Am 24. März 2015 hat sich der First Officer (Co-Pilot) A. L. im Cockpit eingeschlossen, um die German-Wings-Maschine zum Absturz zu bringen - bei diesem erweiterten Suizid nahm er 149 für seine Probleme unverantwortliche Menschen mit in den Tod.
Das beinhaltet der Abschluss-Bericht der französischen Untersuchungsbehörde für Flugunfälle (BEA).
Das Flugzeug zerschellte an den Westalpen, und es gab keine Überlebende.
Den folgenden Beitrag habe ich kurz nach der Katastrophe geschrieben, als die Erkenntnisse über diese entsetzliche Katastrophe noch nicht endgültig waren.
10. Jahresgedächtnis
German-Wings-Flug 9525Ausnahmsweise erzähle ich einmal etwas über mich: Mein Bruder starb bei einem ähnlich traumatischen Unglück wie jenes, das jetzt alle Passagiere und Besatzungsmitglieder des Germanwings-Fluges getroffen hat. Sein Tod war plötzlich, erschreckend und hat die ganze Familie in eine tiefe Trauer und auch Verzweiflung gestürzt. In dieser Zeit haben wir einen enormen Zuspruch von überall her erfahren - ohne dass es damals das Internet überhaupt gegeben hat (zum Glück!). Die tröstenden Worte kamen in persönlicher Form und in schriftlicher oder telefonischer, je nachdem, wo jemand wohnte. Zur Beerdigung hatten sich so viele Menschen eingefunden, dass man einerseits im Meer der Mit-Trauernden untergegangen ist, andererseits sicher und geborgen war.
Den ersten entsetzlichen Tagen folgten weitere furchtbare, ich möchte sagen: Jahre. Für meine Eltern wurde die Welt nie mehr, wie sie einmal war. Meine Mutter konnte ihrer Trauer zumindest Worte geben, während mein Vater alles stumm in sich hinein fraß. Vielleicht ist er deshalb nicht so alt geworden wie sie. Doch bis an ihr Lebensende mit 80 Jahren hat sie der Verlust nie mehr wirklich glücklich werden lassen.
Diese Trauerbewältigung haben die Angehörigen der Opfer von Flug 4U9525 noch vor sich, und für viele wird dieser Weg ein steiniger, einer mit vielen Hindernissen und mit dem unweigerlich kommenden Unverständnis vieler Leute: Irgendwann passiert es, dass die anderen den Trauernden nicht mehr zuhören möchten, können, wollen. Was aus der Sicht der nicht direkt Betroffenen allzu verständlich ist.
Die Eltern der Opfer einer Schule in Haltern am See sind somit bei all dem Unglück noch in einer Gemeinschaft geborgen. Eine direkte Selbsthilfegruppe bietet sich dringend an: Hier versteht einer den anderen, und es geht sogar um dasselbe Un-Glück - welches man ohnehin nie begreifen wird. Da kann man noch so viel im Kreis reden, hinterfragen und nach einem Sinn suchen: Es gibt keinen Sinn. Doch Reden hilft immer, und die betroffenen Eltern werden vielleicht auf immer jemanden zum Reden brauchen.
Andere werden allein sein in ihrer Trauer und in der langen Zeit nach dem Unglück. Ein jeder von ihnen muss einen Weg finden, damit weiter leben zu können - und wenn es gut läuft, eines Tages wieder lachen zu können.
Die Eltern der Opfer einer Schule in Haltern am See sind somit bei all dem Unglück noch in einer Gemeinschaft geborgen. Eine direkte Selbsthilfegruppe bietet sich dringend an: Hier versteht einer den anderen, und es geht sogar um dasselbe Un-Glück - welches man ohnehin nie begreifen wird. Da kann man noch so viel im Kreis reden, hinterfragen und nach einem Sinn suchen: Es gibt keinen Sinn. Doch Reden hilft immer, und die betroffenen Eltern werden vielleicht auf immer jemanden zum Reden brauchen.
Andere werden allein sein in ihrer Trauer und in der langen Zeit nach dem Unglück. Ein jeder von ihnen muss einen Weg finden, damit weiter leben zu können - und wenn es gut läuft, eines Tages wieder lachen zu können.
Nur die Angehörigen und besonders die Eltern des bereits öffentlich schuldig gesprochenen Co-Piloten haben erfahren, dass es etwas gibt, das noch schlimmer ist als der Tod eines Kindes: Wenn ihr Kind der vermeintlich Schuldige am Geschehen ist.
Allen voran eine bestimmte Zeitung bildet da die Meinungen in äußerst aufdringlicher Art und Weise. Und ohne irgendwelche Rücksichten auf Unschuldige haben sie den Namen des First Officers veröffentlicht und seinen Wohnort bekannt gegeben. Damit die Hatz los gehen kann.
Und so verlieren viele den Rest von Anstand, z. B. auf Facebook, wenn sie Kommentare abgeben, die sie nie wieder zurück nehmen können, und die vermutlich so unterirdisch bösartig sind, dass es einem angst und bange wird. Ich lese nicht auf diesen Profilen, ich habe aber davon gehört.
Liebe Leute, die ihr meint, derart niederträchtig posten zu müssen, der Co-Pilot ist bereits verstorben. Ihm könnt ihr nichts mehr anhaben - umso mehr aber seinen Angehörigen. Die aber sind ebenfalls in Trauer, sind ebenfalls betroffen und werden ohnehin ihres Lebens nicht mehr froh.
Es wäre mal ein ganz neuer Akt, die bebilderte Zeitung zu ignorieren und eigene Wege zu beschreiten: Zum Beispiel den Eltern des A. L. zu kondolieren, und das aus ganzem Herzen, da ja nun mal bekannt ist, wer sie sind. Warum der Co-Pilot diese Tat begangen hat und ob es überhaupt eine Tat war, ist überdies noch nicht wirklich endgültig geklärt. Vielleicht bringt eine spätere Obduktion endgültige Erkenntnisse. Vielleicht klärt sich der wahre Sachverhalt auch niemals gänzlich auf.
Und den Medien sei das Taktgefühl zurück zu wünschen bzw. überhaupt zu wünschen: Lasst die Leute in Ruhe, postiert euch nicht vor Häusern von Trauernden, um der Sensationsgier Fraß zu geben.
Allen voran eine bestimmte Zeitung bildet da die Meinungen in äußerst aufdringlicher Art und Weise. Und ohne irgendwelche Rücksichten auf Unschuldige haben sie den Namen des First Officers veröffentlicht und seinen Wohnort bekannt gegeben. Damit die Hatz los gehen kann.
Und so verlieren viele den Rest von Anstand, z. B. auf Facebook, wenn sie Kommentare abgeben, die sie nie wieder zurück nehmen können, und die vermutlich so unterirdisch bösartig sind, dass es einem angst und bange wird. Ich lese nicht auf diesen Profilen, ich habe aber davon gehört.
Liebe Leute, die ihr meint, derart niederträchtig posten zu müssen, der Co-Pilot ist bereits verstorben. Ihm könnt ihr nichts mehr anhaben - umso mehr aber seinen Angehörigen. Die aber sind ebenfalls in Trauer, sind ebenfalls betroffen und werden ohnehin ihres Lebens nicht mehr froh.
Es wäre mal ein ganz neuer Akt, die bebilderte Zeitung zu ignorieren und eigene Wege zu beschreiten: Zum Beispiel den Eltern des A. L. zu kondolieren, und das aus ganzem Herzen, da ja nun mal bekannt ist, wer sie sind. Warum der Co-Pilot diese Tat begangen hat und ob es überhaupt eine Tat war, ist überdies noch nicht wirklich endgültig geklärt. Vielleicht bringt eine spätere Obduktion endgültige Erkenntnisse. Vielleicht klärt sich der wahre Sachverhalt auch niemals gänzlich auf.
Und den Medien sei das Taktgefühl zurück zu wünschen bzw. überhaupt zu wünschen: Lasst die Leute in Ruhe, postiert euch nicht vor Häusern von Trauernden, um der Sensationsgier Fraß zu geben.
Von hier aus wünsche ich allen Trauernden viel Kraft, Mut, Zuhörer und irgendwann, ganz viel später, viele schöne Erinnerungen an eure verstorbenen Lieblinge.
Guten Tag, Gruß Silvia
Guten Tag, Gruß Silvia
Damals wie heute kann ich ihnen nur beipflichten. Mir haben dazumal die Eltern so leid getan, irgendwie sogar noch mehr als die Eltern der Opfer. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass bei der Gedenkfeier in einer Kirche auch eine Kerze für den Co-Piloten angezündet wurde und die Leute daraufhin in Sozialen Medien tobsüchtig wurden. Da haben mir seine Eltern auch leid getan, denn auch sie haben einen Sohn verloren.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für diesen einfühlsamen Kommentar. - Tut mir leid, dass ich den erst so spät gesehen habe. LG Silvia
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