Von guten Mächten
treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben ...
Erwarten wir getrost, was kommen mag ...
Gestern ist es siebzig Jahre her, dass Dietrich Bonhoeffer ein Opfer der grausamsten Geschichte unseres Landes geworden ist. Im Konzentrationslager Flossenbürg wurde er am 9. April 1945 erhängt. Am selben Tag wurde auch Hans von Dohnany in Sachsenhausen ermordet. Es sind zwei Opfer eines anmaßend selbstherrlichen Systems jenseits von Menschlichkeit und abseits von jeder Form von Mitgefühl für andere Menschen.
Viele Jahre war Dietrich Bonhoeffer im Ausland bekannter als im eigenen Land, in dem er für seinen Glauben und seine Menschlichkeit brutal hingerichtet wurde. Vielleicht sind es aber gerade diese Zeilen, im Konzentrationslager zur Jahreswende 1944/45 geschrieben (für seine Verlobte Maria von Wedemeyer zum Trost), die den evangelischen Pastor uns endlich nahe gebracht haben. Durch die Macht der Poesie erreicht das Grauen eine nie geahnte Dimension.
Und reichst du uns den schweren
Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne
Zittern
Aus deiner guten und geliebten
Hand.
Dietrich Bonhoeffer hätte sich ein schönes Leben machen können als privilegiert Geborener, doch die offensichtlichen Ungerechtigkeiten ließen ihm keine Ruhe. Die verloren gegangenen Menschenrechte in dieser Diktatur ließen seinem Intellekt, seinem Mitfühlen, seinem Handeln und seiner Verantwortung keinen Spielraum, der in der Dulderecke verschwunden wäre und abgewartet hätte, dass all dies endlich vorbei geht. Offensiv ging er gegen die Nazis an - und verlor den Kampf im Untergrund. Wo waren da die Alliierten, die sich in dem Fall eines Putsches an seine Seite gestellt hätten - wie versprochen? Im Kampf der Gerechten, den es durchaus gibt, hätte er sie gebraucht, und alle anderen Menschen ebenso: Die Gequälten, aber auch die Mitläufer, die einfach nicht über den Tellerrand gucken konnten.
Doch willst du uns noch einmal
Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne
Glanz,
Dann wollen wir des Vergangenen
gedenken
Und dann gehört dir unser Leben
ganz.
Bonhoeffer wies den Staat immer wieder darauf hin, sich selber zu hinterfragen, ob er sein Handeln verantworten kann. Ein sinnloses Unterfangen bei dieser Art von "Staat", doch keine Frage, die man vergessen darf: Sie gilt für jeden Staat.
Der Mut, diesen unsäglichen Staat zu hinterfragen, hat ihn das Leben gekostet. Und allen Menschen zum Trost über seinen Tod wunderbare Zeilen hinterlassen:
Von guten Mächten wunderbar
geborgen,
Erwarten wir getrost, was
kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und
am Morgen.
Und ganz gewiss an jedem neuen
Tag.
Zu alledem muss man nicht mal an Gott glauben ...
Gruß Silvia
Danke für diese Erinnerung, liebes Bienchen und danke dass du den vollständigen Text eingestellt hast.
AntwortenLöschenWie richtig: Man muss nicht gläubig sein im kirchlichen Sinne, um angesichts dieser wunderbaren Worte Trost zu empfinden.
Sie haben mir in den letzten Jahrzehnten ganz, ganz oft geholfen.
Dass Bonhoeffer, am Abgrund stehend, noch in der Lage war, solche Botschaften zu formulieren, läßt ahnen, was für ein großer Mann von den Nazis hingerichtet wurde.
Seine unsterblichen Worte werden weiter wirken.
Schön, dass die Erinnerung daran aufgegriffen wurde, man vergisst so schnell zwischen bedeutungslosem Blabla.
Liebe Wochenendgrüße von Susi