Mittwoch, 9. April 2025

8. April 2025 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Ulm bei Kinga

Gekauftes Baklava - meinem Geschmack entspricht das nicht


"Tellerpoesie – jeder Biss ein Gedicht durch den Orient"
Vorspeise: Ob klare Brühe, fein serviert, oder cremig, was sie inspiriert – Gemüse tanzt, Gewürze singen, die Aromen dir den Himmel bringen:
Pistazie /​ Orange /​ Safran
Hauptgang: So preisen wir das Huhn im Mahl, es schmückt des Tisches Festlokal. Ob schlicht, ob edel – stets bedacht, wird’s mit Genuss zu Ruhm gebracht:
Huhn /​ Tomate /​ Spinat /​ Kichererbsen /​ Pfannenbrot
Nachtisch: Zart und still in schneeweißem Kleid, ein Nachtisch, der Herzen zur Freude bereit. Sanft wie ein Traum, so weich und rein, ein Löffel, und Glück zieht ins Leben ein:
Panna cotta mit Kokosmilch /​ Rose /​ Baklava



Manch einer lässt große Worte gelassen aus.
- Michael Richter (*1952), Dr. phil.

Man stelle sich eine Speisekarte wie die obige in einem Restaurant vor und entscheide dann, ob man es sich dort gemütlich macht, weil man neben großen, in dichterisch epischen und kitschigen Breiten auch ein perfektes Essen erwartet - oder überwiegt hier doch die Furcht vor Hobby-Dichtern?

Was sagt uns solch eine Ankündigungs-Karte, außer, dass auf dem Tisch gleich ein ganzes Festlokal steht und nicht der Tisch in einem Festlokal? Und auch sonst fühle ich mich überfordert wie ein Elefant im Porzellanladen, der darauf bedacht ist, nirgendwo anzuecken - und nur nicht das Gesamtgebilde zu zerstören.

Apropos Elefant: Kinga erzählt, dass sie einen Elefanten "adoptiert" hat, wobei es sich natürlich nur um die finanzielle Patenschaft eines solchen Tieres handelt, der irgendwo in der Welt als ein gerettetes Lebewesen steht und natürlich versorgt werden will. Das ist eine schöne monatliche Geste, aber weit ab von einer Adoption.

Zu Kingas Person gibt es einige Eckdaten: beruflich ist die 42jährige Personalerin, hat einen 19jährigen Sohn mit ihrem geschiedenen iranischen Mann,

der der gebürtigen Ungarin - die perfekt deutsch spricht - den Orient mit all seinen nicht nur kulinarischen Genüssen näher gebracht hat. Kinga liebt neben dem Essen besonders die Menschen aus dem orientalischen Bereich, der weit gefächert ist.


Das Menü

geht Kinga mit Leichtigkeit an - und sie hätte mit einem wenig mehr Coolness sogar auf die blumige und ins Peinliche abdriftende Umschreibung ihrer heutigen Küchen-Taten verzichten können.

Zur Vorspeise gibt es kurz und knapp Pistaziensuppe mit Baguette - und das beinhaltete Gemüse tanzt genauso wenig wie die Gewürze singen - die fertige Suppe wird schlicht und einfach nur auf Löffeln in die Münder geschoben und gegessen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine schmackhafte Suppe ist, aber auch eine sehr gehaltvolle. Kinga hat vermutlich alle Ulmer Pistazien in einem Rutsch aufgekauft, denn selbst auf den Tellern kullern die Nüsse herum. Sind die später noch brauchbar, nachdem Krümel und Suppenreste auf ihnen gelandet sind?

Zum Hauptgang serviert sie vom Knochen ausgelöste Hähnchenschenkel, Hummus und mehr. Sehr hübsch und verführerisch sieht der Gang nicht aus, aber auf meine Meinung kommt es nicht an: die Gäste entscheiden, denn nur sie probieren.

Panna cotta und Baklava runden den Abend ab: Baklava bereitet sie selber, ohne gekauften Blätterteig, auf ihre Art zu. Offenbar ist Kinga in Pistazien geradezu vernarrt.


Fazit

Kinga liebt Elefanten und auch Pinguine - Sabine hat am Tag zuvor auf der Rückfahrt von Georg ein Reh überfahren: leider kann solch ein Unglück passieren, aber zu ihrer Schilderung fehlt mir etwas Wesentliches:

Mitgefühl für und Bedauern gegenüber dem Reh. Und ich glaube nicht, dass solches dem Schnitt zum Opfer gefallen ist.

Stattdessen erwähnt sie nur ihre eigenen besonderen Umstände und die Freundlichkeit der herbeigerufenen Polizisten. Haben diese das Reh erlöst oder ist es bereits beim Aufprall verstorben?

Allerdings kann Sabine aus poetischer Sicht die Speisekarte toppen. Sie lobt die Sendung "Das perfekte Dinner" mit den Worten:

"Eine Erfahrung, die du mit ins Grab nimmst. - Das kann dir kein Geld der Welt geben."

Es ist schon klar, dass eine Teilnahme an dieser Sendung nichts Alltägliches ist, aber es ist doch ziemlich weit hergeholt, dass ein sterbender Mensch in seinen letzten Minuten an diese Sendung denkt, nur, weil er irgendwann dort einmal mitgewirkt hat ...

Große Worte sollten nicht einfach in den Raum geworfen werden! - Und das Leid eines kleinen Rehs nicht übersehen werden!

Die Punkte für Kinga: 8 gibt Gisa, je 9 Georg und Sabine, 10 gibt Mathias (seine 2. Höchstbewertung am 2. Tag, das kann ja heiter werden ...).

Mit 36 Zählern liegt Kinga am 2. Tag auf dem bisherigen 1. Platz. Meinetwegen.


Guten Morgen, Gruß Silvia


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