Mittwoch, 11. Dezember 2019

11. Dezember 2019 - Adventskalender 2019 "Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel"- 11. Türchen


11. Teil
"Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel"

Hier lösen sich Knoten

"Du wirst rechtzeitig die Lösung deines Knotens finden", meinte Immakulata zuversichtlich, "es eilt ja nicht, und man soll es nicht überstürzen."

Draußen war es kalt geworden.
Foto: S. B.


Hier drinnen war es mollig warm, und man spürte die Geborgenheit. Clara war sich schon länger nicht mehr sicher, ob sie diese nie zuvor gekannte Geborgenheit gegen die freie Bahn in der Welt tauschen wollte. Natürlich gab es auch im Kloster Probleme, und die lagen eben auch im zwischenmenschlichen Bereich, genau dort, wo man sie überall draußen in der Welt fand.

Gilberta blieb ihr fremd, etwas, das sich nie ändern würde, weil Gilberta sich selber als die Fremde unter den Gleichgesinnten im Orden definierte. Aber ihre Art machte Clara zudem manchmal sehr zu schaffen. Sie hatte sich zwar etwas in ihre Wesensart "hineingelesen", aber jeder Asperger-Autist war auch etwas anders, würde immer so bleiben wie er immer war ...

und sie, Clara, hasste die verbale Vorsicht, die sie gegenüber der Nonne gelten lassen musste. Clara lachte von Herzen gern, auch über Banalitäten. Das war mit Gilberta jedoch schier unmöglich. Sie lachte nie, sie kannte keine Ironie und Scherze verstand sie einfach nicht, oder völlig falsch.

Mit Sr. Bonaventura, der Oberin des Klosters, hatte sie ein anderes Problem: Sie war sehr streng und duldete keine Schwächen bei ihren Mitschwestern. Als wären sie allesamt fehlerfrei, nur, weil sie sich für ein Leben im Kloster entschieden hatten.

Andererseits hegte Clara ein tiefe Bewunderung für Immakulata. Sie war ihr derart ans Herz gewachsen, dass sie nicht gern auf sie verzichten würde.

Die ältere Nonne war eigenständig, manchmal eigenwillig, verschaffte sich ihre Freiräume und verweigerte weitgehendst eine Leitung ihrer Person. Zwar war sie Ordensschwester, aber innerlich frei, so frei, wie auch Clara sein wollte, wenn sie in dem Orden treu bleiben sollte.

Oder so frei, wie sie außerhalb der Klostermauern gerne sein würde?

Schweigend tranken die beiden Frauen die restlichen Schlucke ihrer Kaffees, und bald darauf konnten sie auch das Cafe für heute schließen.

Es hatte nicht mehr viele Worte zwischen Clara und Immakulata gegeben, aber Clara konnte allesamt von den wenigen mit in ihre Nacht nehmen, um darüber

nachzudenken.


Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt


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