Donnerstag, 23. März 2023

22. März 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Potsdam bei Christian



Vorspeise: Gestrandete Früchte auf der bunten Wiese
Hauptgang: Knusprige haben Beef am Türmchen
Nachtisch: Trilogie der Sinne-Warm und kalt trifft Süß und Sauer


Wer Zeit vergeudet, gießt Wein ins Meer.
- Aus der Provence

Es ist am Ende und trotz allem nur eine TV-Sendung, in der sich Leute kochtechnisch aneinander messen und gemessen werden, sich aber persönliche Empfindungen nicht ausschließen lassen, weil sie ebenso zu einem Menschen gehören wie sein ganz individueller Geschmack in Puncto Mode, Lebensplanung etc. und - Essen.

Der 42jährige Christian ist freiberuflicher Beleuchter und oft und auch demnächst (nach dem Dreh-, nicht nach dem Sendetermin) wieder als Mitarbeiter im Engagement der ZDF-Serie "Das Traumschiff" unterwegs. Nicht leider, sondern bewusst, habe ich von dieser Reihe in all den Jahren dieser Endlos-Nummer nur etwa drei bis fünf Folgen gesehen. Die jedoch bringen mich zu dem Schluss, dass ein Beleuchter vermutlich wesentlich mehr gefordert ist als z. B. ein Drehbuch-Autor. Für die Darsteller ist dies sicher eine Art - für was auch immer - Belohnungstrip, in dem viel geboten, aber wenig Schauspielkunst als Gegenleistung gefordert wird. Manch ein intelligenter Schauspieler schämt sich vielleicht sogar für seine Rolle ...

Natürlich liebt Christian seinen Job, er spült Geld in die Kasse. Und wenn er am Ende sagen kann, dass Florian Silbereisen ein "dufter Typ" ist, dann ist das aus seiner Sicht richtig. Ich kenne Silbereisen nur aus der Presse, und man sieht an ihm, dass die Macher des Traumschiffes keinen Wert auf Leute legen, die das Handwerk der Schauspielkunst gelernt haben. Das alles sage ich, obwohl ich keine einzige Traumschiff-Ausgabe mit ihm als Kapitän gesehen habe. Unter einem Kapitän stelle ich mir - als Fernsehzuschauerin - schon mal einen eindrucksvollen Typ vor und kein schmächtiges Handtuch.

Aber heute geht es auch ums Kochen, und da tischt Christian auf:


Das Menü

macht den Anschein, als hätte er sich rein dekomäßig streng an Traumschiff-Teller orientiert. Das ist natürlich überhaupt kein Fehler, sondern eine gute Quelle. So sehen

seine Teller auch allesamt sehr hübsch aus.

Zur Vorspeise gibt es Kamm-Muscheln, Garnelen samt Erbsenpüree, Salicorn und diesem und jenem. Ich verliere den Gesamt-Überblick, als wäre ich auf hoher See und würde vor lauter Wasser kein Land sehen. Und genau so ergeht es

Christian mit der Zeit: sie scheint ihm unendlich zur Verfügung zu stehen, während die Gäste langsam vor sich hin hungern und aus reiner Ungeduld bei so manchem die Punktekarte in jeder Stunde, die vergeht, von einer höheren zu einer niedrigeren wechselt ...

Der Hauptgang besteht aus Rinderfilet, einer lange gekochten Soße, frittierten Ofenkartoffeln und Auberginentürmen (ein bisschen Leuchtturm darf sein).

Im Nachtisch wird es kinder-kunterbunt: hübsch, aber auch kitschig. Creme brulée und Schokolollis und dieses und jenes.


Fazit

Diesen Nachtisch serviert er um 23.44 Uhr. Damit liegt er zwar bei weitem nicht im Rekord-Bereich (ich erinnere an eine Sendung dieser Dinner-Reihe, die erst um ca. 5 Uhr am nächsten Tag endete - an die Punkte erinnere ich mich nicht), demonstriert jedoch, dass er die Zeit von Anfang an völlig aus dem Sinn verliert - und nicht wiederfindet.

Kein Kandidat ist aufgefordert, seine Gäste schnellstmöglich abzufüllen und wieder nach Hause zu schicken, aber irgendwo ist eine Grenze gesetzt, die es schwierig macht, dem Ganzen punktemäßig gerecht zu werden.

Die Punkte: 9 gibt Fanny, 7 Klaus, je 6 geben Anett und Gero.

Mit 28 Zählern liegt er am 3. Tag auf dem bislang letzten Platz.

Zwar ruht Anett sich wohl beharrlich auf ihre Zutat "Kartoffelbaumkuchen" aus, aber ich will ihre heutige Bewertung gar nicht zusätzlich bewerten. Dennoch verweise ich auf ihren Hauptgang "Wildschweingulasch" - und der sah gar nicht mal gelungen aus - und ist zudem selbst bei Gelingen eine einfache Nummer.

Christian war insgesamt sehr damit beschäftigt, all seine Menü-Bestandteile ins rechte Licht zu rücken, und dabei hat er die Nebenschauplätze völlig aus den Augen verloren.

Bewertung presst Werte zwischen Wertmaßstäbe.
© Helga Schäferling (*1957)

So ist das! Und persönliche Befindlichkeiten spielen immer eine Rolle, wenn Menschen aufeinandertreffen. Hier gibt es zusätzlich noch einen angepeilten Geldgewinn, der jedoch die Frage aufwirft: wie viel sind mir 3.000 Euro wert? 


Guten Morgen, Gruß Silvia

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