15. März 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in München bei Fira

Vorspeise: Borschtsch, dazu herzhafter Pfannkuchen mit Dill und koreanischer Karottensalat

Hauptgang: Plov, dazu ein leichter Gemüsesalat und Essiggurken
Nachtisch: Chak Chak, dazu Granatapfel und Pistazien

Leben: eine Art Wahrnehmungsdefizit.
© Peter Rudl (*1966)

In der Regel lese ich einen kleinen Teil der Kommentare auf der "Dinner"-Facebook-Seite von Vox erst, nachdem ich meinen eigenen Beitrag zu dieser Sendereihe verfasst habe. Meistens geschieht das im Laufe des Tages, manchmal vergesse ich es auch völlig. Diesmal habe ich - aus Gründen - zuerst auf diese Seite geguckt, und was ich gelesen habe, hat mich nicht überrascht: eindeutig, einhellig beinahe ist die Meinung zu Firas Dinner, fast einheitlich positiv. Und da der eine Pol einen Gegenpol braucht - offenbar - gelten viele negative Kommentare der 19jährigen Lena, die sich doch glatt erdreistet, konstruktive Kritik zu äußern.

Nun kenne ich weder die vielgeliebte Fira noch die als ihr Gegenpol ausgemachte Lena, aber natürlich habe ich eine eigene Meinung zu Firas Dinner-Tag. Und auch zu Fira habe ich eine oberflächliche Meinung, die dahin geht,

dass sie die Zuschauer positiv manipuliert hat, indem sie für die zwei vorhergehenden Dinner jeweils als einzige 10 Punkte gegeben hat, obwohl diese Bewertung in beiden Fällen recht fragwürdig war. Die nächste 10 in ihren Händen ist bereits absehbar: Fira meint, dass Lena schon mal ein paar Bonus-Punkte allein dafür verdient, dass sie als 19jährige an dieser Sendereihe teilnimmt ...

Ich würde mir für jeden Teilnehmer wünschen, er würde und dürfte ohne viele Zuschauerschelte so bewerten, wie er oder sie es empfinden. Dramatische Ausreißer nach ganz unten natürlich ausgenommen. Dramatische nach oben aber nicht?

Die 36jährige Fira macht auch auf mich einen sympathischen Eindruck, aber ich habe keine Chance, tiefer in sie hineinzusehen. Ehrlich gesagt, empfinde ich ihr Festkleben an der 10er-Tafel als "Fishing vor Public-Love", was durch ihr freundliches Wesen unterstützt wird.

Das Menü

Borschtsch - muss man mögen. Zumindest wird von den Gästen nicht erwartet, dass sie die Suppe mit den Händen essen.

Einmal gibt es kein Schichtdessert (obwohl auch heute der Nachtisch wie ein Scheiterhaufen geschichtet ist) als Abschluss des Dinners, dafür einen Hauptgang in geschichteter Form: Das Reisgericht wird mit Rindfleisch, Karotten und mehr im Topf geschichtet - und kommt so auch auf den Tisch. Jeder Gast nimmt sich sein Häppchen, und Fira macht vor, wie man diese mit den Fingern isst. Meinetwegen. Kann man mal machen.

Derber wird es beim Nachtisch, der aus Teigfäden mit Sirup und Trockenfrüchten besteht: der letzte Gang steht in der Mitte des Tisches ... und alle greifen gleich mit ihren Fingern hinein, schlecken sie ab, um sich dann erneut - Genspur an Genspur - in der Mitte zu treffen.

Fazit

Stimmung und Menü muss man hier deutlich differenzieren. Es ist schön, wenn die Sendung eine Bereicherung durch andere Kulturen erfährt, aber das muss nicht zwangsläufig auch einem guten Dinner entsprechen.

Die Stimmung ist gut, die Gastgeberin sprachgewaltig und sehr nahbar, kann über sich selber lachen und ist dann trotzdem erstaunt, dass ihr Nachtisch bei den Gästen gut ankommt.

Ein Wahrnehmungsdefizit könnte immer dann entstehen, wenn gewisse Eigenschaften eines Menschen so prominent hervorstechen, dass man die anderen gar nicht mehr sieht.

Das gilt sowohl im Positiven als auch im Negativen. Den Negativ-Part hat auf der Facebook-Seite Lena inne,

die lediglich kritisiert, was es zu kritisieren gibt und sich dann noch erdreistet, 7 Punkte für dieses Dinner zu geben. Allerdings sind 7 Punkte ein gutes Mittelfeld, in dem genau sich Fira kochtechnisch angesiedelt hat. Eher würde ich sagen: es könnte auch ein noch niedrigeres Niveau sein.

Die Punkte: 7 gibt Lena, je 8 geben Niko und Johannes, 10 gibt Mascha.

Das ergeben 33 Umdrehungen. Haben viele Zuschauer etwa 40 erwartet?

Ich sage: Fira hat, bevor sie Teilnehmerin dieses Formates wurde, ihre Hausaufgaben gemacht: sie kennt die Sendung, sie kennt die Vox-Facebook-Seite, sie kennt alle Kritikpunkte, die man umschiffen kann.

Fast muss man den Mut von Lena bewundern, die diese Sendung sicher auch gut kennt, und die sich nicht scheut, Kritik zu üben und niedrigere Bewertungs-Ziffern als die 10 zu ziehen.

Guten Morgen, Gruß Silvia