Das Internet frisst ruckzuck die Zeit ...
und fasziniert die Leute selbst noch auf ihren Wegen durch Stadt und Land, denn ohne das kleine Gerät, in dem das Wissen der ganzen Menschheitsgeschichte gespeichert ist ... neben vielen falschen Stories und nur vermuteten ... geht niemand mehr aus dem Haus. Da spielt es keine Rolle, dass der glückselige Internet-User
keinen Stolperstein erkennt oder oft nur noch im letzten Moment, bevor er vor Laternen läuft, die Kurve kriegt. Manche kriegen die jedoch nicht, und dann gibt es
Kopfschmerzen oder leichte Zertrümmerungsbeschwerden. Kein Problem,
im Netz erfährt man auf ein Stichwort hin unverzüglich, wo sich die nächste Apotheke befindet. Und wenn man dem Apotheker
keinen Glauben schenken möchte, fragt man eben mal Google nach dem besten Medikament gegen selbst herbeigeführte Schmerzen:
dagegen gäbe es eine einfache Prophylaxe, aber niemand will hören, dass er unterwegs sein Handy in der Tasche lassen sollte ...
Auf Spielplätzen toben Kinder, während ihre Mütter wie hypnotisierte Kaninchen in ihren Smart-Phones versinken. Manch ein Kind hätte zwar jemanden gebraucht, der es
auffängt, bevor es vom Klettergerüst fällt - aber die Mamas möchten lieber neue Selfies auf
Instagram hochladen.
Bei Familienfeiern gibt es immerhin weniger konfliktreiche Streitereien, was viele als angenehm empfinden. Denn, wenn alle nur in
ihre Mobiltelefone gucken, kann es erst gar nicht zu heiklen Diskussionen kommen. Eine
gute Erfindung, meinen daher viele, die das noch aus früheren Familientreffen völlig anders gekannt haben.
Auf Bänken in Parks sitzen selbst hochgradig Verliebte ... eng aneinander gekuschelt kleben ihre Blicke auf den Handys, und man
möchte gern wissen, was die jetzt faszinierender finden als sich selber. Aber hier heißt es:
Bitte nicht stören!
Eines jedoch ist sicher: die frische Verliebtheit ist immer gefährdet, vorüberzugehen - die Liebe zum Smart-Phone wird jedoch bleiben, ist sie doch inzwischen ein Lebensprojekt,
so dass viele nicht einmal mehr die Zeit finden, arbeiten zu gehen - und sicher gibt es im Netz auch Gruppen, die
Ratschläge erteilen, wie man ohne Arbeit durchs Leben reisen kann.
Nur ohne Smart-Phone will niemand mehr reisen, klebt es doch beinahe an vielen Leuten wie ein drittes Auge oder eine dritte Hand oder beides - eben wie ein Gerät, geradewegs aus einem düsteren Spuk entsprungen.
Es gibt bereits erste Restaurants, in denen die Benutzung der kleinen Geräte für den großen Blick in die weite Welt
verboten sind. Wie lange diese Läden sich halten ... ist mir nicht bekannt.
Und in den anderen gibt es zwar zwischen Menschen, die gemeinsam essen, keine peinlichen Gesprächspausen mehr, denn gesprochen wird ohnehin nicht mehr viel,
wenn man stattdessen seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann.
Ruckzuck frisst es aber nicht nur seine Benutzer mit Haut und Haaren auf - sondern es frisst auch
Zeit, unheimlich viel Zeit. Und die frisst es in rasanter Geschwindigkeit, weil die Zeit eben viel zu schnell vorübergeht, wenn man im Netz blättert, kommentiert, sich aufregt über andere Posts oder auch drüber lacht ...
Wie wäre es als Alternative, einmal nur Löcher in die Luft zu starren und auf ein Glücksgefühl zu hoffen. Immerhin
vergeht die Zeit bei solch einer Beschäftigung viel langsamer ... so dass endlich (wieder) die zur Verfügung stehende
Zeit der normalen Zeit entspräche.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich Leute
nerven, die mir - tief in ihren Handys versunken - entgegenkommen und es dauernd zu einem Beinahe-Zusammenstoß kommt:
beinahe nur deshalb, weil ich schnell und vor allem laut rufe:
"Vorsicht Lebewesen!"
Aber selbst das bekommen manche Handy-Junkies nicht mit ...
Guten Tag, Gruß Silvia
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