„Ein Tag am Meer“
Vorspeise: Les Trésors de la Mer
Hauptgang: Catch of the day an Graupenrisotto mit marktfrischem Gemüse
Nachtisch: île flottante
Vorspeise: Les Trésors de la Mer
Hauptgang: Catch of the day an Graupenrisotto mit marktfrischem Gemüse
Nachtisch: île flottante
Wer polarisiert, muss mit arktischem Gegenwind rechnen
© Heimito Nollé (*1970)
© Heimito Nollé (*1970)
Der 55jährige Bernd arbeitet schon seit über 30 Jahren bei der Polizei. Zunächst war er ein "Streifenhörnchen" genau in dem Frankfurter Hauptbahnhofs-Bezirk, in dem Kim heute lebt: ein heißes Pflaster.
Aber sicher gab es für ihn selber heißere Eisen, die er als schwuler Polizeibeamter anfassen musste: er ist homosexuell, und das ist in einer Gesellschaft wie der Polizei, in der man klischeehaft eine gewisse Härte, Durchsetzungsvermögen und viel geballte Männlichkeit voraussetzt, schwierig. Früher mehr als heute. Nur im Profi-Fußball ist es noch dramatischer.
Bernd ist seinen Weg gegangen und leitet heute Seminare an der Polizei-Hochschule in Wiesbaden. Einfach war der Weg nicht und hat sicherlich viel Kraft gekostet. Er musste sich ein dickes Fell wachsen lassen und sein Selbstbewusstsein aufpolieren. Letzteres ist ihm ausgesprochen gut gelungen: die zufriedene Freiheit, er selbst sein zu dürfen, ist ihm anzumerken.
Natürlich kenne ich seinen wirklichen Werdegang als schwuler Mann nicht, aber wie auch immer der war, einfach war er nicht. Als er bei der Polizei anfing, soll es noch Kollegen gegeben haben, die den § 175 durchgesetzt haben, der noch bis zum 11. Juni 1994 existierte.
Zum Glück leben wir heute in einer novellierten Gesetzes-Welt und einer Welt, die offener geworden ist, und Bernd kann ohne Scheu an einer Sendung wie dieser teilnehmen.
Zusammen mit seinem Ehemann lebt er in einer schönen, gepflegten Wohnung. Leider zeigt sich sein Mann weder in Natura, noch zeigt Bernd ein Foto. Es möchte eben nicht jeder "ins Fernsehen".
Das Menü
Völlig unaufgeregt macht sich Bernd in seiner Küche ans Werk und ist somit das Gegenteil vom gestrigen Gastgeber Sören, der vor lauter Nervosität kaum unfallfrei durch die nächste Tür gehen konnte. Heute ist Sören übrigens wieder so entspannt wie man nur sein kann ...
Der Schatz des Meeres besteht aus Jakobsmuscheln, Spinat, Sauce Hollandaise und wird mit Parmesan-Käse überbacken. Darunter muss eigentlich der Geschmack der Muschel verlorengehen ...
Der Fang des Tages ist ein Zander. Dazu gibt es Graupenrisotto und grünen Spargel.
Mein Highlight ist der Nachtisch: auf einer Vanillesoße türmt sich eine in Milch zur Standfestigkeit gelangte Baisermasse. Dieser französische Nachtisch erinnert Bernd an die Milchsuppen seiner Oma ... und erinnert mich daran,
dass auch meine Oma für mich gern Milchsuppen zubereitet hat. Ich weiß nicht einmal, wie man eine solche Suppe kocht.
Fazit
Sorgfältig stellt er Blumenarrangements für die Tischdekoration zusammen. Das sieht sehr gelungen und hübsch aus. Nur die Damen Kim, Sarah und Shaby haben "mehr erwartet", "mehr Glamour" ... Nicht nur eigentlich ist der Tisch voll, mehr geht nicht.
Aber sie sind erst ganz am Anfang all ihrer Kritikpunkte. Kritik ist natürlich richtig und am richtigen Platz in dieser Sendung. Aber auch hier gilt: der Ton macht die Musik.
Shaby, die mir bislang kaum aufgefallen ist, zeigt eine ausgesprochen große Freude an jedem Negativ-Punkt, den sie aufgreifen kann. Sarah entscheidet einmal für alle ("braucht kein Mensch"), dass der Forellenkaviar völlig überflüssig ist. Derart hangeln sich die Damen von Gang zu Gang und von Zutat zu Zutat.
An den vorherigen Abenden kam mir Sarah übrigens wesentlich kritischer vor als Bernd, aber im Gegensatz zu ihm hat sie dennoch stets sehr gut bewertet. Macht sie heute auch.
Die Punkte: 9 gibt Sarah, je 8 Kim und Sören, 6 gibt Shaby.
Mit 31 Zählern liegt Bernd auf dem bislang 1. Platz.
Überflüssigerweise haut Bernd am Ende leider einen Spruch raus, den er sich besser erspart hätte: "... Bereicherung für ihr Leben ..." Damit sind seine Gäste gemeint, die sein Menü verspeisen durften. Da schlägt das vielleicht antrainierte Selbstbewusstsein mal so richtig zu und sollte vielleicht ein wenig zurück-trainiert werden.
Aber jeder ist, wie er ist. Und ein einziger schiefer Satz macht ihn mir nicht unsympathisch.
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