Dienstag, 10. Februar 2015
9. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Hamburg bei Thomas
Aperitif: Crémant mit Walderdbeerlikör
Vorspeise: Gratinierte Feigen mit Ziegenkäse und Honigkruste im Parmaschinken-Mantel
Hauptspeise: Entenbrustfilet mit Cranberrysauce an karamellisierten Apfelspalten
Nachspeise: Linzer Törtchen an Tonka-Schaum
Ein Leben ohne Mops ist sinnlos, aber möglich (Loriot)
Eines dieser schwer um die tägliche Luft ringende Lebewesen hat Einzug bei Thomas gehalten. Und damit das Tier noch weniger Luft bekommt, transportiert er es auf dem Rücken liegend auf seinem Arm. Als Krönung heißt der arme Mops "Gucci", ein direkter Hinweis auf den "Verwendungszweck" Modehund. Im übrigen sind Hunde-Namen wie "Gucci" oder "Chanel" und Konsorten etwa so einfallsreich wie Thomas' Menü.
Der Künstler-Coach und Heilpraktiker für Psychotherapie lebt außerdem noch mit seiner Freundin Annika zusammen. Für die unkundigen Zuschauer gibt es eine Einführung in den Beruf eines Heilpraktikers und in die Tätigkeiten des Gastgebers im Besonderen: Er lernt Schamanische Techniken und legt Hände auf, um zu heilen! Die darauf folgende heilende Sanierung erfolgt vor allem zu seinen eigenen Gunsten. In jedem Fall einer psychischen Erkrankung ist es angebracht, einen Psychologen oder einen Psychiater aufzusuchen. Hände auflegen! Frei nach Rudi sage ich jetzt mal SCHREI!
Seine Gäste müssen vor der Wohnungstür erst einmal ihre Schuhe ausziehen, damit sie den Fußboden nicht kontaminieren. Läuft das Aufnahmeteam auch auf Socken herum? Da bin ich echt "von den Socken".
Zur Vorspeise reicht er einen Salat. Und ein Salat ist ein Salat, egal, was er für gekaufte Zutaten enthält. Weder kann man daran viel kritisieren noch vor Begeisterung Freudensprünge veranstalten. Hand auflegen ist sein Ding, Hand anlegen eher weniger.
Die Entenbrust zur Hauptspeise kommt ohne Sättigungsbeilage auf den Tisch, denn der Gastgeber verzichtet seit geraumer Zeit auf diese - und für Gäste eine Ausnahme zu machen, erscheint ihm wohl überflüssig. Dafür gibt es in Zucker gewendete Apfelscheibchen mit Zwiebeln dazu.
Als Nachtisch reicht er Linzer-Torte. Der vermutlich aufwendigste Gang ist jedoch kein echter Nachtisch im Sinne eines abgerundeten Dinners.
Wirkliches Nachdenken setzt bei Thomas auch nicht ein, als er hört, dass die einzige weibliche Teilnehmerin in dieser Woche, Linda, Vegetarierin ist. Immerhin hat er für den Fall der Fälle einen Bratling im Hause. Ist sicher das, was Vegetarier stets vorgesetzt bekommen, wenn jemand sich nicht viele Gedanken machen möchte.
Thomas bekommt siebenundzwanzig Punkte, obwohl er sich selber zehn satte Punkte gegeben hätte. Vermutlich hätte er vorher "Hand auflegen" müssen bei den Gästen, damit sein Wunschdenken mit der Realität konform geht.
Hummel, Hummel, Gruß Biene
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Da hatte aber einer fleissig die Trendmagazine durchforstet, um heraus zu finden, was rundum schwer angesagt ist:
AntwortenLöschenDie Brille, der Kopfbeutel, der Hängehund, die Vintagemöblierung, der Verzicht auf Kohlenhydrate, die Berufs(?)wahl, die Kleiderfarbe der Schmuckoverkill, so dekoriert entkam Thomas dann doch einigermaßen der Gewöhnlichkeit seines Allerweltsvornamens und wurde zu dem Wesen das er selbst abendfüllend anbeten konnte. Unterstützt wird er darin tagtäglich überaus ernsthaft von seiner zu ihm aufblickenden Freundin, die ihm gestern überglücklich als Küchenhilfe zur Verfügung stand.
Nicht dass es da so viel zu tun gegeben hätte, aber wenn man selbst um ein Dressing Gloriengesänge erschallen lässt müsste in meiner Küche jeden Abend ein Requiem erbeben.
Bei Thomas jedenfalls erzitterten die Wände als ein simples HonigSenf- Dressing sich über nicht frische Feigen und nicht frische Maroni ergoss, die in nicht dünne Scheiben (Feigen) geschnitten waren.
Aber egal, bei der Vorspeise mussten die Gäste sich ohnehin noch von dem Schock des Empfangs erholen: Im Türrahmen stehend empfing sie der Gastgeber. Hoch wie ein Turm versperrte er den Eingang in die gastliche Bude und bremste so den Ankommenden unerwartet aus: "Du darfst dich da hinsetzen und deine Schuhe ausziehen" Leicht drohend kam das rüber, mit der passiven Aggressivität von Kindergärtnerinnen "Du darfst jetzt..." Das war Psycho, eindeutig, aber nicht Therapie!
Verpflastert wurde diese Blessur dann quasi im Flur, mit klebrig süßem Likörsektchen in Ommas gutem Sektschälchen, brühwarm serviert, wie dem Gastgeber in seinen Fellpuschen wohl um die Füsschen gewesen war.
Überhaupt: Diesen schabenden Fussgeräuschen beim Servieren jedes Ganges lauschen zu dürfen, das hatte einen ganz eigenen Charme: Schraab, schraab, schraab, schubberte der Thomas wie ein Schlittschuhläufer über seinen trendigen Holzboden.
Der Hauptgang, die Ente, kam tatsächlich so nackt und schlicht daher wie befürchtet. Die Haut war gebräunt, aber weit entfernt von knackig, viel Fett glibberte noch darunter. Das Fleisch zwar rosig, aber zäh - geruht hatte das gute Stück auch nicht.
Die Äpfel waren in Zucker gedünstet, Gemüse sieht anders aus und hätte mir gefehlt zum Geflügel. Oder wenigstens ein wenig Curry auf den Äpfeln, jedenfalls nicht nur Zuckerobst...
Die Sauce konnte eigentlich - wenn ich mir die Zutaten vergegenwärtige - nur zum Gerben taugen bei der bitteren Säure. Oder lustig machen? Thomas Lachen perlte jedenfalls unentwegt melodisch durch den Raum, immer wieder angefeuert von Witzbold Till, der seinerseits schonmal durch Halbwissen, Taktgefühl und guten Geschmack im Vorfeld auf sich aufmerksam machen konnte.
Seine volle gastgeberische Sensibilität legte Tom denn auch in die Spezialbehandlung der Vegetarierin Linda: Die Sosse mit Entenfett auf Extrateller - das war IQ 140 - aber am herzzerreissendesten war die Geste, mit der Thomas den Bratling den Enten hinterher in den Ofen schlenzte: Selten hab ich ein Lebensmittel abfälliger geworfen gesehen. Nicht nur, dass dieser Puk Fertigware war, nein er wurde auch noch wie Ausschuss behandelt. Schlechtes Karma, Herr Heilpraktiker!
Das Dessert hat bestimmt geschmeckt - aber doch bitte nur mit Kaffee!!!! Und Schlagsahne ist Schlagsahne. Kein Schaum.
Und Thomas ist Thomas und sollte sich dringend auf die Suche nach sich selbst begeben, mal schauen was er so findet, unter den Bergen von Accessoires.
Was für ein Schaumschläger.
in alter Frische nach diesem onöööödenden Dinnerabend grüßt Susi aus ööödem HHGrau
Huuu Huuu ist da noch wer? Oder treib ich alleine auf der Elbe vor Krümmel, das wär nicht schön?
AntwortenLöschenRudi hat sich eine Auszeit vom Dinner genommen - wo die anderen sind, weiß ich nicht. Aber allein bist du doch nicht, ich bin ja auch noch hier. Gruß Silvia
LöschenOh doch - Anna ist leider krank. Das Schniefen hat wohl auch Berlin erreicht. S.
LöschenNa gut, oder nein, natürlich nicht gut, aber auf jeden Fall gute, nein allerbeste Besserung! Dann quak ich mal nicht weiter rum, fröhlichen Gruß von der Sus
AntwortenLöschenHuhuuu, ich bin auch noch da! Mochte die letzte (nervige) Woche nicht schreiben, trotz ausreichend Lästermaterial ist mir nix vom Kopf in die Tastatur gerutscht. Lag vielleicht auch an den kleinen grauen Wölkchen im selbigen. Aber morgen wieder, bestimmt!
AntwortenLöschenHier ist ein Hauch von Frühling, die Vögel piepen und der fiese Schnee taut weg. So kann’s bleiben! Liebe Grüße in den Blog von Regine
Wir freuen uns, Regine. Gruß Silvia
LöschenJa Danke für die Antwort, Sil und Sus! -lol-
LöschenSil und Sus hört sich an wie skandinavische Heringsspezialitäten, lange haltbar, weil sauer eingelegt mit Dill, Essig und Senfkörnern. Geht doch nix über vernünftiges Antiaging!
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