Donnerstag, 2. Juli 2015

1. Juli 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Berlin bei Steven

Indischer Ozean


Aperitif: „New York, New York“ Original Martini Cocktail
Vorspeise: „Kuss von der île de Ré“ - Gratinierter Ziegencamembert auf jungem Bouquet verde mit fruchtiger Himbeervinaigrette und einer Brise Fleur de Sel
Hauptspeise: „Lombardische Bergwanderung“ Zartes Rinderfilet an Süßkartoffeln mit Gremolata und frischem Bergpfeffer
Nachspeise: „Indischer Ozean“ Feine Vanille-Zimtcreme mit Himbeergranitée und Butterstreusel


Einer fliegt über's Kuckucksnest

hinaus in die Welt, um Gewürze aufzutreiben, die er dann über seinen Handel vertreiben kann. Doch nach 50 Werbeminuten in allumfassend eigener und  würziger und pfeffriger Sache wünscht man ihn nicht nur sprichwörtlich dort hin, wo der Pfeffer wächst.

Steven mögen oder ihn doch nicht mögen - diese Frage stellt sich mir gar nicht, denn ich lerne ihn überhaupt nicht kennen. Man sieht und hört vor allem einen überkandidelten jungen Mann, der gern der Nabel der Welt wäre - und es doch höchstens erreicht, dass ich ihn im nächsten Tatort als Leiche sehen möchte, wenn ich ihn denn schon als Schauspieler bewundern muss.

Während der Dreharbeiten zu diesem hyperaktiven Dinner muss er dringend zu einem Castingtermin, dessen Wichtigkeit alles und alle in den Schatten stellen dürfte: Aber mit seinen Sätzen, die er stets mit vielen "Ja's" am Ende garniert als wäre es das Salz im Getriebe - wird er nicht weit kommen. Das könnte bei Film-Drehs endlose Wiederholungen bedeuten,  Regisseure die Handtücher und eventuell auch schwerere Geschütze werfen lassen und Kollegen Schaden zufügen, die sich wegen seiner Überpräsenz in Therapie begeben müssen.

In der Küche übernimmt der wesentlich ruhigere Richard sowohl die Regie als auch die ausgleichenden Momente. Doch es klappt trotzdem so gut wie nichts. Nur die Begeisterung seiner Mit-Konkurrenten stimmt, obwohl es am Ende für sie heißen muss: ... die im Schatten sieht man nicht!

Da ist die Runde äußerst großzügig und absolut schmerzfrei. Sie loben einen einfachen Salat mit einem Ziegenkäse, ein völlig durchgegartes Steak und einen Nachtisch, der nur dem Namen, aber nicht den Ingredienzien nach an den Indischen Ozean erinnert. Stevens Stehgreif-Stories bringen die Gäste auf seine Seite und in seinen Bann. Natürlich sind es nette Geschichten, aber ob sie alle genau so passiert sind - oder doch dem Steven-Latein entspringen und zu seiner selbst erdachten Vita gehören - man weiß es nicht.

Wo vorher Stevens Mundwerk nur so sprudelte, sprudeln am Ende Punkte: Sechsunddreißig an der Zahl empfehlen ihn für eine Teilnahme bei den "Besten der Besten" - und man sieht als Zuschauer, wie launisch das Schicksal Bewertungen verteilt, die durch Verblendungen entstehen.

Dass Steven in seiner Selbst-Bezogenheit und dem Unvermögen, sich auf andere konzentrieren zu können, vergessen hat, dass Pixie keinen Alkohol trinkt - sie nimmt es ihm am wenigsten übel und gibt ihm eine volle Zehn. Zehn? Traummann? - Vielleicht? Falls er mal runter kommt von seinem Ego-Trip.

Von hier bekommt er auch sechsunddreißig! Sechsunddreißig Ritalin-Tabletten.

Guten Morgen, Gruß Biene







11 Kommentare:

  1. Moin @ zusammen.

    Auf zu Steven, dem Tausendsassa, bzw. der männliche Part von Pippi Langstrumpf.
    Steven wohnt in einer 4er WG in einem Abbruchhaus. Wer Kunst sucht, der wird sie dort finden, denn jedes Teil ist anders, jedes Möbelstück, jede Wand, jede Decke und jeder Boden. Die E-Installation entsprach in etwa der sogenannten 3. Welt. Gekocht wurde Hauptsächlich auf einem Gasofen, der zwei Schaltstufen hat, Ein und Aus. Soweit erkennbar, war die Wohnung sauber.
    Dies sollte erst mal reichen, denn um Steven und seine Wohnung erklären zu wollen, würde den Rahmen hier sprengen. Ich kann nur empfehlen es sich selber anzusehen, erklärbar ist es nicht wirklich.

    Schon der Beginn war typisch Steven. Er stellt er einen seiner Mitbewohner vor und verabschiedet sich zu einem angeblich wichtigen Termin. Das bei dem Termin der Name Hollywood fiel, ist mit Sicherheit eines der Spielchen von Steven.
    Der Mitbewohner geht also erst mal einkaufen. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Steven ist sofort sichtbar. Ohne Tasche, ohne Einkaufswagen o.s. entnimmt er den Regalen gewisse Dinge. Wie viele es am Ende waren ist schwer zu sagen. Aber das meiste schien schon zu Hause zu sein. Aber im Vergleich zu Steven ist er der ruhigere Teil, bzw. etwas anders. Aber sie passen zusam-men. Nach relativ kurzer Zeit tauchte Steven wieder auf.

    Aperitif: es wäre nicht Steven, gäbe es dazu nicht eine Geschichte. Der Vergleich mit dem Mär-chen „Sterntaler“ ist nicht von der Hand zu weisen. Aber nun gut, es sollte der originale Martini aus der 30er Jahren sein. Glauben wir es einfach mal. Natürlich hatte er vergessen, dass Pixie keinen Alk trinkt. Aber gekonnt zaubert er ihr einen schönen Fruchttrink zusammen. Pixie war´s zufrieden.

    VS: mit einem Raclette erhitzt Steven 3 Ziegenkäse. Während der Wärmezeit entnimmt er zwei Tüten gemischten Salat, mischt eine selbstgemachte Vinaigrette unter und bittet den Kamera-mann den Toaster runter zu drücken. Dies war eine Aufforderung an die Sicherung, Dunkelheit zu verbreiten. Steven nimmt das ganz gelassen und meint nur: „Etwas Dunkelheit habe ich jetzt gebraucht.“ Gut, kurzdarauf ist wieder Strom vorhanden und es kann weitergehen. Der Ziegenkäse war kurz vor der Auflösung und kam nun auf die vorbereitete Salatmischung. Darüber zerbröselte er dann das getoastete Schwarzbrot, welches Steven Pumpernickel nannte. Das Fenchelgrün überraschte, denn es sah aus wie Dill. Man bedenke, seine Angaben sind immer nur vage richtig. Man durfte staunen, die Gäste waren begeistert und ließen keinen Krümel über.

    HG: das Fleisch war kein Thema, es wurde gekonnt hingerichtet. Die Kuh, die dafür ihr Leben gab, hatte sogar einen Namen und Steven dankte ihr. Es soll perfekt gewesen sein, aber ich mei-ne es war durch. Nun gut, ich konnte ja nicht probieren. Durch die Gremola aus frischen Kräutern, konnte er leicht auf eine Soße verzichten. Die Süßkartoffeln waren in Scheiben in der Pfanne gebraten, ne Art Bratkartoffeln und wurden ebenfalls mit vielen Kräutern bedacht. Ich habe nur Begeisterung am Tisch gehört.

    DS: dieser Gang fiel leider etwas ab. Ob diese Himbeergranitée nicht besser zu Sekt gepasst hät-te, lasse ich mal außen vor. Aber er hatte sie eingefroren und auf seine Vanille-Zimtcreme plat-ziert. Was die Butterstreusel dabei sollten, weiß ich nicht. Nachdem er beim ersten Versuch sie zu erstellen etwas Kohleartiges herstellte, hätte er sie gleich ganz weglassen können. Mag sein dass es manchem zu wenig war. Diese alberne Erzählung der Gäste, dass Zimt an Weihnachten erinnere tauchte natürlich wieder auf. Mir hätte dieses DS super geschmeckt.

    Teil 2

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Also echt Rudi - wie dämlich kann ein Mensch sein? Habs grad nochmal gelesen und kann absolut nicht verstehen, wie ich das heute morgen so derbe missverstehen konnte. Die Ironie trieft geradezu. Muss Tomaten auf den Augen gehabt haben, aber so habe ich mich eben jetzt nochmal prächtig amüsiert! Danke dafür und schönen Abend, Susi

      Löschen
  2. Teil 2

    Ein wirklich gelungener, unterhaltsamer Abend bei Steven. Die Begeisterung der Gäste sagte mit 36 Punkten eigentlich alles aus.
    Mir ist es nicht möglich objektiv zu urteilen was Können und was Schauspiel war, somit kann ich nur die 10 ziehen.
    Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen, Steven erinnert an die Märchenerzähler in früheren Orient, die von Stadt zu Stadt zogen. Auch fällt mir bei ihm das Lied ein: „Du fängst den Wind niemals ein.“

    Gunther gab sein Halbwissen über Holzbretter beim Schnippeln preis.
    Da liebe ich mir doch den Steven, da weiß man nie was wahr ist und informiert sich entsprechend.
    Nebenbei konnte man seine Gewürzdosen betrachten, die er selber verwendete.

    LG – lechz - rudi – bei 32°C

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mir fällt auch etwas zu Steven ein - und das hat mit Märchen und unterhaltsamem Typ nix zu tun. Aber ich äußere mich darüber allerhöchstens zwischen den Zeilen. - Rudi, wir ziehen gleich. Schon am frühen dunklen Morgen hatten wir 25 Grad, aber damit gibt sich das Wetter leider nicht zufrieden. Gruß Silvia

      Löschen
    2. Also Rudi, ausgerechnet von dir hätte ich das nicht gedacht: Von einem Gaukler betört, die 10 zu ziehen - nicht mehr möglich, objektiv zu urteilen, was ist los da unten in deiner mörderischen Gluthitze?

      Mir fiel gestern immer wieder Bernie Cornfeld ein, IOS, der schöne Erich Mende von der FDP. Bei dem Finanzsakandal Ende der 60er hat die reiche Mutter meiner Stiefmutter ein Vermögen verloren, ganz einfach weil Bernie die Anleger auch alle in Grund und Boden gelabert hat.

      Der hat leider auch viele kleine Sparer um ihr Geld gebracht, weil er für jeden die passenden Worte fand (Anlage als "Volkskapitalismus")

      Na ja, Steven macht jedenfalls nur Vox ärmer, bringt aber eventuell ja einen verdienten Sieger um seinen gerechten Lohn.

      Und ich finde es schlussendlich sehr nett, so eine unerwartete und überraschende Wendung im Faltenwurf deines betagten Characters entdecken zu können. lol

      Liebe Grüße Susi

      Löschen
    3. Mal so ganz aus derselben Gluthitze gefragt (und darum auch vorher schon mal um Verzeihung gebeten): Susi, ... ausgerechnet ... von Rudi nicht ... heißt aber dann, dass du es von mir schon für möglich gehalten hättest? Wie gesagt, hier kocht der Pott - und das nahe der 40-Punkte-Marke. Silvia

      Löschen
    4. Hi liebe Susi,

      ich dachte nicht, dass du Ironie nicht erkennst.
      Was sollte ich denn noch alles reinschreiben um es darzustellen.
      Sternentaler, Märchenerzähler, Pippi Langstrumpf und „Du fängst den Wind niemals ein.“
      Das Kochen erklärte sich doch von selber und da musste ich nicht auch noch ironisch sein.
      Bereits am Anfand habe ich gesagt, dass nähere Erklärungen den Rahmen sprengen würden.
      Also mal nix für ungut, aber lesen musst du schon selber liebe Susi.

      Ganz liebe schwitzige Grüße aus dem Dorf

      Löschen
    5. Ohh, das ist mir echt entgangen. Unter diesem Aspekt ziehe ich mir alles mit Hochgenuss nochmal rein. Also wirklich, spätestens bei Howie hätte es ja klingeln können bei mir, dass du das aber auch soo lange durch hältst..
      kleinlaute Grüße von Susi, (du bist ganz sicher, dass das alles gar nicht dein Ernst war???)

      Löschen
    6. Liebe Silvia, damit meinte ich generell Rudi als Mann. Ich glaube es schon des öfteren erlebt zu haben, dass wir Frauen emotionaler urteilen - was uns meistens auch bewußt ist und Rudi sich immer aus gesprochen an die tatsächlich präsentierten Fakten hält, was seine Kommentare und Schlussfolgerungen betrifft. Deshalb fiel mir heute die Kinnlade das eine oder andere Mal runter, weil ich dachte "Nee der Rudi, da stimmt was nicht"
      Und wenn man sich den Bauleiter Gunther anschaut, der Mann wird ja jeden Tag lyrischer, was weiss ich, welch ein Zauber da wirkt.
      Aber genau das hätte mich bei einer Frau, bei mir und auch bei dir nicht so überrascht wie beim Rudi.
      Und ansonsten sind wir sowieso alle ein bißchen Bluna.
      Liebe Grüße Susi

      Löschen
    7. Alles in Ordnung, liebe Susi - nimm mich heute nicht so ernst. Ich bin immer gern in heiße Länder gefahren - aber hier in der Stadt macht mir die Hitze zu schaffen - und mich empfindlicher als ich eigentlich bin. Gruß Silvia

      Löschen
  3. Was zuviel ist, ist zuviel. So überspannte Steven leider gestern den Bogen vom bezaubernd extravaganten Prince Charming, zum nervig exaltierten Münchhausen.

    Was um so mehr in`s Gewicht fällt, als es sich um seinen Gastgeber Tag handelte.
    Schon beim Aperitif sollte sich deshalb folgerichtig das Motto des Abends darstellen:
    Die Steven-Show wurde gefeiert. Und da ging es um ? Richtig: Steven Superstar!

    Dass die arme Pixie schon seit 3 Tagen keinen Tropfen Alk zu sich nimmt - was scherte es den Gott des darstellenden Spiels, er ist, im Gegenteil so genial, dass er dem dummen kleinen Ding, ein Säftchen zusammenpanscht, mit allen roten Resten aus dem Kühlschrank (musste eh mal weg) Zitrone an den Glasrand quetschen, raus damit!

    Und sie schmolz dahin, die blöde Ingrid (Wenn ihr versteht, was ich meine)
    Lobte den aufmerksamen Gastgeber in den höchsten Flötentönen.

    Wenn das nicht Menschen verachtend ist, weiss ich auch nicht.
    Ebenso gruselig fand ich die Anhänglichkeit von Gunther, der Steven mittlerweilen wie einem Guru folgt.
    Der einzige, der halbwegs kluge Distanz wahrt, ist Alex. Aber auch er kann sich dem Sog des Hardcore-Jägerlateins/Seemannsgarns nicht ganz entziehen.

    Bereits beim Aperitif wurde die Welt Zeuge, wie Jung-Steven, in den Straßen New Yorks - allein, beklaut und ohne Hoffnung, aus dem Stand heraus eine Bar übernahm, seine Ausbildung als Barkeeper nutzen konnte (die er wahrscheinlich direkt nach dem Kindergarten absolvierte, kurz nach Medizin und Psychiatrie oder neben der Schauspielakadamie? Und war da nicht noch was mit Musik? Hilfe, mir wird schwindelig...)
    Bastelt euch doch den Zeitstrahl des heiligen Steven der Berliner Hinterhöfe schön selber zurecht!

    Kochen, ja das gab es auch noch - rudimentär.

    Herrlich die Streuselproduktion: Sowas mache ich aus der Lameng, blitzschnell, ohne ab zu messen, erziehe nebenbei noch 3 Kinder, einen Hund, wische und sauge die Böden, mache die Wäsche und leere den Geschirrspüler und wenn es sein muss, verfolge ich auch noch eine freie Berufstätigkeit. OHNE DASS ETWAS VERBRENNT

    Bei Steven war betreutes Kochen angesagt. Der Rest des wirklich supersimplen Menüs wurde mit minimalistischen und detailreichen, mehrseitigen Plänen und Checklisten abgearbeitet, deren Fortgang von Freund Richard mit Fingerzeigen hifreich demonstriert, teilweise auch unterstützend laut vorgelesen.
    Ich dachte, ich fass` es nicht - So jung und schon so dement!

    Trotz des einfach gestrickten Dinners gab es den Salat auch noch aus der Tüte, und das Steak war viel zu durch, (Gastwünsche ??? Hää?? Hier ging es um Steven!! And nobody else but Steven)

    Dieser Overkill hat dann letztlich auch gewirkt, beim Heimspiel des geborenen Sachsen. Die Punkte wurden nur so raus gehauen, ohne Sinn und Verstand und ohne gerechtes Vergleichen oder besonnenes Urteilen. Schwindelig gesabbelt!
    Schade, die haben sich über den Tisch ziehen lassen.

    Und schade um Steven,warum mußte er so dick auftragen und meine Illusionen zerstören? Auch nur wieder einer, der ganz oberspießig was verkaufen will, seine Karriere pushen möchte. Werden ja vielleicht ein paar Castings bei rumkommen, aber Steven ist schon ganz schön alt für die Rolle die er vorspielt. 30 - da ist das Verfallsdatum für den jungen Chaoten eigentlich schon abgelaufen...

    So, Sonne scheint, hier bei uns ist es mit den kälteren Temperaturen deutlich besser auszuhalten, maximal 26° mit leichtem Wind ist optimal, jetzt bin ich mal froh, nicht im südwestlichen Brutkessel zu sitzen. Liebe Grüße Susi

    AntwortenLöschen