Montag, 6. Juli 2015

5. Juli 2015 - ARD - Tatort Luzern - "Schutzlos"



Schutzlos

Hilflos . Heimatlos . Hoffnungslos . Dieser Schweizer Tatort spielt in keiner Betulichkeits-Idylle, die ein Mörder aufmischt, der munter vom Tatort-Team entlarvt wird - und den Zuschauer zufrieden zurück lässt. Er spiegelt die harte Wirklichkeit von minderjährigen Asylsuchenden wider, die hoffnungslos ihren Abschiebungen entgegen sehen, sobald sie volljährig sind.

Passend zum düsteren Thema leidet Kommissar Flückinger an einer plötzlich auftretenden Migräne, die sich in Halluzinationen potenziert: Und am Ende bleibt man als Zuschauerin tief betroffen zurück und hofft, dass solche Geschichten auch nur einer aufgeblähten Phantasie entsprechen.

Doch die harten Einwanderungsgesetze der Schweiz lassen eine Sozialarbeiterin resigniert sagen, dass die Jugendlichen zurück in ihre Heimatländer müssen "... wenn sie Glück haben, in Handschellen, wenn sie Pech haben, im Sarg".

Zur Dramaturgie gehört auch das beinahe farblose Fernseh-Bild, dass so manchen Luzerner  vielleicht nicht eben glücklich macht. Aber das Ausleuchten der anderen Seite, der traurigen und tristen und hoffnungslosen, macht den Krimi zu einem Erlebnis - ob man ihn nun gut findet oder nicht, er ist ambitioniert. Gut und Böse verschwimmen miteinander, und man ahnt viel von der Hoffnungslosigkeit nicht nur der schutzlos gestrandeten Jugendlichen - sondern auch der von denen, die mit ihnen zu tun haben. Täter und Opfer gibt es unter ihnen allen: Den Nigerianern wie auch den Schweizern.

Dass der Mord an dem jungen nigeranischen Drogenhändler aus einer Art Schutz gegenüber der noch jüngeren Jola passiert ist - und der Täter am Ende erkennen muss, dass dieser Mord noch sinnloser war als andere - denn Jola ist die Schwester des Drogenhändlers und ihr drohte von ihm keine Gefahr - macht die Traurigkeit perfekt.

Und Jola, naiv wie sie trotz all der fürchterlichen Dinge ist, die ihr schon geschehen sind, rennt ebenso in ihren eigenen Tod - den die verzweifelte Kommissarin Ritschard  um ein Haar hätte verhindern können. So stirbt Jola in ihren Armen - und es gibt mindestens einen Menschen in der Schweiz, der um das Mädchen weint.

Vier von fünf möglichen Sternen von hier. Damit ist jetzt Sommerpause beim Tatort. Doch dieser Tatort wird lange im Gedächtnis bleiben.

Guten Tag, Gruß Biene


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