Freitag, 8. April 2016

8. April 2016 - Aus dem Bienenkästchen - Die Menschen verneigen sich vor einem Gerät



Die Menschen verneigen sich vor einem Gerät

und alle Ermahnungen älterer Leute "Kopf hoch, Brust raus" schlagen seit geraumer Zeit fehl und klingen wie vor Wände gesagt.

Vor Wände wird im Normalfall höchstens hier und da und öfter mal gelaufen, wenn die Köpfe bis aufs Brustbein gesenkt, völlig versunken in einen kleinen Bildschirm sind - und auch in Gehirne keine Hindernisse oder gar Geräusche mehr ins Innere der ehemaligen Denk-Fabrik dringen.

Vor mir auf der Autobahn gerät ein Mittelklasse-Wagen ins Schlingern, nicht betrunken, aber mit dem Kopf über dem Smart-Phone hängend wäre es sinnvoll, dem Fahrer schnell mal den Füherschein für eine Weile zu entziehen bis er

eine Entziehungskur der permanenten Nutzung sozialer Medien

absolviert hat, die in manchen Bereichen zu a-sozialen Handlungen gegenüber Mitmenschen führen.

Selbst in Wäldern sehen die Leute nicht mehr die erwachende oder sich schlafen legende Natur, sondern nur noch ihren Mini-Bildschirm, immer die Angst im Nacken,

etwas Wichtiges zu verpassen.

In die Höhe recken sich all diese Köpfe nur noch, um hier und da ein Selfie zu machen, das dann jedoch sogleich in alle Himmelsrichtungen verschickt werden muss und auf dem

Blumen oder Tiere oder sonstwas

zwar für die Ewigkeit festgehalten werden, aber in entscheidenden Momenten absolut und sofort wieder den eigenen, realen und momentanen Blickwinkeln entschwinden,

um die Köpfe um 30 Grad auf die so mittlerweile bekannte und vertraute Weise zu senken.

Nicht offenen Auges, sondern gesenkten Hauptes sieht man die hübschesten und in sich selbst verliebtesten Leute umher ziehen, genau so wie jene, die nur noch eines mehr lieben als sich selber:

Dieses Gerät!

Ärzte befürchten bereits schlimme Deformierungen an der gesamten Wirbelsäule, die besonders bei denen, die mit dem gesenkten Haupt aufwachsen, irreparabel sein werden.

Psychologen fürchten - nein, nicht um ihre Klientel - dass die Perspektiven von einer realen in eine Scheinwelt abdriften und sie keinen Zugang mehr zu ihren Patienten finden.

Daher arbeiten sie bereits online, damit die seelisch zu Tröstenden nicht auf ihre gewohnten Blickrichtungen straight abwärts verzichten müssen.

Zukunftsforscher sehen sorgenvoll eine ganz düstere Welt vor sich:

In einhundert Jahren wird der Mensch nicht mehr wirklich aufrecht gehen können. Der Kopf hängt endgültig festgetackert auf dem Brustbein,

und um dies irgendwie auszugleichen,

drängt es in etwa dreihundert Jahren den Menschen, wieder auf allen Vieren zu laufen.

Somit überrunden Affen die Menschen, denn sie können aufrecht gehen, ohne sich zum täglichen Affen zu machen.

Guten Tag - und nichts für ungut - Gruß Biene

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