Montag, 13. März 2023

12. März 2023 - ARD - Tatort München: "Hackl"


Foto: I. N.


Ivo Batic: Miroslav Nemec
Franz Leitmayr: Udo Wachtveitl
Johannes Bonifaz: Hackl Burghart Klaußner
Kalli Hammermann: Ferdinand Hofer
Sandra Mittermeier: Carolin Conrad
Ulli Weber: Hanna Scheibe
Jonas Mittermeier: Lorenzo Germeno
Dr. Steinbrecher: Robert Joseph Bartl
Elli Pia: Amofa-Antwi
Julia Rosenheimer: Irina Kurbanova
Samira Moser: Berivan Kaya
Alex Moser: Aaron Reitberger
Haftrichterin Luitpold: Ulrike Willenbacher


Tatort München
"Hackl"

Hackl ist nervig. Hackl ist ein einziger Problemfall. Hackl schreckt auch vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Hackl übernimmt die Verantwortung für den Tod Adams ...

Aber Hackl ist unschuldig. Zumindest an Adam Mosers Tod. Der allseits beliebte, begehrte und smarte Adam wurde während der Fahrt auf seinem Motorrad von einem Laserpointer geblendet - und stürzt zu Tode. 

Schnell gerät der renitente Problemviertel-Rambo Hackl ins Visier der Ermittler, und die gefundenen Spuren weisen auf ihn als Täter hin. Während einer kurzen Verhandlung bezüglich einer anstehenden Untersuchungshaft kann Hackl sich den Polizei-Beamten durch massive Gewalt entziehen und nimmt kurzfristig die Richterin als Geisel, bevor er flüchtet. Zwar ist Hackl nicht mehr jung (Jahrgang 1958), aber ein paar Polizisten kann er noch mit Leichtigkeit überwältigen ... muss so sein, sonst droht dem Krimi an dieser Stelle Stillstand.

Er wird zur Fahndung ausgeschrieben. Und taucht sowohl in dem Hochhaus auf, in dem er bis dato gelebt hat als auch in seinem Garten, den er mit Ludwig, dem Dackel, der laut Hackl "nur sich selber gehört", bewohnt. Wohin auch sonst will ein älterer Mann, der an kein Geld kommen kann und nicht einmal etwas zu essen hat?

Batic und Leitmayr kennen den Wutbürger aus der Vergangenheit, und Leitmayr hat eine Narbe an einem Finger von einer seiner Attacken ... 

Aber warum ist Hackl wie er ist? In seiner Vernehmung durch die Richterin gibt es eine kleine tontechnische Andeutung: zumindest leidet er an einem Tinnitus. Aber das allein rechtfertigt nicht sein Verhalten, das ihn ins totale soziale Abseits stellt. Haben physische Erkrankungen schwere psychische Auswirkungen auf den Kraftmeier?


Weitere Handlung

Zunächst werden Sandra Mittermeier und Ulli Weber, zwei Freundinnen, die im selben Haus wie Hackl leben, als mögliche Zeuginnen befragt. Sandras Sohn Jonas kommt nach und nach ins Spiel. Er ist als Junge von 15 Jahren auf dem besten Weg, ein zweiter Hackl zu werden ...

Der psychisch kranke Jonas hasst seine Mutter, und er liebt sie. Letzteres glaube ich zumindest, da er versucht, Hackl eine Tat in die Schuhe zu schieben, die seine Mutter begangen hat. Die Umstände waren eben unglücklich ... der Laserpointer gehört Jonas, und seine Mutter hat ihm diesen aus Sorge abgenommen. Warum sie dann selber damit herumspielen musste ... und nach den Übungssequenzen zur Profi-Pointerin aufgestiegen ist, die den selbstgefälligen Adam damit blenden musste ... kann ich zwar nicht nachvollziehen,

aber manchmal ersticken Menschen eben an ihren Problemen und kanalisieren sie in Gewalt.

Unterdessen wird Hackl von der Polizei aufgegriffen - zuvor schlägt er noch einen jungen Mann mit einer Bierflasche nieder - gewaltbereit gegen andere bis fast zum Ende. Ganz am Ende entlädt sich diese Gewalt gegen die eigene Person. Hackl übergießt sich mit Benzin und zündet ...

Hackl wird zunächst gerettet und liegt schwer bandagiert in einem Krankenhausbett. Dann signalisiert der Flatline-Ton des Überwachungsgerätes seinen Tod -

und Leitmayr guckt in den blauen Himmel und sieht sich seine Narbe am Finger an ...

Ein trauriges Ende eines traurigen Lebens.


Fazit

Der Krimi ist keine leichte Kost und lebt von der Düsternis eines Viertels, das in vielen anderen München-Krimis gern verschwiegen wird, als wäre es undenkbar, dass es in München so etwas gibt. Glockenbachviertel - ja, das kenne ich, das ist ein Szeneviertel. Schwabing, wer kennt es nicht?

Wo viel Licht ist, gibt es auch die Schatten.

Gern gebe ich zu, dass ich viel lieber Krimis in gepflegter Atmosphäre mit skurrilen Morden sehe, die man nicht völlig ernst nehmen muss, weil sie eben nur in einem Film passieren. Ich denke da zum Beispiel an die Morde in Midsomer, die stets von Inspektor Barnaby aufgeklärt werden.

Dieser Tatort ist ein Sozialdrama und spiegelt eher eine brutale Wirklichkeit, in der Menschen an sich und ihren Vorstellungen vom Leben scheitern, weil Scheitern ihr Programm ist.

Ich gebe 4 von 5 möglichen Sternen.

Und denke über die unglücklichen Menschen wie Hackl und Jonas noch eine Weile nach.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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