Dienstag, 29. Januar 2019

28. Januar 2019 - Das perfekte Dinner - Montag in Leipzig bei Rolf


Vorspeise: Eine kulinarische Reise durch das Top-End Australiens : Out of Evas Valley-Farm (Flusskrebssalat mit Mango)
Haupgang: Hog‘s breath is better than no breath at all: Saftiges Wildschwein-Roastbeef mit knuspriger Kräuterkruste, knackigen Buschbohnen, Fächerkartoffeln aus dem Ofen und fruchtig-würziger Pflaumensoße
Nachtisch: The Perfect Apple-Pie: Der perfekte Apfelkuchen


Ein Selbstbewusstsein so groß wie Australien

Der Veranstaltungs-Kaufmann Rolf gestaltet heute seinen Perfekten Dinner-Abend und wartet mit einer Menge an Superlativen auf, und das erste ist, dass er aus der Ecke um Bielefeld stammt. Da war doch was mit Bielefeld? Bielefeld steht zumindest unter dem stetigen Verdacht, dass es diesen Ort gar nicht gibt.

Ähnliches gilt für Rolf, denn schnell kommt man ins Grübeln und fragt sich: Gibt es so einen wie Rolf wirklich? Als Ostwestfale ist er ziemlich gesprächig, und er könnte dort jeden "Breath is better than no Breath"-Titel gewinnen. Ohne Luft zu holen plappert er in die Vollen:

Rolf sieht die Möglichkeit, heute das perfekteste Dinner aller Zeiten hinzulegen! Denn es wird nix aus Kochbüchern einfach nur nachgekocht, sondern "das perfekte Dinner" völlig neu erfunden, und es stellt sich die Frage, warum Vox so lange gebraucht hat, um Rolf ausfindig zu machen.

War er gerade wieder mal in Australien, als man ihn hier dringend gebraucht hätte? Oder gibt es einfach keine Entschuldigung dafür?

In den 1960er Jahren ist sein Onkel nach Australien ausgewandert, und Rolf hat dort drei Sommer verbracht. Mehr hat der Onkel vermutlich nicht gepackt, oder er ist überhaupt bis ans Ende der Welt gezogen, um diesem Redeschwall zu entkommen ... der vielleicht sogar familiär bedingt ist. Mir fehlt noch die Erklärung, ob es während dieser drei Sommer eigentlich Winter in Australien war oder ob es hier Winter war, aber es ist nicht so viel Zeit, denn auch für den größten aller Dinner-Teilnehmer gilt: Das Publikum darf nur eine einzige Stunde dabei sein.

Kaum angekommen, werden die Gäste von Rolf  mit der RTL-australischen Spezialität Dschungel-Maden veräppelt - oder wie er meint: Die größte Verarsche ever beim perfekten Dinner. Denn eigentlich sind es keine Maden, sondern Wurzeln, die wie Maden aussehen. Und Rolf ist sicher auch im Grunde kein Schwätzer, sondern nur einer, der wie ein Dampf-Schwätzer rüber kommt.

Es folgen im weiteren Verlauf keine weiteren Verarschungen der Gäste - denn ein in der Gastronomie groß gewordener Rolf weiß selbstverständlich auch am besten, wie man Gäste bewirtet, hofiert und verwöhnt ... Nun ja, jedenfalls den Worten nach ... Denn Rolf verzichtet liebend gern darauf, andere zu Wort kommen zu lassen - weil ihn das nur in seinem Sprach-Fluss aufhalten könnte, und man möchte schließlich keine Staus verursachen.

Kocht er? Vom Kochen bekomme ich so gut wie nichts mit, denn das tritt heute so weit in den Hintergrund wie noch nie beim perfekten Dinner. Ich sehe noch den als "perfekten Apfelkuchen" auf den Tisch kommenden Kuchen, und völlig erschöpft greife ich mir an den Kopf, um die sich leise ankündigenden Schmerzen zu unterbinden. Die jedoch verschwinden erst mit dem Auftritt von "Inspektor Barnaby" ein paar Minuten später, denn dieser ist der krasse Gegenentwurf zum anstrengenden - um es milde auszudrücken - ersten Leipziger Gastgeber Rolf. Lieber ein paar TV-Morde als selbst auf Gedanken zu kommen ...

Aber: Den Gästen gefällt dieser Abend. Sagen sie zumindest. Heike und Sophie geben ihm je 9 Punkte, während Clemens und Detlef je eine 7 kängurugleich ins Feld werfen. Ergibt 32 Umdrehungen, die meinen Kopfschmerzschwindel noch erhöhen.

Für die Nächte kann man Rolf nur mehr Ruhe und Gelassenheit und eine kleine perfekte Bescheidenheit wünschen.


Guten Morgen, Gruß Silvia



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