Dienstag, 17. Dezember 2019

17. Dezember 2019 - Adventskalender 2019 - Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel - 17. Türchen



17. Teil der Geschichte rund um
"Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel"



Human-Touch-Stories

kannte Gilberta aus dem Cafe zur Genüge. Sie selber war mental weniger davon berührt, sondern dachte eher über Lösungen nach. Schon in ihrer Kindheit hatte sie sich oft gefragt, warum sie anders war als andere Kinder. Sie mochte es zum Beispiel nicht gerne, berührt zu werden, und wenn andere Kinder weinten, blieb sie unbeteiligt. Tränen kannte sie selber nicht, und als Kind fand sie die bei anderen oft genug überflüssig, wenn sie sich die Gründe für deren Weinen anhörte.

Ihre Asperger-Diagnose wurde erst gestellt, als sie schon 18 Jahre alt war. Seitdem hatte ihr Verhalten einen Namen, aber ändern würde dieser Name auch nichts daran. Sie war eben nicht die, die sich in Human-Touch-Stories hineinversetzen konnte - auch nicht in eine eigene -

sondern die, die diese Verwicklungen mit Logik anpackte. denn sie hatte im Laufe der Jahre gelernt, dass die meisten Menschen anders gestrickt waren als sie selber. Im Gegenzug und vielleicht auch als Ersatz hatte sie einen derart tiefen Glauben an Gott, den kaum jemand anderer hatte. Irgendwann war Gilberta klar geworden, wohin sie ihr Glaube führen musste:

In ein Kloster, in das Leben einer Nonne.

Foto: S. B., Rom


Sie konnte sich keinen Mann und keine Kinder vorstellen, und dass sie sich für solch ein Lebensprojekt hätte begeistern können, stand folglich überhaupt nicht zur Debatte. Mann und Kinder - nein Danke!

Wenn sie die Geschichte von Oliver und Adeline hörte, wurde ihr klar, wie schwierig menschliche Beziehungen sein konnten. Ihre Beziehung zu Gott hingegen war völlig einfach: Sie war ihm tief ergeben in ihrem Glauben. An Menschen fanden sich einfach zu viele Unzulänglichkeiten.

Gerne würde sie trotzdem dieser Patchwork-Familie helfen.

Immerhin verhalf ihnen der Schokoladen-Kuchen zu einem Lächeln auf ihren Gesichtern.

"Wir veranstalten an Heiligabend eine kleine Feier in unserem Cafe", erzählte Gilberta, und diese geplante Feier war natürlich mit Immakulata abgesprochen,

"und ein paar unserer Gäste möchten wir hierzu einladen. Meinen Sie, dass Sie Ihre Kinder hierher entführen könnten?"

Oliver und Adelina sahen sich an. Sie fürchteten bereits den Heiligabend und die Weihnachtstage wie der Teufel das Weihwasser. An diesen Tagen würde alles noch viel dramatischer ablaufen als sonst schon.

"Wir können es versuchen", antwortete Adeline.

"Die Feier beginn um 12.00 Uhr mittags", erklärte Gilberta.

Sie wusste, dass sie auch im Sinne Immakulatas gesprochen und die richtigen Menschen eingeladen hatte.


Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt


 


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