Sonntag, 27. Januar 2019
27. Januar 2019 - Alternative Fakten: Niemand möchte am Kapitänstisch sitzen
Niemand möchte am
Kapitänstisch sitzen
Am letzten Samstagnachmittag haben sich zwei Drehbuchautoren bei Kaffee und Kuchen und einem kleinen Fläschchen Eierlikör zusammen gesetzt, um die nächste Traumschiff-Folge, die auch die erste mit jenem Florian sein soll, auszuhecken. Während der Eierlikör ganz schön in die Köpfe geht, nimmt man einfach ein paar Dialoge aus anderen Filmen, fragt sich kurz, welcher der engagierten Schauspieler zu welcher Schauspielerin passen könnte und friemelt an einem möglichst banalen, und damit allgemein verständlichem Text. Denn der demnächst noch geneigte Zuschauer möchte berieselt werden, nicht nachdenken müssen, ruhig sorgenlos eine längere Klopause einlegen und dem Inhalt dennoch weiterhin problemlos folgen können. Am Ende von Kaffee und Kuchen und als die Flasche Eierlikör leer ist, ist das Script fertig - und alle weiteren Eierlikör-Trinker, die vor den Fernsehern sitzen werden, können - ob sie schlau sind oder nicht oder überhaupt nicht - der Sendung folgen.
Doch dann taucht ein Problem auf. Das Telefon steht nicht still, denn nach und nach melden sich die Schauspieler bei den Autoren mit ganz speziellen Wünschen. Die sind jedoch alle ähnlich, und das macht die Sache schwierig.
"Ich möchte mir vom neuen Kapitän bitte keine Ratschläge in Sachen Beziehungen holen müssen", ist der verzweifelte Ruf einer künftigen Darstellerin.
"Bitte! - Der neue Kapitän soll mich bitte, bitte nicht aus den Wellen retten. Das wäre absolut unglaubwürdig", meint ein wuchtiger Schauspieler.
"Ich will mich nicht in den Kapitän verlieben müssen", stöhnt ein Sternchen.
Allen gemeinsam ist, dass sie nicht am Kapitäns-Tisch sitzen wollen. Die Drehbuchautoren drehen am Rad, entscheiden sich dann jedoch, dass der neue Kapitän auf dem alten Schiff einen Katzentisch bekommt. An dem kann er problemlos Platz nehmen.
Vieles andere können die Autoren den Schauspielern nicht ersparen, denn irgendwelche Berührungspunkte zwischen Kapitän, Besatzung und Gästen muss es schließlich geben. Muss?
Man könnte vielleicht die Columbo-Methode anwenden, kommt ihnen in den schlauen Sinn: Dieser hat viel, sehr viel über seine Frau gesprochen - aber sie war niemals zu sehen.
So soll es sein, entscheiden sie siegessicher: Man spricht über Kapitän Florian, aber lässt ihn selber überhaupt nicht auftreten.
Voller Freude über diese bahnbrechende Idee öffnen sie die zweite Flasche Eierlikör ...
Guten Morgen, Gruß Silvia
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