„Entlang der Seidenstraße“
Vorspeise: Kräutergarten – Mixed Herbs-Frittata, Auberginenmus
Hauptgang: Allerlei Reis – Reis, Soße, Spieß, Shirazi
Nachtisch: Regenbogen im Glas – Mousse, Joghurt, Safran
Im eigenen Heimatmuseum
lebt Shiva und fühlt sich sichtlich wohl in dieser Umgebung voller bunter Teppiche, sonstiger farbenprächtiger Gegenstände und dem Flair des Irans. Leider sieht es in Wirklichkeit im Iran zappenduster und kein wenig bunt aus.
Shiva, die heute 50jährige, erzählt, dass sie bereits als 12jährige mit dem iranischen Regime in einen Konflikt geraten ist. Sie trug ein Punk-Armband ... und eckte offenbar mit diesem kleinen Detail (und der Einstellung dahinter) an. Um sie in Sicherheit zu bringen, ließen ihre Eltern sie nach Deutschland ausfliegen, wo bereits ihr Bruder lebte.
Später arbeitete sie als Barfrau. Gibt es diesen Job für Frauen im Iran überhaupt? - Inzwischen ist sie auf dem sozialen Gebiet für Kinder zuständig, die geflüchtet oder unterprivilegiert sind. Sie erzählt von ihrer großen Menschenfreundlichkeit und kümmert sich auch um Obdachlose. Das sind ein paar Eckdaten, die sie preisgibt.
Heute geht es natürlich auch ums Kochen: probegekocht habe sie nicht, sagt sie, denn sie sei eher planlos unterwegs. Allerdings ist das, was dann auf die Teller kommt, in ihrem Standard-Küchen-Programm enthalten. Warum also soll man etwas probekochen, das man ohnehin in gewissen Abständen immer wieder zubereitet.
Das Menü
Zur Vorspeise gibt es Kräuteromeletts und Auberginen-Mus. Obendrauf als Verzierung u. a. ein paar Granatapfelkerne, die sich dann durchs gesamte Menü ziehen. Die Teller leiden an absoluter Überfüllung - und wer jetzt noch Hunger und Appetit auf den Hauptgang hat, der kann wirklich so einiges verpacken.
Hühnchen- und Lammspieße sind der Hauptbestandteil des Hauptganges. Oder sind es doch die zwei Sorten Reis? Eine Reisart pimpt sie mit Dicken Bohnen (importiert aus Teheran - warum, wieso, weshalb? Schmecken die Großen Bohnen aus Teheran anders und besser als hiesige? Kaum anzunehmen.). Auf eine schöne Anrichtungsweise verzichtet sie ebenso
wie auf gute Tischmanieren: sie hängt mit ihren Armen auf dem Tisch wie eine Fontäne Wasser kurz vorm Wasserfall.
Reisnudel-Sorbet und persisches Safran-Mus beschließen dieses Dinner. Mein Gaumen fühlt sich nicht gekitzelt und inspiriert, aber ich muss zum Glück auch keine Bewertung abgeben.
Fazit
Da ich noch nie im Iran gewesen bin, kann ich die Authentizität dieses Menüs natürlich nicht beurteilen. Allerdings fühle ich mich nicht zum Abspeichern einiger Rezepte verführt. Große Bohnen mag ich zum Beispiel sehr gerne - aber in Verbindung mit Reis sage ich eher Nein dazu.
Trotzdem ist es natürlich eine schicke Sache, sich bei dieser Sendung und als Gast auf fremde Geschmäcker und Gerichte einzulassen. Vielleicht würde ich nach einem Probieren der Speisen anders reden? Eher nicht, denn ich kann mir - abgesehen von den benutzten Gewürzen, die einigen Gästen heute fehlen - durchaus vorstellen, dass es meinen Geschmack nicht treffen würde.
Wäre ich eine Kandidatin, würde ich aber die Zubereitungs-Art höher bewerten als meinen eigenen Geschmack. Allerdings wäre mir auch eine schöne Anrichtungsweise wichtig, und die fehlt komplett.
So schön nach ihrem eigenen Geschmack ihre Wohnung dekoriert ist - so beliebig liegt das Essen beengt auf Teller geklatscht. Beinahe fehlt die nötige Liebe zum Kochen, die in der reinen Routine versickert zu sein scheint.
Die Punkte: je 8 geben Lucyna und Claas, 9 gibt Victoria, 7 Punkte ist Hing Kin dieses Menü wert.
32 Umdrehungen sind sicher ein hervorragendes und ausgesprochen großzügiges Ergebnis für dieses Dinner.
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