Freitag, 24. Juli 2015

23. Juli 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Frankfurt bei Elisa



Aperitif: Apfelwein-Sorbet mit Sekt
Vorspeise: Tartelette auf Grie-Soß-Salat
Hauptspeise: Steinbutt mit zweierlei Hitschl und Spargel
Nachspeise: Café Gourmand


Eliza Doolittle und Professor Higgins-Vox

Elisa möchte gern ins Fernsehen, und Professor Higgins-Vox hat dem Paradiesvogel der Frankfurter Szene gern die Möglichkeit dazu gegeben. So profitiert die eine von dem anderen, und mit 'nem kleinen bisschen Glück kommen beide auf ihre Kosten.  Schon bei der ersten Begegnung hat der Professor gemerkt, dass sie vermutlich nicht kochen kann, aber mit ihrer liebreizenden Erscheinung jede Sendung würzt.

Stefan tritt als Mr. Pickering in Erscheinung und vervollständigt die Anbetung Elisas. Doch am Ende geht dem Verehrer die Puste aus - und er hält nicht das, was er verspricht:

Ein perfektes Dinner sei es, schwärmt Stefan neben einem am vierten Tag gelangweilt und müde aussehenden Bijan, was diesen einen Moment aus seinem Schlaf erwachen lässt, um Augen rollend zu protestieren. Doch Stefan lässt in seiner Begeisterung nicht nach, so dass man auf die Idee kommen kann, er wolle in zehn Jahren vielleicht doch lieber mit Elisa auf große Truck-Tour gehen.

Aber irgendetwas ist zwischen Stefans Abschied von seiner Traumfrau und der Punktevergabe auf der öden, nächtlichen Strasse passiert: Will er die bereits verplanten 3.000 Euro wirklich so einfach verpassen? Kann er sicher sein, dass wenigstens die anderen niedrig punkten? Also kommt er rasch auf den Boden der Tatsachen zurück - und zückt für sein persönliches perfektes Dinner schnöde die Bewertungstafel mit der Ziffer Sieben.

Noch müde von der vergangenen Nacht bei Stefan öffnet sie dem Team die Tür und zeigt sich erst einmal mit ihrer Schnibbelhilfe Mareile ziemlich albern, wie es bei Elisa sicher nicht nur nach Schlafentzug vorkommt. Vermutlich sitzt während dessen das aufs Kochen versessene Publikum auf heißen Kohlen und harrt ungeduldig der Dinge, die eigentlich passieren sollen - obwohl nicht erst heute die Ahnung naht, dass es ihr nicht so wirklich ums Kochen oder Backen geht - oder sie gar eine umfangreiche Ahnung von beidem haben könnte.

Im Vorfeld plagen Julia Sorgen jenseits von jeder Freude: Sie fürchtet, ja gruselt sich gar vor dem vermuteten Frankfurter Kranz, der wie eine Lauf-Schwimm-Radel-Lähmung auf sie zukommen könnte. Als die Gäste Elisas Wunsch hören, in Klamotten zu erscheinen, die eigentlich in die Altkleidersammlung gehören, wird Bijan ungehalten und fürchtet sich vor der Demontage seiner Schönheit. So hält er sich auch nicht an diese Vorgabe und erscheint unverkleidet und gewohnt nobel. Das ist aber auch ein seltsamer Wunsch!

Die Vorspeise sieht noch ganz gut aus und Julia "haut" kräftig rein. Erinnert sie vermutlich dieser Kranz aus Grüner Soße-Kräutern an einen Lorbeerkranz beim Triathlon. Das Tartelette in der Mitte sieht etwas bröselig aus - scheint aber zu schmecken. Besser wird es dann nicht, was das Essen betrifft. Und einen Frankfurter Kranz in seine Einzelteile zu zerlegen, um so dem Gourmand gerecht zu werden - ist auch nicht der Hit.

Der Hit für mich ist ihre Begeisterung für den Friedhof Père Lachaise in Paris: Den kenne ich, und es gibt vermutlich wenig vergleichbare Friedhöfe in dieser Welt. Eine kleine Stadt als letzte Ruhestätte für viele bekannte und prominente Persönlichkeiten. Manche schlummern unter kleinen villenähnlichen Gebäuden - andere wie Jim Morrison oder Edith Piaf in relativ normalen Gräbern. Hier befindet sich auch der Club der toten Dichter, unter anderen ruht hier Oscar Wilde. Und gleich neben den Dichtern liegen Künstler, die deren Werke auf den Bühnen verkörpern könnten ... Aber es gibt keine Bühnen mehr, keine Ideen in den Köpfen derer, die dort liegen - nur jede Menge "Zuschauer" kommen jeden Tag.

Dass man in Paris einen Friedhof besucht, widert Bijan geradezu an. Und nicht nur das. Er scheint im Laufe der Woche die Lust an dem TV-Event verloren zu haben.

Unlustig ist auch Julia und vergibt vier Punkte. Insgesamt bekommt Elisa fünfundzwanzig Punkte. Stefan ist seinem Sieg ganz nahe - denn dass er am letzten Abend tatenlos zusieht, dass Bijan gewinnt, glaube ich eher nicht.

So lehnen sich Eliza Doolittle und Professor Higgins zufrieden zurück - ihre Rechnung ist aufgegangen.

Guten Morgen, Gruß Biene


3 Kommentare:

  1. Die Kochleistungen der hübschen Elisa muss ich nicht würdigen, sie waren eher
    durchschnittlich, für mich auf dem Level der Ana und Julia.
    Das sie so schlecht bewertet wurde hat sie zwei Teilnehmern zu verdanken, die
    für mich große Heuchler sind.

    Stefan ist ein guter Koch aber ein mieser Taktierer.
    Er schaufelt alles in sich rein, lobt es in den höchsten Tönen und gibt dann aus
    egoistischen Gründen 7 Punkte.
    Hat er nicht die Mühe bewertet, die Gastfreundschaft?

    Natürlich hat er besser gekocht, er ist ja auch auf diesem Gebiet kein Laie.
    Die Wampe wurde immer dicker beim futtern.
    Sei es ihm gegönnt, soll er sich einen Riesenbraten von der Siegprämie kaufen.

    Nun zu meiner Lieblingskandidatin.
    Sportler die nicht wissen was fair bedeutet, die nur jedes Fitzelchen auf ihrem
    Teller auf seine Bestandteile untersuchen, die sehen so aus.
    Junge Frau, verkniffene Mundwinkel , hektischer Blick auf das Essen.
    Schon im Vorfeld, Butter igitt, war ja Rama, egal.
    Vom Kosten wird man aber nicht gleich krank.
    Was machen solche Menschen beim PD?

    Sorry lieber Rudi, du siehst das bestimmt anders.
    Wem beim lesen der Menükarte schon die Punktabzüge einfallen, der ist nicht
    pd-tauglich.

    In Eile, Anna

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    1. Hallo Anna, hab grade meinen Text abgeschickt, wie immer, wenn ich so spät erst dazu komme, lese ich ganz bewußt nicht erst, was ihr anderen schreibt. Find ich dann viel spannender. Nun hab ich bei dir gerade festgestellt, dass wir uns heute nicht unterscheiden. Freut mich. Liebe Grüße Susi

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  2. Für Elise - schreibe ich - wie einst der alte Ludwig van.
    Für Elisa, die süsse bunte, entspannte, offene, experimentelle, grosszügige Geniesserin.
    Freigeist nannte Stefan ganz richtig diesen besonderen Menschen, bevor er sich von den kleingeistigen Kritteleien eines abgetörnten, verlebten "Bonvivants" anstecken und statt Verzauberung Verzagtheit wirken liess.
    Schade Stefan!

    Jedenfalls Elisa, natürlich unmöglich in ihrem Boheme-Schlösschen, musste erst einmal umbauen, verstaubte Unterwäsche beseitigen und Bettgestelle auslagern.

    Wollpullover und andere Klamotten hingegen durften dem Galabankett herzlich gerne zuschauen, in offenen Regalen untergebracht fusselten sie still vor sich hin.

    Mich hätte das nicht gestört. Nicht bei dieser lieben Fräulein-Wundertüte. Das war nicht das perfekte Dinner, sie wollte auch nicht gewinnen, aber sie hat sich echt in`s Zeug gelegt und präsentiert, was für sie Geniessen bedeutet.

    Sei es die Remenissenz an Tante Waltraut mit dem Frankfurter Kranz, der original nach 50er Jahre Rezept, selbstredend mit fieser Magarine bereitet wird, sei es die Käsetartelettes mit Kräutersalat, als Crossover von Paris und Frankfurt.

    Mit ihrem Menü in ihrer klitzekleinen Mansarde hat Elisa ihren Gästen etwas über sich erzählen wollen. Nicht protzen, nicht blenden, nicht beeindrucken.

    Der einzige Fehler, den sie dabei machte: Sie hat die Zeit aus den Augen verloren, die Gäste fingen an sich zu langweilen, waren ohnehin durch wenig Schlaf reizbar und so konnte sich langsam aber sicher das Gift schlechter Stimmung, injiziert vor allem durch Julia und Bijan, nach und nach breit machen.

    Den Aperitif fand ich super: Wie Stefan schwärmte, das Sorbet geht in den Sekt über, eine leckere Mischung entsteht nach und nach beim Schlürfen...

    Vorspeise wäre ebenfalls meins gewesen, Mürbeteig mit Walnüssen ist eine tolle Kombination zu dem herben Blauschimmelkäse und den frischsüssen Birnen.

    Die 7 Kräuter als Salat, mit dem schönen Dressing ergaben eine würzige Beilage. Ob ich das nun aus dem Förmchen esse oder nicht - Wumpe!

    Ich fand es beeindruckend, wie die beiden Frauen überhaupt in dieser winzigen Küche Teig kneten und ausrollen konnten.

    Das Hauptgericht, na ja...man hätte sich vorher schlau machen können über Steinbeisser und ggfs alternative Zubereitungsarten (am besten gleich im Fachgeschäft) anstatt fatalistisch die Schultern zu zucken...

    Statt viel Mühe auf die wiederholte Produktion von Pürrees zu verwenden, hätte Elisa lieber die Gemüsebeilage üppiger gestalten können.

    Bei Julia hätte sie damit gepunktet, obwohl?
    Als sie ihr diesen Fundamentalisten-Talibanbart austeilte "..hat mich an dich erinnert" traf sie damit den Nagel zwar extrem auf den Kopf, aber so punktgenau, dass es weh tat. Und das sah man Julia und ihrer konsternierten Miene auch an.

    Das Dessert war eigentlich ein Schönes, hätte man Zutatenqualität von heute verwendet und nicht eine aus der Nachkriegszeit.

    Im Hamburger Hanseviertel gibt es einen Nobelkonditor, da lasse ich mir gerne mal 2 Stücke Frankf. Kr. mitbringen, für Schweinegeld. Das Gebäck schmeckt aber so was von saulecker, da lohnt sich jeder Cent, also, man kann Frankfurter Kranz auch leckerer machen als Tante Waltraut ihrer!

    Aber egal, Elisa hat sich tapfer geschlagen, sie hat ihr Bestes gegeben. Das war nicht perfekt, weil sie eben nicht perfekt ist. Aber es war etwas Besonderes.

    Wenn immer nur der mit vorzeigbarer Bude, Designerküche und Schickimickimenü präsentieren dürfte - das wäre so langweilig wie Speckbohnen, Rosmarinkartoffeln und Jacobsmuscheln.

    Ich hoffe, Julia hat nicht mehr so arge Konditionsprobleme. Sie erinnerte schon sehr an ein greinendes Kleinkind mit Schlafdefizit. Sollte sie dran arbeiten.
    Ich jedenfalls bin froh, Elisa kennen gelernt zu haben.

    Liebe Grüße Susi

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