Hund" näher zu bringen - und setzt sich dabei selbstbewusst in Szene. Ist er nun ein Comedian? oder doch noch ein Hundetrainer? oder Hunde-Psychologe, wie er sich auch nennt? Wobei ich jetzt mal ganz böse die Kompetenz sogenannter Hunde-Psychologen anzweifle und deren Graduierung sowieso.

Frau Bauerfeind besucht Martin Rütter während einer seiner hundelosen Tourneen, in denen es um Hunde geht und die Hauptrolle er selber gibt. Selbstdarsteller, Egomane und den Hunden abtrünnig geworden?

Erst einmal schickt er Frau Bauerfeind, Hühnerherzen für eine kleine Hunde-Einlage zu besorgen: Sie sollen aber bitte unbedingt vom Metzger und nicht vom Discounter sein! Da muss ich mich mal als nachtragend gutes Gedächtnis ins Spiel bringen: Während einer Tournee über das Leben der Hunde hat er sich mal einen Spaß daraus gemacht, dass ein Freund sich zwar selber bei Aldi eindeckt, aber doch niemals das Hundefutter dort kaufen würde: Das dürfe er aber ruhig kaufen, lautete die damalige Aussage. Doch was interessiert den Entertainer das Entertainment von vorgestern?

Jetzt ist Martin Rütter vollkommen auf seine Shows konzentriert. Er macht bis zu dreißig Warm-ups für jedes neue Programm: Wer das Publikum für die Warm-ups gibt, wird nicht verraten. Vielleicht ist es auch manchmal nur ein Spiegel, der das Ganze über sich ergehen lassen muss ...

Damit auch die dramatische Variante in solch einem Zweier-Gespräch nicht fehlt, erzählt er von seinem Herzinfarkt mit 37 Jahren. Er hätte sich damals "selber nicht mehr gespürt und war permanent drüber". Wenn ich höre und sehe, was dieser Mann alles treibt - dann hat sich an dem permanenten "Drüber-Sein" aber nichts geändert.

Letztlich geht es ihm darum, sein Publikum "schnell zu kriegen" - was nicht schwer sein dürfte - immerhin geht das Publikum völlig freiwillig in seine Vorstellungen - aber der Künstler, der mal ein Künstler am schwierigen Hund war, will eben auch ein bisschen auf Allüren machen.

Eine Show habe ich mal auf DVD gesehen - nicht schlecht. Ob das alles aus seiner Feder kommt, bleibt ein Geheimnis. Er ist einer von den Doku-Soap-Darstellern, die es über Vox geschafft haben - und nein, er hat nicht beim perfekten Dinner Bratkartoffeln zubereitet. Doch kein Wunder, dass sich so viele Selbstdarsteller bei Vox bewerben: Irgendwie schafft der Sender es, sich von einem kleinen Ableger einer mittlerweile in Agonie liegenden Mutter weiter und weiter hoch zu arbeiten - und zieht dabei so manchen mit in schwindelerregende Höhen.

Angefangen hat er aber im WDR, wo er dem störrischen Dackel von Bettina Böttinger Manieren beigebracht hat. Er wollte nur spielen, jetzt ist daraus eine Karriere geworden. Die hätte er mit dem WDR allein wohl nicht auf die Beine gestellt.

Frohe Pfingsten, Gruß Biene

24. Mai 2015 - Frohe Pfingsten mit ein paar Fotos von heute


 Frohe Pfingsten wünsche ich allen Lesern
und Mitschreibern. Schöne Stunden ohne Stress und keinen Stau für die am Montag Zurückreisenden.

Gruß Silvia







Samstag, 23. Mai 2015

23. Mai 2015 - WDR - Martina und Moritz

Foto: M. R.
Martina und Moritz widmen sich der
Weltküche der Hanseaten

Der Durchblick mittels bunter Brillen

Es ist zu köstlich, wie sich ein Ehepaar im Laufe der Jahre einander angepasst hat. Seine Brillen sind ebenso bunt wie ihre, die Speisen, die sie servieren, wohl lange vor einer Sendung quer und mit schweren Diskussionen  durch die heimische Küche probiert. Keine regionale oder überregionale Küchenkunst wird ausgespart, und Eigenlob für die Ergebnisse stehen ganz vorne in jeder Sendung wie ein Publikum, das applaudieren würde, aber in der Tat gar nicht vorhanden ist.

Heute gibt es eine Oxtail-Suppe als Auftakt der weiteren kommenden Kochgenüsse. Also eine Ochsenschwanzsuppe, und zwar jene, die man falsche Schildkrötensuppe nennt. Martina und Moritz erwähnen, dass die Schildkröten-Verköstigung in Deutschland seit langem verboten ist. Dass sie das gut finden - oder überhaupt ein Statement dazu - gibt es nicht.

Martina nimmt gerne zusätzlich Senfkörner zu Suppen. Das hört sich lecker an. Dazu gibt es Käsehäppchen auf getoastetem Baguette. Da man zu Suppe angeblich und ihrer Meinung nach nichts trinkt (war schon mal ein Ärgernis hier und da beim perfekten Dinner) gibt es ausnahmsweise aber trotzdem ein Getränk: Einen trockenen Sherry.

Bei dieser Aussage, dass man zu Suppen keine Getränke reichen muss ... frage ich mich, wie modern ist ihre Küche eigentlich noch?

Ein Gabelfrühstück setzt die Kochrunde fort: Austern zum 2. Frühstück. Live und in Farbe vor dem Fernsehpublikum getötet (einer der  Gründe, warum ich Austern nicht mag: In der Tat muss jeder sie selber töten, der eine geschlossene Auster kauft). Für mich persönlich und ohne besonderen Auftrag sind Austern sowieso überbewertet.

Sie geben Pumpernickel-Käsetürmchen dazu (das hat schon meine Mutter gekannt, muss aber deswegen nicht Old-Fashion sein, nur vielleicht). Und Heinrich Heine mochte laut Martina und Moritz seine Austern gern mit Zitronensaft und fein geschnittenen Schalotten. Ich kenne auch meinen Lieblingsdichter, aber das ist mir bis dato unbekannt gewesen.

Ein Rheinwein vervollständigt die Chose Gabelfrühstück. Hoffentlich erleben alle noch den Nachmittag bei solch einem zweiten Frühstück.

Hamburger Stubenküken - so süße kleine Tierchen, die heute eher aus Frankreich kommen und somit für die meisten Verbraucher einen weiten Weg zurück gelegt haben. Der Transportweg war unter Umständen länger als ihr Leben. Die Mini-Tierchen werden unter anderem mit rohem Reis gefüllt und in Sud gekocht. Dazu reichen Martina und ihr Moritz Brot und einen Weißwein: Chardonnay - ein Burgunder-Kind. So kommen Kinder zu Kindern.

Als Dessert gibt es einen Bratapfel auf Lübecker-Art, natürlich mit Marzipan gefüllt. In Blätterteig gehüllt darf er im Ofen seiner Vollendung entgegensehen - und ein trockener Sekt als Getränk vervollständigt die Harmonie.

Bowlen gibt es in allen Hansestädten (sicher nicht nur dort) als typisches Getränk - vermuten die beiden, und rühren eine Ananas-Bowle zusammen. Auf "Pinja Culada"-Art, wie Martina bemerkt.

Insgesamt vergebe ich für alles zusammen maximal acht von zehn möglichen Punkten. Obwohl das kochende und sich selbst gut vermarktende Ehepaar vermutlich die zwei fehlenden Punkte stark kritisieren würde. Sie sind von dem, was sie tun, dermaßen überzeugt - und suggerieren dies auch in jedem vierten Satz, dass manch einem Zuschauer keine Wahl bleibt, es vielleicht doch noch besser zu können als sie ... oder ihnen einfach nur devot zu huldigen.

Ich kann es nicht besser, aber den Geschmack einzelner Speisen und Komponenten kann ich mir sehr wohl gut vorstellen. Hier gilt jedoch das Fernseh-Prinzip: Klappern gehört zum Handwerk - und manchmal steht es sogar völlig unverfroren im Vordergrund.

Guten Abend, Gruß Biene

Freitag, 22. Mai 2015

22. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Ruhrgebiet/Essen bei Andreas

Edinburgh/Wachsmuseum
Aperitif: Cocktail mit Gurke
Vorspeise: Maronensuppe mit Zimtcroutons
Hauptspeise: Wildlachs in Kräuterkruste, Gurken in Safranschaum und Kartoffeln
Nachspeise: Birnen mit Joghurt und kandierten Walnüssen


Lieber ohne Partner als kurz vor'm Suizid

oder so ähnlich beschreibt Andreas seinen derzeitigen Beziehungs-Status oder mehr oder weniger seine Einstellung zum Leben und zu Beziehungen im Allgemeinen. Im Besonderen hat er Kater Kaschmir für die Kuschelstunden, der es sich auf seinem Bett bequem gemacht hat - wie sich das gehört. Menschen kommen, Menschen gehen ... Lebenserfahrung und Enttäuschungen, denen niemand entkommt, merkt man ihm an.

Abseits davon polarisiert und provoziert er, und das wohl für sein Leben gerne. Er traut sich was, und das ist auch gut so! Die Mitstreiter trauen sich unterdessen, sich seinem Menü hinzugeben, zu widmen, es zu essen - und dies in Essen in seiner Wohnung, die ziemlich speziell, aber absolut originell ist: Ein interessanter Gegenstand ist ein seltsam anmutender Sessel, der auch nicht in jede Bude passen würde. Doch vor allem seine "Galerie der Waschlappen" ist sehenswert und konsequent ausbaufähig. Hut ab vor dem Künstler!

Weil Sascha vermutlich tief im Innern doch weiß, wie man sich benimmt - hat er seinen Hut, sorry, seine Mütze heute auch zu Hause gelassen. Schade, er sieht mit Kopf-Styling wesentlich sexier aus.

So wie Andreas, der zwar auch ohne "Obenrum" gut aussieht, aber im Laufe seines Lebens als Paradiesvogel einige Federn verloren hat. Die versucht er nun unter Umständen und ganz vielleicht durch die Fernseh-Zuschauer wieder zu bekommen. Von mir bekommt er eine zurück, und ich wünsche ihm ohne Federlesen verdammt viel Glück.

Die Stimmung ist heute nicht wirklich besser als gestern - es mag daran liegen, dass Andreas ein bisschen seine Angriffsflächen verloren hat und nicht mehr polarisierend unterwegs ist. Auch Sascha zeigt mehr von sich selber und weniger von dem Typen, der er gerne sein möchte. Der obercoole Typ, den nichts schreckt - der aber gern der Schrecken wäre. Ein Maulheld ohne bösen Hintergrund, würde ich sagen.

Andreas kocht im Schottenrock - warum auch immer - aber er kocht nicht besser als Sascha, der den Sieg nach Dortmund holt. Dorthin, wo man bald wieder rein fußballmäßig ganz ganz viele Siege holen will. Deshalb stellt man in Dortmund (und in Essen) auch keine Grabgestecke auf die unschuldigen Tische.

Andreas bekommt sechsunddreissig Punkte, von Heidi und Vanessa gar zehn Zähler. Von Neid und Missgunst und Taktieren ist in dieser Runde nichts zu spüren, nachdem sie einmal miteinander warm geworden sind. Vielleicht ist Neid bei uns im Pott einfach nicht zu Hause.

Guten Abend, Gruß Biene

21. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Ruhrgebiet/Dortmund bei Sascha

Dortmund-Hohensyburg


Aperitif: Mango-Erdbeer-Cocktail mit Prosecco
Vorspeise: Albondigas mit Datteln, Datteln im Serranomantel, Mandeln und Limettenzesten in einer Portwein-Tomaten-Soße, dazu Oregano-Landbrot
Hauptspeise: Südfranzösische Maishähnchen in Calvadossoße und Ciabattaknödel
Nachspeise: Mini-Törtchen aus feinstem Biskuit, Basilikumkonfitüre und Mangoscheiben


Alleinerziehender Vater sucht blonde Versuchung

Mindestens einmal muss er schon fündig geworden sein, denn seine zwei Töchter, die sich im Gegensatz zum Papa sehr bescheiden geben, helfen ihm in der Küche und schnibbeln sich die Finger wund. Die jüngere der beiden lebt noch bei ihm. Und als Papa macht der Allround-Profi-Griller eine passable Figur.

Da er selber bei der Bewertung anderer Speisenfolgen nicht ganz so tiefenentspannt ist, darf die im Anmarsch befindliche Blondine dies gerne sein. Allein, wenn es um Fußball im Revier geht, ist die ganze Runde ziemlich gelassen (da gab es schon oft Rivalitäten) - denn offenbar interessiert sich niemand von ihnen für die wichtigste Nebensache im Ruhrpott. Der Dortmunder Sascha hat früher Football gespielt, eine ganz andere Liga.

Und meinetwegen darf Profi-Griller Sascha gern die Sendung "Grill den Henssler" übernehmen - ich gucke das sowieso nicht, aber frecher als der Henssler ist der Griller auch nicht. Und - so - mit Mütze - sieht er auch noch besser aus als dieser. Rein subjektiv natürlich. Nimmt er sie ab, fällt mir die Entscheidung schwerer ...

Nur einen kleinen Horizont entfernt sind die Gäste nach Dortmund eingereist und allesamt gut gelaunt. Eine gute Voraussetzung für einen gelungenen Abend.

In Saschas männlich-lieblos eingerichteter Wohnung serviert er als Kontrast einen knatschbunten "Mädchen-Cocktail". Sie mögen es. Ich nicht.

Doch beim Kochen zeigt sich der "Profi": Es ist nicht nur das, was er kocht, sondern wie er es würzt. Darin liegt das Geheimnis guten Kochens.

Andreas ist vorneweg und schwer begeistert. Der Mann der schlüpfrigen Worte und Provokationen ist auch der Mann der fairen Bewertung. So bekommt Sascha insgesamt sagenhafte achtunddreißig Punkte, die es ihm selber schwer machen, sie zu toppen.

Ach ja, berühmte und bekannte Dortmunder gibt es auch: Die Fußballer Marco Reus, Kevin Großkreutz und Lars Ricken. Die Schauspieler Dietmar Bär und der leider verstorbene Dieter Pfaff. Einen bekannten Koch hat die Stadt auch hervorgebracht: Frank Buchholz.

Auch ich komme aus Dortmund und gehöre zu den vielen Unbekannten. die gern im Revier leben. Hier wird nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, denn wir haben gar nicht so viel Gold ...

Guten Morgen, Gruß Biene

Donnerstag, 21. Mai 2015

21. Mai 2015 - Der Bienen-Stich - Kaffee-Werbung und mehr ...



Der blonde Verfolgungswahn

Sie hat es geschafft und meine zweitliebste Kaffeesorte übernommen, ohne dass es die geringste Vorwarnung gab. Doch plötzlich lächelt mich ihr durch und durch blondes Gesicht von Plakaten an, denen ich nicht ausweichen kann, wenn ich nicht in ein anderes Land umziehen will. Und ich will nicht!

Nachdem sie schon dafür gesorgt hat, dass ich vor einem Friseurbesuch frage, welche Marke sie denn benutzen - und vor einem Termin regelrecht zurück schrecke, falls es die  Marke dieser Frau ist, muss ich auch noch mein Auto verkaufen.

Das wäre ja gerade eben noch so zu verkraften: Aber ich möchte einfach nichts mit einem Kaffee zu tun haben, der jetzt für mich in dem Verdacht steht, dass man davon selber zu einem blonden Verfolgungswahn wird oder gar Schlimmeres. Das klingt geradezu nach allergischen Schocks und greller Entertainment-Sucht. Die Angst greift mit blonden Klauen nach mir.

Für was wird sie in Zukunft noch ihr Gesicht in Kameras halten, um Leute abzuschrecken: Sie könnte in die Gewerkschaft der Lok-Führer die Gallionsfigur abgeben oder gleich auf jeder Lok als solche mitfahren. Wie einfach wäre jeder Streik in Zukunft hinzunehmen? Eiskalt wäre ihr eine Werbung für gefrorene Torten zuzutrauen - was mich persönlich weniger tangieren würde. Oder für himmlische Dessous, solche, die ihr Freund, der einzig in Switch Reloaded authentisch rüber kommt - bevorzugt.

Sie könnte so viele Dinge machen, aber was macht sie einzig und allein: Sie nervt. Mir wird angst und bange vor der Zukunft. Muss ich sie auch noch engagieren, um für meinen Blog Reklame zu machen? Kommt überhaupt irgendwer um die Frau herum und kann ihr entkommen?

Ich denke, jeder weiß, wen ich meine ... ich kann ihren Namen nicht in voller Länge ausschreiben, es übersteigt meine schreibtechnischen Fähigkeiten.

Guten Tag, Gruß Biene

20. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Ruhrgebiet/Oberhausen bei Michaela

Vor dem Lehmbruck-Museum



Aperitif: Waldmeister Cocktail
Vorspeise: Bruschetta Variation
Hauptspeise: Schweinefilet in Parmesansoße, kleinen Ofen-Drillingen und mediterranes Ofengemüse
Nachspeise: Erdbeeren mit Vanille-Eierlikör-Crème


Das Glücksprinzip im Einklang mit der Umgebung

Michaela lebt mit ihrer Frau Eva in Oberhausen, komplettiert wird das Duo von Mops Lola und Dalmatiner Bruno. Zwei Hunde, die ihren Ansprüchen nach so gar nicht zusammen passen: Der lauffreudige Dalmatiner und der - ach herrje, ich muss es schreiben (aber dieses Wort gehört ja nicht Frau Fischer, überhaupt nicht!) - atemlose Mops. Während für den Mops ein Spaziergang längst zu Ende ist, hat er für den Dalmatiner noch gar nicht angefangen.

So wie ein jeder Privatsender gern zusammen schnibbelt, wie es in den Kram passt, kommen hier in den Spot-Lights nur Bilder aus Duisburg zum Einsatz, vermutlich mangels Lust, sich mal in Oberhausen umzusehen. Sie haben Michaela lediglich irgendwann vor ihrem Dinner-Tag zum Tätowierer begleitet. Die Szene kann man später noch mal in Shopping-Queen verbraten.

Andreas hat schon vor Tagen seine Aversion gegen Oberhausen zum Ausdruck gebracht und ist heute gewappnet, alles auf den Punkt zu bringen: So beurteilt er den Nachtisch eindeutig und unmissverständlich als "Kacke" und "Das war Oberhausen". So zieht Oberhausen in der Gunst der Ruhrpott-Gemeinde gleichauf mit Gelsenkirchen, das auch bei vielen nicht so wirklich  beliebt ist.

Aber auch in Oberhausen sind ein paar Leute geboren worden, die es dann in die Welt hinaus zog: Etwa Christoph Schlingensief, Gerburg Jahnke und Will Quadflieg.

Michaela zieht es nicht hinaus, sie ist glücklich hier, wenn sie auch das gesamte Ruhrgebiet "Scheiße" findet. Worte, die schnell gesagt, aber völlig unbegründet sind.

Leider kommt nur ihr Menü nicht so wirklich gut an, wie sie es vielleicht gehofft hat: Wenn sogar ihre beruflich kochende Schwiegermutter zufrieden war mit ihrem Essen - wie sollte sie dann auch ahnen, dass sie nicht wirklich kochen kann. Vielleicht liefert Vox in einer "Profi-Woche" die Erklärung für derartige Beurteilungen nach - und lässt die Schwiegermutter mal undercover wurschteln?

Zur Vorspeise gibt es drei Scheiben Baguettebrot, fertig! Zur gleichen Zeit esse ich eine Scheibe Brot mit Tomaten - und nenne es einen Happen zum Fernsehen.

Der Hauptgang ist ein vollständiges Desaster und steht somit den anderen zwei Gängen in nichts nach, was die Kritikfreude kitzelt.

Michaelas Lohn beträgt siebenundzwanzig Punkte. Das ist sehr freundlich gemeint für eine sympathische junge Frau - und gilt vermutlich mehr ihrem Wesen als ihrer Koch-Kunst.

Guten Morgen, Gruß Biene

Mittwoch, 20. Mai 2015

20. Mai 2015 - Aus dem Bienen-Kästchen - Der Bahnstreik

Fotos von heute morgen an unserem Bahnhof

Es geht kein Zug nach Nirgendwo

Wer heute und in den folgenden Tagen den Bahnhof besucht, könnte denken, er befindet sich in einem wenig besuchten Museum. Und die paar Besucher, die kommen, verstehen nur noch Bahnhof. Was waren das für Tage geschäftigen Treibens am Ort der Abfahrten und Ankünften? Mittlerweile ist der Stillstand der neue Dauer-Zustand.

Traurige Bahnhofsbäckereien, denen man die Butter vom Brötchen nimmt. Der Zigarettenladen bleibt leer - nur ganz hartgesottene Raucher, denen ihre Glimmstengel ausgegangen sind, wissen, wo man schon um sechs Uhr morgens Nachschub bekommt. Im Zeitungsladen herrscht gähnende Leere - selbst die Bildzeitung bleibt im Regal liegen, was das einzig Gute an all dem sein könnte.

Ein Mann nimmt Deutschland die Reisefreiheit. Und das ganz kurz vor Pfingsten und sicherlich noch über Pfingsten hinaus. Eben so lange, bis die Gewerkschaftskasse leer ist. Der Poker-Spieler der Nation, der größenwahnsinnig die Kohle verpulvert? Bei der Bahn haben sie schon einen Rechenexperten an den Schreibtisch gesetzt, der jetzt mal ganz langsam und mit einiger Verspätung ausrechnet, wie lange überhaupt noch gestreikt werden kann.

Ist das Geld erst mal auf den Hund gekommen, sieht es mau aus für künftige Verhandlungen: Money wächst nicht so schnell nach, wie man es raushauen kann. Und wenn dann nicht gaaanz, gaaanz viele neue Mitglieder der kleinen Gewerkschaft beitreten, dann darf man schwarz sehen für Herrn Weselsky und seine Gewerkschaft.

Zugfahren ist dieser Tage ein Glücksspiel: Daher viel Glück für alle, die sich auf die Reise begeben - und keine Alternative haben.

Guten Morgen, Gruß Biene

19. Mai 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Ruhrgebiet/Duisburg bei Vanessa


Aperitif: Grenadine-Champagner Cocktail mit Hibiskusblüte
Vorspeise: Brioche mit Rindercarpaccio
Hauptspeise: Filetsteak mit Brioche-Senf-Kruste und Maronenpasta
Nachspeise: Pistazienparfait an Schokoladentrüffeln


Vanessas weiße Welt endet in der tiefschwarzen Nacht


Mit einem kriminalistischen Faible hat sie ihre Katze Miss Marple genannt, und doch selber vor der Bewerbung zum Dinner ihre detektivischen Fühler nicht eingesetzt: Denn die hätten ihr raten müssen: Lass es sein, Mädel! Lerne erst mal Kochen, das Fernsehen läuft dir nicht weg!

Sie wohnt in Duisburg-Duissern, während die drei Weisen im nahen Innenhafen ihre Statements zum Besten geben. Michaela träumt wohl noch zu Hause in Oberhausen  von Broschen, Brocken oder diversen anderen Titulierungen, die Brioches von ihr verpasst bekommen. Dass am Ende tatsächlich irgendein Brocken raus kommt, konnte sie aber wirklich nicht ahnen.

Vanessa, die Mutter einer kleinen Tochter, kauft bei Perfetto ein. Und das war vermutlich ihre Premiere im besten Laden der Innenstadt, denn sie weiß nicht einmal, wo man dort die Kohle hinlegen muss. Auf jeden Fall bekommt sie  hier hervorragendes Fleisch für ihr Dinner  - und behandelt es dann leider nicht so, wie dies es posthum verdient hat.

Heidi bemerkt irgendwann: "Wir sind hier beim perfekten Dinner!" Da darf die Frage nicht fehlen: Ja, warum eigentlich?

Vanessas Wohnung erstrahlt Weiß in Weiß, während ihr Dinner in der tiefen schwarzen Nacht um zwei Uhr morgens endet. So stand es in unserer Papier-Zeitung am Samstag. Auch von einem geplanten Cafe für Mütter und Babies stand dort etwas: Die anderen reden es ihr weitgehend negativ und beweisen damit, dass man auch im Ruhrpott denken kann, wenn auch eingeschränkter als anderswo. Es stand auch irgendetwas von Möbeln in diesem Artikel ... hat Vox da die große Schere angesetzt? Keine Eigenwerbung für Vanessa?

Weitere peinliche Enthüllungen bleiben heute aus. Ist der Schwung der Premiere schon verflogen zugunsten der Präsentation trauriger Speisenherstellung, das über die Übungsphase bei Vanessa noch nicht gediehen ist? Zumindest hat sie eine gesunde Selbsteinschätzung und würde sich selber nur fünf bis sechs Punkte geben. Vielleicht denkt sie dabei auch eher an Schulnoten ...

Die Mitstreiter verpassen ihr aus vermutlich müder Perspektive neunundzwanzig Punkte. Vielleicht sind sie auch nur froh, dem penetranten Weiß endlich zu entkommen.

R.I.P. du armes Rind!

Guten Morgen, Gruß Biene
Hier fand der Einkauf statt