Samstag, 23. April 2016

23. April 2016 - Nirgendwo ist Poenichen


Darsteller:

Ulrike Bliefert
Per Augustinski
Liane Hilscher
Franziska Bronnen
Pinkas Braun

Regie: Rainer Wolffhardt, Rolf Hädrich


Nirgendwo ist Poenichen

Maximiliane ist mit ihren eigenen und dem "Kuckucks-Kind" aus Pommern geflohen. Im Jahr Null nach dem Elend des Zweiten Weltkrieges findet sie in Berlin beim Großvater von Edda, dem nicht eigenen Kind, Unterschlupf.

Toleranz war schon immer Maximilianes Devise, und so hat sie das außer-ehelich gezeugte Kind ihres Mannes ohne große Umstände zu sich genommen und den eigenen wie selbstverständlich hinzugesellt.

Wie so vielen Frauen ergeht es aber auch ihr nach der großen Flucht erst einmal ziemlich bescheiden. Die dekadente und im Gestrigen lebende eigene Großmutter ist weltfremd, hartherzig, aber gleichzeitig auch hilflos.

Von der Herkunft aus gesehen geht es für sie hinein in ein Dasein, in dem nur das blanke Überleben einen Sinn ergibt, keine Freude, keine Lust .... Dass sie dabei soviel Kraft aufbringt wie nötig, verdankt sie dem Großvater, der ihr beigebracht hat, was Leben bedeutet - und dass

auch sie ein "Kuckucks-Kind" war, hat sie offenbar nie erfahren, denn die Liebe des nicht leiblichen Opas gab ihr Kraft für ein ganzes Leben.

Der erste Teil "Jauche und Levkojen" dokumentiert ihr Leben als Enkelin eines Grafen, und erzählt Maximilianes Werdegang von einem mässig verwöhnten, aber vor allem geliebten  Kind, das nie die Realitäten des Lebens aus den Augen verloren hat - bis hin zu der Frau, die auch mit sehr wenig zurecht kommen kann.

Diese Ausgangspostition ist keine einfache für ein Leben auf und nach einer Flucht.

"Alle Menschen sind gleich arm, weil es gleich reich nicht gibt", sagte einst ihr Großvater - und was er sagte,

hat sie nie vergessen und verinnerlicht.

Zwar verstehe ich diesen Satz nicht wirklich, aber sei es drum.

Maximiliane konnte niemals anders werden, als der Mann es war, der sie groß gezogen hat. Die Großmutter und die eigene Mutter waren von anderer Natur.

So hat sie bewiesen, dass man sich im Leben das zu eigen machen kann, was einem selber - und man bereits als kleines Kind ahnt  - am nächsten liegt.

Maximiliane - in einem Schloss geboren. Aber nie mit der Attitüde einer Schlossherrin.

Maximiliane - auf der Flucht so selbstverständlich weiterhin sie selbst, dass nichts sie beirren kann in ihrem ungebeugten Willen, der nichts mit Wollen, aber viel mit Müssen zu tun hat.

Maximiliane - am Ende gelangt sie in ein Leben, in dem viele sich wohl fühlen oder auch nicht.

Maximiliane - mit dem Paket auf ihren schmalen, starken Schultern, sich von der eigenen Mutter nicht geliebt zu fühlen, womit sie wohl recht hat. -

Ihr ist es ohnehin wichtiger, die eigenen Kinder - ob selbst "gebrütet" wie sie gern sagt - oder von den Umständen ins Nest gelegt, zu lieben.

Natürlich ist nirgendwo Poenichen, denn die Heimat - wo immer sie auch war - wird beinahe ein Leben lang schmerzlich vermisst. Besonders dann, wenn man sie in größter Not verlassen musste.

In Maximilianes Fall hat der Großvater sich das Leben genommen, um diese nicht verlassen zu müssen.

Geschichten vergangener Zeiten. Meine Mutter musste aus Ostpreußen fliehen.

Und ich weiß von ihr, dass "Nirgendwo Ostpreußen" ist.

Da war Maximiliane  klüger, obwohl sie auch nirgendwo die Heimat wieder gefunden hat.

Eine wunderbare Hauptdarstellerin, von der man die Ahnung hat, dass sie mit ganzem Herzen hinter dem Thema steht.

Fünf von fünf möglichen Sternen für diese Serie.

Guten Tag, Gruß Silvia

1 Kommentar:

  1. Hier ein Kommentar zu LASSGUTSEIN

    Liebe Silvia!
    Nachdem Du Poenichen mit fünf Sternen bedacht hast, muss ich Dir unbedingt erzählen, dass meine Tochter und ich diese Bücher und die Filme dazu auch sehr lieben. Danach bekam ihre Tochter / meine Enkelin den Namen Maximiliane und wenn wir sie auf ihrer Taufe auch nicht in die Suppenschüssel gelegt haben, so wurden doch zwei alte Exemplare mit Blumen bestückt als Dekoration auf dem Kaffeetisch platziert .
    Und was soll ich sagen : Unsere Maximiliane, nun schon 12 Jahre alt, entpuppt sich immer mehr in Richtung ihrer Namensvetterin.
    Naturverbunden, immer draußen, fröhlich ... Unser Sonnenschein.
    Ansonsten vielen Dank für Deinen Blog. Es macht mir immer wieder Freude , in ihm zu " stöbern ".

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