Samstag, 25. Juli 2015

25. Juli 2015 - DVD-Kritik - Julie & Julia



Julie & Julia

Ein bezaubernder Film über die Selbstverwirklichung einer Frau in einer Zeit als sie eigentlich nur als Anhängsel ihrer Männer präsent - und schöne Aushängeschilder sind. Julia, die Amerikanerin, lebt im Jahre 1948 mit ihrem amerikanischen Mann in Paris - liebt das Essen, das Lachen und ihn - und sucht nach einer Aufgabe. Da unterscheidet sie sich wesentlich von ihren Lands-Frauen.

Sie mag Hüte und versucht sich unter anderem in der Kunst des Hutmachens. Aber ihr Ding ist weder das noch das Kartenspielen. Kochen wäre ihre Leidenschaft - obwohl zu der Zeit die Amerikaner in der Position ihres Mannes für diesen Job Angestellte hatten.

Julie, ist die junge Amerikanerin im Jahre 2002, die sich als Call-Center-Angestellte im öffentlichen Dienst um die Belange von Menschen kümmert, die von Nine-Eleven betroffen sind. Nach einem anstrengendem Tag am Telefon nach Hause düsen und irgendwas in die Pfanne werfen und möglichst viel Butter dazu geben - ist ihr Ausgleich.

Auf einer der regelmäßig veranstalteten Salat-Treffen mit ihren Freundinnen in einem Restaurant, wird ihr klar, dass sie die meisten ihrer Freundinnen hasst. Sie sind erfolgreicher und wichtiger und zeigen das gerne. Wem würde so ein Verhalten nicht den letzten Nerv rauben?

Und da Julie noch nie etwas in ihrem Leben zu Ende geführt hat, stößt sie auf der Suche nach einer Idee, sich selber am eigenen Schopf aus dem Versager-Sumpf zu ziehen, auf ihre Lieblingsköchin Julia Child. Nicht nur die Lebenslust dieser Frau imponiert ihr, sondern auch ihre Kochkünste.

Die hat sich Julia mühselig in Paris in ihrem Cordon-Bleu-Kochkurs (der auch alles andere abdeckt) angeeignet. Nach hunderttausend Kilo Zwiebeln und den sonstigen Mühen - landet Julia Child mit ihrem Kochbuch in Amerika einen Hit und hat eine Fernsehsendung, die so gut ist, dass sie sogar noch im Jahre 2002 parodiert wird.

In der Zeit um 2002 eröffnen sich Julie ganz andere Möglichkeiten - und sie startet einen Blog: In 365 Tagen will sie Julias 524 Rezepte nachkochen.

Der Film springt hin und her zwischen Julie und Julia - und ich weiß nicht, welche Passagen mir besser gefallen. Julia verliert nie ihren Humor, während Julie manchmal im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen verliert.

Julie kocht um ihre Selbsterkenntnis, und dabei setzt sie beinahe ihre gute Ehe aufs Spiel. Sie kocht, um sich etwas zu beweisen. Und nachdem der Blog am Anfang wenige Leser hat, kommen im Laufe der Zeit so viele hinzu, das am Ende ein Film dabei heraus kommt.

Kochen bedeutet den 7. Himmel und die letzte Ausfahrt zur Hölle gleichermaßen - wenn man es mit der Leidenschaft betreibt, die diese beiden Frauen an den Tag legen. Kochen ist Leben - und Sterben und Aufgeben und neu anfangen.

Julia ist nicht nur Rettung, sondern die heimliche Koch-Geliebte der Nachkocherin Julie.

Julie wird durch ihren Blog berühmt. - Und erfährt, dass Julia ihren Blog hasst. Ob Julia, die inzwischen neunzig Jahre alt ist, deren Inhalte überhaupt kennt, ist fraglich - aber sie weiß von dem Blog.

Vielleicht bedauert die alte Julia, dass sie zu ihrer Zeit nicht die gleichen Möglichkeiten hatte. Vielleicht erkennt sie, dass das Leben sowieso nicht gerecht ist - und vielleicht ist sie auch nicht mehr die fröhliche Frau, die sie einst war. Wer weiß es schon so genau?

Julie, tief enttäuscht von dieser Ablehnung - weiß am Ende aber, dass sie dennoch eine Verbindung zu Julia hat, die ihr keiner nehmen kann: Sie bleibt das Vorbild ihrer Tat, und ihr allein verdankt sie ihren Erfolg.

Das hätte sicher auch eine Julia Child erfreut - als Lohn ihrer tiefen Begeisterung für das Kochen, das sie in die Welt hinaus getragen hat.

Guten Tag, Gruß Biene

2 Kommentare:

  1. Kochen ist wieder in Mode gekommen. Das ist gut! Ich koche selber auch sehr gerne, sehe aber viele um mich herum die es perfekter machen und durch ihren BLOG langsam auch Erfolge vorzeigen können. Toll diese Möglichkeiten die es heute gibt.
    Ich habe diesen Film Julie & Julia bereits gesehen und er gefällt mir.

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    1. Und ein Blog mit ganz besonderer Küche wäre bei der Vielfalt der Koch-Blogs auch etwas besonderes. - Falls du deine Story zu Ende erzählt hast ... solltest du mal über einen solchen besonderen Koch-Blog nachdenken. Deine Silvia

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