Freitag, 12. Juni 2015

12. Juni 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Mönchengladbach bei Martin

Key West "Sloppy Joes"



Aperitif: Feinperliger Prosecco
Vorspeise: Petersilienwurzelessenz mit einer Kaninchen-Garnelenroulade
Hauptspeise: Kalbsrückensteak mit Kräuterkruste auf Spitzkohl
Nachspeise: Orangensalat mit Amarettoschaum und Mandelbiskt



The Singer Sang His Song

und macht seine täglichen Sprechübungen mit dem Text "Speak of the devil - and here he is". Wer dabei an Lea denkt, ist nicht so völlig auf dem Holzweg, denn sie ist gelangweilt von seinem Gesang wie sie gelangweilt ist von allem, was irgendwie mit Kultur oder gutem Essen zu tun hat. Die verzogene Göre ist seit zwei Jahren volljährig, aber der volle Durchblick fehlt ihr noch. Sobald sie selber nicht im Fokus des Interesses steht, lässt ihr vermuteter Intellekt schwer nach .... Vermutlich ist sie keine Flugbegleiterin mehr, weil sie im Notfall nicht als Erste von Bord gehen darf.

Martin und seine Frau Monika haben sich hingegen auf einer Genussreise kennen gelernt und genau ein Jahr später bereits geheiratet. Ihr bellendes "Kind" heißt Willi und ist ein recht großer Mischling der schönsten Art. Lea mag immer noch keine Tiere - und schon gar nicht welche, die haaren. Aber auf einen Chihuahua ist sie noch scharf, obwohl der nicht wirklich in ihre Handtasche kriechen will und auch haart. Armes künftiges Tier von einer, die den Fluss des Lebens noch nicht kennt, sondern nur dem eigenen Ego frönt und schon gar nicht weiß, wo es lang geht.

Das perfekte Dinner-Team sollte es wie die Gerichtsbarkeit machen: Keine Minderjährigen oder die, die noch zehn Jahre als Minderjährige durchgehen, der öffentlichen Kritik aussetzen. Eine Bereicherung war Lea in keinem Fall, aber einen Schaden durch die Öffentlichkeit wird die Kleine locker mit aus der Woche nehmen. Aber nur vielleicht. Denn auf das Lesen all der Kommentare wird sich das, was unter ihrem Blondschopf schlummert, kaum konzentrieren können. Sorry for that.

Kein Kaninchen für Tom! - heißt die nächste Baustelle. Verständlich  und erfreulich, dass er, der einen Single-Hasen zu Hause hat, dies nicht mag. Des öfteren komme ich am Niederrhein an einer sogenannten Kaninchen-Farm vorbei: Klein, verbergungsfreundlich  ausgegrenzt vor Blicken durch hohe Hecken: Nein, da möchte ich auch kein Kaninchen kaufen! Da sowieso kaum jemand das Hasentier zubereiten kann, kann man es auch gleich sein lassen ...

Besser ist es, wenn Martin zur Gitarre greift: Da könnte er auch im Sloppy Joes in Key West seinen Tenor, den er natürlich von Natur aus hat und der die Bühnenreife durch jahrelange Schulung erreicht hat, intonieren: Allein, Lea begeistert das nicht. Zu jung, zu dumm, zu ignorant. Die anderen finden seinen Gesang schön. Weltklasse oder wenigstens Ruhrgebiets-Hauptrollen-Klasse hat er leider nicht. Er ist der zweite Tenor in einem Chor der Städtischen Bühnen Krefeld - Mönchengladbach. Mit  seinem Talent steckt er jedoch jeden Schlager-Sänger in die Tasche.

Martin hat offenbar viel, viel Zeit, zu kochen, sich den Rezepten zu widmen und diese zu verfeinern: Das bringen solche Jobs geradezu als Risiko und Nebenwirkungen mit sich: Die Zeit, die der Tenor hat, hat Verkäuferin Lea nicht. Darum strebt sie ins Fernsehen, obwohl sich dort schon Tausende tummeln, die ihr zeigen könnten, wo der Hase lang läuft ...

Ein Herzblatt habe ich natürlich letztendlich noch gefunden: Es ist Willi! Der Hund. Man hätte ihn mal auf Leas Schoß treiben müssen, damit sie endlich als tier-unliebe Person Abstand davon nimmt, sich einen kleinen Sklaven ins Haus zu holen - und das nur, weil der so dekorativ ist. Sie braucht doch keinen Mini-Hund, dekorativ ist sie selber - sofern sie den Mund nicht öffnet.

Martin bekommt vierunddreißig Punkte für sein gelungenes Dinner und streicht den Wochensieg von 3.000 Euro ein. Er kann die Kohle sicher gut gebrauchen.

Guten Abend, Gruß Biene










6 Kommentare:

  1. Eine Woche ohne große Höhen und Tiefen ist vorüber.

    Gewonnen hat einer, der wirklich am besten in dieser Runde gekocht hat.

    War ich die restlichen Tage sichtlich genervt von Martin, so hat er aber doch
    bewiesen, dass er nicht ganz unberechtigt Punktabzüge gemacht hat, wenn auch
    ziemlich krass.

    BB du hast recht, die Kohle wird er nötig haben, ein zweiter Tenor bei den
    Krefelder Bühnen wird nicht so üppig bezahlt werden.

    Mich berührte sein Gesang durchaus.
    Bin aber keine Expertin, entweder es gefällt mir, oder eben nicht.
    Egal ob Klassik oder Schlager oder .........

    Sein Kochen gefiel mir aber auch. Das war nicht so ein Rumgewurstel .Auch
    die Berücksichtigung aller Unverträglichkeiten und eingebildeten Geschmacksverweigerungen fand ich klasse.

    Ich esse weder Kaninchen noch Krustentiere.
    Kaninchen nicht, weil in meiner Kindheit mein Vater meinte, das sei Dachhase.
    So nannte man die streunenden Katzen.
    Er hatte so einen eigenartigen schwarzen Humor.

    Trotzdem würde ich als Teilnehmer dieses probieren, genau wie Krustentiere.
    Natürlich ohne Panzer wie Lea sagt.

    Lea, mein kleiner blonder Liebling.
    Ich neige als Mutter und Großmutter dazu, sehr nachsichtig mit den lieben Kleinen
    zu sein.
    Aber nur bis zu einem gewissen Alter und es gibt Grenzen.
    Wenn sie dann nicht die Grundbegriffe
    des Umgangs mit den Mitmenschen begriffen haben, würde ich mich fragen, was
    habe ich falsch gemacht.

    Man kann über Martins Gesang urteilen wie man mag, deutlich sichtbar gähnen
    ist nicht nur ungehörig, das ist kränkend.
    Da kann ich nicht nachsichtig sein, sorry.
    Wäre sie in ihrem hübschen Köpfchen etwas besser ausgestattet wüsste sie,
    das geht im realen Leben schief.
    Joanna war den Tränen nahe, das sie sich Siegchancen ausrechnete, wer will
    ihr das verdenken.
    Ich denke, die Truppe hat noch fröhlich gefeiert.







    Der Sänger Martin kann mit verdienten 3.000,00€ in der Tasche den Sommer
    genießen und wir heute den ersten richtig heißen Tag hinter uns bringen.
    Ich wünsche ein schönes Wochenende, Gruß Anna

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  2. Guten Morgen, heute mal wieder nur ganz kurz, denn wir fahren gleich auf den Konstanzer Flohmarkt.

    Für mich hat, Gott sei Dank, Martin verdient gewonnen, das hatte was mit Können und Liebe zu tun. Auch wenn er in seiner offenen Küche manchmal etwas in sich gekehrt wirkte und sich das ein wenig auf die Stimmung abfärbte.

    Und Lea-Kind? Mit Chance wächst sich das alles noch sozialverträglich zurecht…. Bin mir aber nicht so sicher.

    Ob die sich wiedersehen? Möglich wäre es.

    Ein hoffentlich sonniges (bei Hamburg bin ich mir da nicht so sicher) Wochenende wünsche ich allen und liebe Grüße in die Runde von Regine

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  3. Tränen des Zorns hätte ich bereits bei der eleganten Vorspeise vergiessen mögen, prallte diese doch auf derart hinterwäldlerisch reduzierte Dinnergäste.

    Es war ein Trauerspiel: Da erdachte sich ein kochbegeisterter Mensch eine anspruchsvolle Vorspeise, marinierte das beste Teil vom fein schmeckenden Kaninchen, bestrich es mit raffinierter Farce aus pürierter Hühnerbrust und Sahne, legte ein frischgrün blanchiertes Mangoldblatt dazwischen, fügte dann eine entdarmte, flach geschnittene Garnele als i-Tüpfelchen zur Komposition hinzu und rollte die Roulade, um sie alsbald für den Einsatz als Suppeneinlage zu dämpfen.

    So viel Mühe verwandt Martin auf einen kleinen Teil seines Entrees.

    Der 2. Part, die Petersilienwurzelessenz, war eine glasklare, sehr aromatische Kombination aus Wurzel- und frischer Petersilie.

    Sie ergab die Grundlage für die hauchdünn geschnittenen Rouladenscheibchen. Wie ein zartes Mosaik schimmerten die rosigen Dingerchen auf den filigranen Karottenspänen, die orange am Grund des glasklaren Suppensees lagerten.

    Das war optisch und geschmacklich ein Knaller, da bin ich mir sicher.

    Wenn man nicht völlig bebretterte Gäste hat, die vollkomen aufgehen in eigenen Befindlichkeiten und Beschränkungen. War man noch am Wochenbeginn froh, dass jeder alles ist, und niemand unter einer wirklichen Allergie leidet, so wurden gestern die Karten auf einmal ganz neu gemischt.

    Bereits beim Lesen der Menü-Karte wurde sich warm gemeckert, befürchtet, das Schlimmste angenommen und voraus gesetzt. Einschliesslich der absolut hohen Erwartung, die naturalemente die absolut tiefste Enttäuschung bereits vorweg nimmt.

    "Gott, sind die doof" hing ich einmal mehr sehr differenziertem Gedankengut nach, aber - mal im Ernst - mehr Gehirnschmalz waren die doch auch nicht wert.

    "Das ist langweilig" "Das schmeckt mir nicht" "Das ist irgendwie öde" "Essen und Musik gleichzeitig, das kann ich nicht" "Ich mag das nicht" Gähn, Gähn Gähn
    Originalton Lea, biografisches Alter 20, erlebtes Alter 3-5 Jahre.

    Martin wird entzückt sein mit zu bekommen, dass er in ihrer Einschätzung gleichauf liegt mit einem lästigen Stehgeiger.

    Auch der Hauptgang war Klasse, in allen Bereichen gut gelungen und endlich einmal wieder Spitzkohl. Auch bei diesem Gang fiel wieder auf, wie viel Mühe Martin auf jede der Komponenten verwendete:
    Eine Extrasosse für den Kohl, die tolle Kräuterkruste für das sorgfältig zubereitete Fleisch und die einen Hauch anderen Kartöffelchen.

    Tom versuchte bei jedem Gang etwas zu bemängeln, das war lächerlich und er verlor zunehmend an Format. Alain hingegen hatte soviel Geschmack, ein gutes Essen zu erkennen wenn er es geniessen durfte.

    Die Gesangseinlagen schliesslich rundeten diesen Abend als etwas ganz Besonderes ab. Das war nicht so krampfig wie sonst diese Dinnerdarbietungen, das hörte sich einfach leicht und gut, weil da einer keine Welle machte, sondern nur tat, was er gut konnte.

    Dazu gehörte auch das Dessert: Orange und die Mandel-Marzipannote passen einfach himmlisch zusammen.
    Das ganze Katastrophengeheule vom verhassten Amaretto "Nein, meinen Nachtisch ess ich nicht!" war völlig umsonst gewesen.

    Tom und Joanna versuchten zwar noch groteskerweise ein empörtes: "Den Amaretto hab ich jetzt aber gar nicht geschmeckt", bekamen dann aber letztlich doch die Kurve.

    Martin hat absolut zu Recht gewonnen, wäre schön wenn er Mitstreiter auf Augenhöhe gehabt hätte.

    Zum entspannten Schluss servierte der liebenswürdige Musiker noch eine leckere Käseplatte mit Gitarrenbegleitung - selten ist ein Dinner harmonischer ausgeklungen.

    Hoffen wir, dass Lea sich bald von der Überforderung, Essen/Musik/Sprechen erholt hat und dass jemand ihr Klamotten kauft, damit sie mal aus den Strandkleidchen rauskommt. Das arme Ding holt sich sonst noch was weg.

    Hier ist die Luft zum Schneiden - kurz vor Gewitter, matte Grüße von Susi

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  4. Gewitter haben wir gestern eigentlich auch erwartet, ist vermutlich um uns herum auch gewesen, doch wir wurden verschont. Heute nur 20 Grad, mal Wolken, mal Sonne - und sogar Regen hatten wir schon. Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und freut euch auf die nächste Woche bei Vox, wenn es wieder heißt: Ich koche mein Menü nicht selber, das darfst du übernehmen ...

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  5. Danke allen für die wieder so perfekten Kommentare. Ich habe jeden Tag meinen Spaß daran. Ein schönes Wochenende !

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