Freitag, 18. November 2016

18. November 2016 - Es geht noch wesentlich freudloser ... als beim dieswöchigen perfekten Dinner.



Das Dinner zum Totensonntag

Wer meint, depressiver könne ein Dinner nicht auf die Tische kommen als die dieswöchigen, hat noch nichts von diesem Abendmahl zum Totensonntag gehört:

Tief in schwarz gekleidet rücken vier bedrückt wirkende Personen, zwei Männer und zwei Frauen, der heutigen Gastgeberin Clarissa auf die Bude:

Sie begeht den 10. Todestag ihres früh verstorbenen Ehemannes und hat ein paar Fliegengitter in schwarzer Farbe aus dem Keller geholt und an die Fenster dekoriert, während Lilien den Tisch schmücken. Doch es sind nicht allein Lilien, denn ein paar Spinnchen hängen noch an ihnen herunter

und weisen den Weg, den alles Irdische gehen muss.

Die Gäste trauern alle vier um ihre verstorbenen Großväter oder Großmütter, und das liegt teilweise schon sehr lange zurück, ist aber in dieser Woche

so allgegenwärtig, dass man schon mal nicht nur gemeinsam über das Dinner der einzelnen Personen geweint hat, sondern auch um deren Großmütter,

die sich im Grabe umdrehen würden, wenn ihnen so etwas zwischen die Zähne gekommen wäre.

Nun ja, sie müssen es allesamt nicht mehr miterleben.

Clarissa entscheidet sich als Aperitif für einen "Dark Devil" - was die Gäste einerseits entzückt, andererseits aber die Frage aufkommen lässt, wie teuflisch wohl ihr Ehemann war - oder gar, wie teuflisch Clarissa ist.

Schon bedauern sie die Gastgeberin, die dann mit einer Graupensuppe aufwartet - was nicht jedem schmeckt. Auch mir fehlen die Worte, denn es gibt genau zwei Sachen, die ich überhaupt nicht mag:

Graupensuppe und Saure Nierchen.

Doch genau die sauren Nierchen gelangen als Hauptgang auf den Tisch, denn der Selige

hatte eine schwere Nierenerkrankung, an der er letztendlich verblichen ist

und Clarissa möchte zu gern genau daran erinnern.

Den Nachtisch zu erwähnen, ist sicherlich überflüssig, denn es ist die übliche Beerdigungs-Beilage,

ein Streuselkuchen.

So furztrocken und ohne Pep, aber mit viel

Freude

serviert Clarissa den Blechkuchen.

Die Gesichter werden lang und länger, es ist so dermaßen traurig, dass alle miteinander anfangen, zu weinen.

Clarissa weint am Ende über die lediglich vier Punkte, die ihr jeder - trotz großem Mitleides - verpasst.

Als die Gäste endlich ihrer Wege gegangen sind, das Dreh-Team unter Tränen seine Ausrüstung eingepackt hat,

schmeißt Clarissa sich schallend lachend in ihre weiche Couch:

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich heute seinen zehnten Todestag gefeiert habe, ruft sie laut, schließt die

Kellertüre ihres Hauses für immer zu,

denn zum Lachen muss sie nun nie mehr in den Keller gehen.


Guten Tag, Gruß Silvia

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