Sonntag, 28. Juni 2015

28. Juni 2015 - Stille Stunden - Terroranschlag in Tunesien


Jammertal

Die Welt gerät aus den Fugen, weil einige es so wollen - sie riskieren ihr eigenes Leben, um anderen das Wertvollste zu nehmen, was sie besitzen: Das Leben an und für sich. Das sie genießen möchten, von dem sie anderen erzählen möchten - wenn sie zum Beispiel Urlaub in Tunesien machen, sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen  - was Fanatikern mal so gar nicht gefällt. Denn bei den Besuchern handelt es sich um unter Generalverdacht gegen die eigene Kultur stehende Andersgläubige, die sich in friedlicher Absicht dem nähern, was sie in ihrem eigenen Land vermissen: Sonne satt, Strände, Wüste, ein paar Wochen abseits vom Alltagsstress. Nicht mehr und nicht weniger!

Die Touristen werden in Tunesien dringend gebraucht: Um Geld ins Land zu bringen, dem Land Achtung zu erweisen -  und nun ... ? Achtunddreißig Freunde des Landes sind tot, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort und sich voller Vorfreude in die schönsten Wochen des Jahres gestürzt haben.

Es sind vielleicht unter ihnen drei Menschen, die sich für Flüchtlinge engagiert haben, die in ihren eigenen Ländern nicht mehr sicher waren.

Sechs Menschen waren womöglich in den Flitterwochen - und hätten gern noch ihren Kindern und Enkeln enthusiastisch davon berichtet.

Fünfzehn Leuten war jede Art von Religion sowieso egal und ging sie nichts an, weder die eigene, durch eine Taufe erlangte, noch die von anderen Menschen. Sie war ihnen einfach nicht wichtig.

Drei Menschen könnten dem ganzen Problem überhaupt auf die Spur gekommen sein - und hätten leise Ideen gehabt, wie man die Welt wieder in den Griff bekommt.

Unter Umständen waren auch sieben Leute dabei, denen zwar ein Urlaub mit Sonne, Sand, Wein und Strand gefiel - die aber nicht wirklich einen Bezug zu dem Land und den Leuten hatten und aufbauen wollten.

Es bleiben noch vier Menschen, die vorzeitig sterben mussten, obwohl sie der Welt  noch viel zu geben gehabt hätten: Vielleicht Poesie? Die uns nun nie mehr erreicht? Vielleicht war auch ein Krawall-Typ dabei, der sich noch hätte finden müssen. Vielleicht hätte er sich gefunden, vielleicht auch nicht. Den Tod hatte er nicht verdient. Vielleicht war jemand unter den Opfern, der eine kleine Firma geleitet hat. Und möglicher Weise wurde auch jemand brutal geopfert, der sich dem Islam verschrieben hatte, obwohl er "westlich" aussah?

Die Wahrheit sieht vielleicht ganz anders aus, aber die Tatsache bleibt: Für eine unbedarfte Schreiberin wie mich, die lieber über den Stuss im Alltäglichen berichtet - aber wortlos nehme ich diese mörderische Fabrik nicht hin oder übergehe sie gar.

Was bleibt ... ist eine große Traurigkeit.

Guten Tag, Gruß Silvia








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