Freitag, 17. April 2015

16. April 2015 - ARD - Zorn - Vom Lieben und Sterben


Zorn - Vom Lieben und Sterben

Von fünf möglichen Sternen bekommt dieser herausragende Krimi von dieser Stelle die volle Sternen-Zahl.

Eine bitterböse Geschichte nimmt ihren Verlauf - und ohne den Humor, der zwischendurch aufblitzt, ist es manchmal kaum zu ertragen. Eine vom Glück eher Verwöhnte wie ich bekommt hier einen eindringlichen kleinen Eindruck, wie es ist, wenn Kinder missbraucht werden, wenn sie als Erwachsene das Leid manchmal in Täter-Rollen kompensieren müssen, weil der Schmerz sonst nie nachlässt. Morde als Ersatz für Border-Line-Schnitte oder auch Border-Line-Verbrennungen.

Der coole Kommissar Zorn, immer eine Spur zu schmuddelig, manchmal eine Spur zu wortkarg, aber sein Name ist genau an der richtigen Stelle im Kommissariat Mord.  Mit Zorn klärt sich noch jede Tat und Zorn gibt sein Bestes. Probleme mit seiner Freundin verwundern da gar nicht. Doch wenn beide einander keine klärenden Worte gönnen? Dann zieht sich das Missverständnis eben hin bis zur Aufklärung der Morde. Und vielleicht noch darüber hinaus bis in die nächste Folge.

Gegen den Main-Stream-Strich und doch hundertprozentig richtig besetzt ist sein stark übergewichtiger Kollege Schröder, gespielt von Axel Ranisch: Diese pointiert gesetzte Sprechweise, diese kurzen knappen punktgenauen Wort-Treffer sind unvergleichlich ausgereift dargestellt.

Ein Junge wird ermordert. Und seine vier Freunde, die allesamt ein düsteres Geheimnis miteinander haben, über das sie nie mehr sprechen wollen - lässt dies kalt. Innerhalb der Gruppe geschehen weitere Morde. Ein Pastor wird nach einem erfolglosen Mordversuch beim zweiten geglückten Anschlag brutal  im Krankenhaus nieder gemetzelt.

Und schließlich lüftet sich so langsam das gehütete, grausame Geheimnis der Gruppe Jugendlicher: Sie wurden alle missbraucht. Vom Vater des Täters. Einem Lehrer. Ein weiteres Geheimnis wird offen in die nächtliche Fast-Abschlußszene geworfen; für den Zuschauer kommt es nicht unerwartet: Auch der dicke Kommissar Schröder wurde als Kind missbraucht. Er will mit diesem Geständnis den Täter davon abhalten, sich vom Dach zu stürzen.

Vielleicht ist es die bessere Entscheidung des Jungen, sich dann doch in die Tiefe zu stürzen. Missbrauchsopfer, Täter mehrerer Morde - wie soll so ein Mensch je wieder froh werden, selbst, wenn die Strafe für den 18jährigen sicher nach Jugendstrafrecht beurteilt worden wäre.

Schröder, der allein lebt, einsam ist - und glaubt, keinen Freund auf der Welt zu haben und natürlich durch den Missbrauch ein Stück weit beziehungsunfähig oder vielleicht eher beziehungs-ungläubig ist, erkennt, dass er einen Freund hat: Seinen Kollegen Zorn.

Aber zwei so coole Kerle wie die Kommissare regeln ihre Freundschaft auch ohne viele und weitere Worte. Es wird einmal gesagt, und dann spricht man nicht mehr darüber.

Ein Klasse Krimi, der die meisten Tatorte ohne Mühen übertrifft.

Guten Tag, Gruß Biene

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